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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 45.1934

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Ein Stück Gewebe
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https://doi.org/10.11588/diglit.10796#0403

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INNEN-DEKORATION

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Märchen im Raum und wirkt sein bißchen Anmut
schüchtern und ohne Last dem Ganzen ein. Leicht wie
ein Gedicht erzählt es von spielenden Faltern über Blu-
men, von bunten Tropenvögeln und von einer Mensch-
heit der fernen südlichen Länder - gerade anschaulich
genug, um den Sinn mit einem Hauch von Fernweh
und Liederschwung anzumuten, und doch so beschei-
den und dinglich, daß der Blick jederzeit leicht zu den
übrigen Raumdingen weitergeht. Es gibt alte Tapeten,
die diesen Geist haben; Tapeten aus einer Zeit, wo der
Mensch liebevoller als heute zu den ihn umgebenden
Dingen stand und ihnen nicht gram war, wenn sie ihm
gelegentlich etwas erzählten, das über ihren eigentli-
chen Dienst hinausging. Das »Eigentliche« im Dienst
der Dinge wird von jeder Epoche anders bestimmt,
und eine Zeit, die von den Dingen des täglichen
Lebens etwa »Seele« verlangte - ist sie »schlechter«
als eine andre, die abstrakter denkt und sich mit
einer knapp umgrenzten Zweckleistung begnügt ? w. f.

wandbild im modesalon (s. 3s4/8j)

EIN STÜCK GEWEBE, als
Wandbild dem Raum ein-
gefügt, ist ein Stück Musik im
Raum. Es ist Wand, aber zu-
gleich auch eine Durchbre-
chung der Wand, ein Fenster,
durch das ein Strahl aus an-
derer Welt hereinscheint, ein
Strahl aus der Welt der Phan-
tasie. Ein Wandbild ist Wand,
aber die Wandfläche kommt
da, wo es ist, ins Schwingen
und Klingen. Sie enthebt sich
dem bloßen »Zweck«, sie trägt
sich an dieser Stelle nicht als
Prosa vor, sondern als Lied
und Gedicht. Welch ein An-
knüpfungspunkt für den Ge-
danken, für das innere Erleb-
nis! Ein wenig Traum und
Kindheit bedeutet das bemalte
oder bestickte Gewebe mitten
in der nüchternen Wirklich-
keit. Es steht wie ein zartes

lotte fink-pfau »wandbild im modesalon« auf rohseide gemalt
 
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