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Jahrbücher für Kunstwissenschaft — 2.1869

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Waagen, Gustav Friedrich: Ueber in Spanien vorhandene Gemälde: Handzeichnungen und Miniaturen
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https://doi.org/10.11588/diglit.51374#0024

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Iß Ueber in Spanien vorhandene Gemälde, Handzeichnungen und Miniaturen.
vielem Feuer componirt und macht, namentlich in der, auf weissem Rosse
Tod und Verderben unter den Feinden verbreitenden, Gestalt des Heiligen
eine grosse Wirkung. — Das Martyrium des h. Andreas, ein grosses Altar-
bild im Museum von Sevilla ist mit vieler Einsicht ungeordnet; der schon am
Kreuz befestigte Heilige sanft im Charakter und zart in der Farbe, die übri-
gen, entschieden realistischen Köpfe sehr lebendig, die Farbe im Ganzen sehr
kräftig, die Ausführung fleissig. Das noch etwas Bunte in der Haltung und
der kalt blaue Ton der Landschaft, sprechen für seine etwas frühere Zeit. Auf
der vollen Höhe seiner Kunst zeigt ihn der Tod des h. Isidorus auf dem
Hauptaltar der diesem Heiligen geweihten Kirche in Sevilla. In dem obern
Theil erblickt man Christus, Maria und viele Engel, in dem unteren den ster-
benden Heiligen von einem Diacon unterstützt, von vielen verehrenden Geist-
lichen, besonders Mönchen, umgeben. Die Wirkung des Ganzen ist sein-
gross, die Köpfe der Heiligen sehr lebendig, die Ausführung meisterhaft. Der
Retablo in der Jesuitenkirche in Sevilla mit verschiedenen Bildern, bringt
seine Einsicht in der Anordnung zur Geltung und zeigt in besonders günsti-
ger Weise seinen Schönheitssinn. Endlich erwähne ich noch seines Moses,
welcher Wasser aus dem Felsen schlägt, im Museum von Madrid, wegen der
entschieden realistischen Auffassung, wonach die Stillung des Durstes zum
Hauptgegenstand gemacht und der Gebrauch von Massen von Helldunkel
schon den Coloristen ze.igt. Der Einfluss, den Roelas auf Herrera den
Alten, wie auf drei der grössten, spanischen Maler auf Zurbaran, Velazquez
und, ganz besonders, auf Murillo, gehabt, ist bisher noch nicht in seinem gan-
zen Umfange anerkannt worden.
Francisco clc Herrera el Viejo, der Alte, (geb. 1576, gest. 1656) bildete,
die realistische Richtung der spanischen Schule, sowohl in der Art der Zeich-
nung als der Charakteristik der Köpfe, nach dem Vorgänge des Roelas, zu
grosser Meisterschaft aus, sein Vortrag war in der Breite bisweilen selbst
übertrieben. Sein bedeutendstes Werk im Museum von Sevilla ist die Ver-
herrlichung des h. Hermengildo, vormals in dem den Jesuiten gehörigen Col-
legium desselben. Oben in den Wolken sieht man diesen von vielen Engeln
umgebenen Heiligen, unten Bischöfe und Geistliche in Verehrung. Die Com-
position ist voll Einsicht, der Heilige wenig bedeutend, die unteren Figuren
aber von grosser Würde und Lebendigkeit, so wie von trefflichem Geschmack
in den Gewändern. Die Wirkung ist indess etwas bunt, die Umrisse etwas
hart. Das Bild hat in manchen Theilen durch Restauration gelitten. Bei
einem andern, ebenfalls die mir unbekannte Legende eines Heiligen behan-
delnden Bilde*) ist die Anordnung sehr verworren, das Ganze weniger an-
*) Audi von der Sammlung dieses Museums giebt es, Dank der spanischen Indo-
lenz, keinen Catalog.
 
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