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Jäger, Hermann
Gartenkunst und Gärten sonst und jetzt: Handbuch für Gärtner, Architekten und Liebhaber — Berlin, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.20105#0038

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Kleüiasien und Persien.

schöner Gegenden. Es waren aber, wenn man nach dem heutigen Sprachgebrauche
urteileu kann, mehr fruchtbare bewässerte Landschaften als Gärten, welche noch heute
Paradiese genaunt werden. Jn dcu Nachrichten über solche Paradiese persischer Herrscher
und Vornehmen sind sie indessen so bestimmt als Lustgärten bezeichnet, daß wir nicht
daran zweiseln können, daß wenigstens etwas sür Schönheit gethan wurde. Es gab kaum
eineu persischen Satrapen, welcher uicht ein großes Paradies gehabt hätte. Aenophon
nennt als berühmt das des Belesis, Statthalter von Lydien. Tissaphernos, Statt-
halter unter Darios Nothos, ein Freund und Verehrer des Alcibiades, nannte snach
Plutarch) sein „Paradies" nach dessen Namen. Brisson sagt von diescm Garteltz
daß es in ihm Gebüsche, Springbrunuen und herrliche Wiesen gab. Das Grab
des älteren Kyros lag in eiuem solchen Garten zu Sardos am Berge T m o l u s iu
Lydien, welchen der jüngere Kyros selbst augelegt zu haben sich gegenüber dcm
Griechen Xylander rühmte, und in welchem er eine spartanische Gesandtschaft mit Stolz
empsing (Tenophon). Die Bäume waren nach üi e n o p h o n im Fünfverband (ciuinennx)
gepflanzt.

Die persischen Könige zur Zeit des Darius, üierxes u. a. wechselten oft die Wohn-
sitze, hatten daher verschiedene Gärten uud Landsitze. So hielten sie sich im Frühlinge iu
Susa, im Sommer in dem kühlen Ekbana, jetzt Hamadan, in deu medischen Gebirgen auf.
Alexander der Große hielt in eiuem solchen Garten eine Musteruug über 13,000 Krieger
uud soll in einem andern 4000 Hirsche erlegt habeu. Es waren also die Paradiese zu-
gleich oder oft Tiergärten. Aenophon („Kyropädie") läßt den Großvater Astyages
zu seinem Neffen Kyros sagen: „Die jetzt im Garten befindlichen Tiere schenke ich dir,
und noch viele andere will ich zusammentreiben lassen. Diese kanust du, sobald du reiten
gelernt hast, versolgen und mit Bogen und Wurfspieß erlegen, wie große Männer."
Auch der von Darius erbaute Reichspalast bei Pasarpadä, dem weltberühmten, noch jetzt
als Ruine vorhandenem Persepolis der Griechen, hatte Gärten, wenn sie auch der Lage
nach nur klein sein konnten. Moritz Carriere sagt darüber (iu dem schon ge-
nannten Buche): „Die Vorliebe der Perscr sür terrassenförmige Gartenanlagen am
heimischen Gebirge bot den Ausgangspuukt, daß mau zum Palastbau einen Vorsprung
wählte, der sich mit leichtgeschwungenem Bogeu au die Felswand im Osten anlehnte uud
iu einer Breite von etwa 1000 Fuß mehr als halb soweit sich in das Thal erstreckte. Die
Höhe von gegen 50 Fuß ward senkrecht abgeschnitten und mit viereckigen Marmorblöcken
umbaut. Der obere Raum, uach Norden hin am niedrigsten, ward in der Art zur Platt-
form geebuet, daß sich nach der Mitte hin und südlich noch zwei Terrassen über einander
in einer Höhe von 8 und 10 Fuß erhoben, welche den reichsten Bauten Raum boten. Der
hintere Terrassenbau zeigt in seiner Anlehnung an die Bergwand einen entwickelten Sinn sür
die Verbindung der Bauwerke mit der schönen Natur, demgemäß waren die Bautcn selbst für
eine freie malerische Wirkung verteilt uud zusammengeordnet. Denken wir uns die
Marmorsäulen in dem Versammlungshause, herabhängende Teppiche als Raumverschluß,
die sarbenschimmeruden, metallisch geschmückten Dächer zwischen grünlaubigeu Bäumen,
umblüht von Rosen von Schiras uud anderu praugcndeu Blumenbeeteu, aus denen die
Strahleu der Springquellen, (dereu Anlagen uoch erhalteu sind), hervorsprudelteu —
wir werden eineu andern, sreundlichen, lachendeu Eindruck gewinnen, der an dem phanta-
stischen Zauber der Alhambra gemahut." Wenn auch die „Reisen des jungeu Anacharsish
 
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