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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 45.1934

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Zwei niederdeutsche Wohnbauten
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https://doi.org/10.11588/diglit.10796#0363

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PROFESSOR FRITZ HÖGER —HAMBURG FERIENHÄUSCHEN AUF SYLT (MODELL)

ZWEI NIEDERDEUTSCHE WOHNBAUTEN

Fritz Högers größte Sorge gilt dem Problem
unserer Zeit: »Deutsche Heimat« zu gestalten.
Das Ferienhäuschen Rantum auf Sylt wächst mit
bezaubernder Selbstverständlichkeit aus dem Kamm
seiner Düne. In dem Höhlenbau befindet sich der
Hauptschlafraum und die kleine schiffsmäßige Küche
mit Speisekammer, eine Garderobe und praktisch ein-
gebaute Schränke. Das unterirdische Geschoß öffnet
sich licht und weit dem Meere zu. Eine mächtige
Wohnterrasse nach Westen bietet herrliche Sonnen-
bäder und Schutz bei jedem Wetter. An der Nordseite
führt ein kleiner Maulwurfsgang geschützt nach dem
außerhalb des Hauses eingebauten W. C. Vom Ein-
gangstor zum Wohnzimmer, welches nach drei Sei-
ten Licht und Ausblick über die See hat, schützen
Doppelfenster gegen starken Sturm. Der eigentliche
Hauskern hat nur fünfmal 5 m, die Außenwände
sind doppelwandig Holz mit Torffüllung. Das Flach-
dach steht ringsum 2 m über. Der Überstand wird
von acht eichenen, vierkantigen Säulen getragen.
Auf dem Dache wächst aus 30 cm starker Erdpackung
das Steppengras und die Rauschbeere der Umwelt.
Im mittleren Quadrat des Flachdaches ist ein flacher
Wasserkasten mit 1 cbm Wasserinhalt eingebaut für

Süßwasserförderung. Die 3 m breite, obere Sand-
terrasse läuft in die Düne über. An allen vier Seiten
des Hauses sind wunderbar geschützte Sitznischen zu
bilden durch Herablassen von Wänden aus dem
Dachüberstand zwischen den Säulen. An einer Ecke
unter dem Dache ist eine Dusche vorgesehen mit
zwei Klappwänden und einem Persennigvorhang.

Farbig fügt sich das Häuschen in seine Landschaft.
Die Außenwände sind mit farblosem, nur der Über-
stand mit blutrotem Karbolineum gestrichen, das
Fensterwerk ist weiß lackiert. Alles übrige besorgen
da oben Sonne, Wind und Meer als des Baumeisters
beste Gesellen. Auch Windstärke 11 kann dem trutzi-
gen, starkverankerten Bau nichts anhaben, und tief
in der Bergschlucht ist es gar mollig, warm oder
kühl, wie man will! Hier kann man fernab vom
Weltgetriebe Blickweite zur Unendlichkeit finden!

In Dr. Knoths Landhaus in Wellingsbüttel bei
Hamburg fand ein Stück Heimattraum seine Wirk-
lichkeit. Das angehängte, kleine Häuschen entstand
als erstes 1933, und weil es drinnen so schön war und
so herrlich da draußen in der Landschaft, wurde Fritz
Höger schon nach einem halben Jahr gebeten, das
größere Wohnhaus für denselben Besitzer zu bauen.

1934. XI. 1
 
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