Von G. F. Waagen.
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sprechend. Vier Brustbilder von Heiligen in Runden sprechen in den Cha-
rakteren und Motiven an, sind aber in der Farbe dunkel. Ein von Passavant
(S. 99), als besonders für ihn charakteristisches, im National-Museum gewür-
digtes Bild, Moses, der Wasser aus dem Felsen schlägt, befand sich bei mei-
nem Aufenthalt in Madrid nicht mehr dort.
Francesco Pacheco (geb. in Sevilla 1579, f 1654) konnte, nach den
zwei Bildern, deren jedes zwei Köpfe enthält, auf seinen grossen Schüler und
späteren Schwiegersohn, Velazquez, in der Färbung keinen günstigen Ein-
fluss haben, denn sie sind in der Farbe schwer und dunkel; wohl aber in der
Auffassung, denn diese ist sehr lebendig. Von der Bedeutung desselben,
welcher für die vornehmlich auf das Portrait gerichtete Kunst des Velazquez
entscheidend war, legt aber ein, erst neuerdings aufgefundenes und im Besitz
eines Rechtsanwalts in Sevilla befindliches Zeichenbuch des Pacheco Zeugniss
ab. Dasselbe enthält nämlich fünfzig, in schwarzer und rother Kreide, in
der Art wie die berühmten Zeichnungen des Holbein in Windsorcastle, aus-
geführte Portraits, von denen viele von einer Feinheit und Lebendigkeit der
Auffassung, einer Meisterschaft in der Durchbildung des Einzelnen sind,
welche dem Holbein nahe kommen. Die Mehrzahl derselben sind Geistliche,
namentlich Mönche, unter denen sich ohne Zweifel verschiedene Jesuiten und
namentlich Mitglieder der heiligen Inquisition befinden, welcher auch ein
Bruder von ihm angehörte, und welche ihm ein solches Vertrauen schenkte,
dass er nach ihrer Anweisung ein Buch über die Behandlung heiliger Gegen-
stände verfasste, von dem ich noch später etwas bemerken werde, und ihn mit
der Beaufsichtigung der Beobachtung dieser Regeln von Seiten der Maler
beauftragte. Unter den Männern weltlichen Standes, theilweise von schönen
und bedeutenden Zügen, befindet sich auch das Bildniss des Dichters Que-
vedo.
Die Bilder des Juan de Castillo (geb. in Sevilla 1584, f 1640), wel-
cher in der Kunstgeschichte als Meister von drei Malern, des Pedro de Moya
des Alonso Cano und des so berühmten Murillo, eine bedeutende Rolle
spielt, zeigen, dass sie diesen seinen Schülern in der zwar realistischen, doch
edlen Auffassung, in der Wahrheit der Motive, in der guten Zeichnung, dem
Geschmack der Gewänder, zu Vorbildern dienen, dagegen aber für allgemeine
Haltung und für Färbung nur wenig gewähren konnten, denn die erste ist sehr
mangelhaft, die Farben bunt, die Umrisse hart, und steht er darin dem Roelas
und dem Herrera, dem Alten, weit nach. Folgende Bilder im Museum von
Sevilla geben hiervon Zeugniss. Die Himmelfahrt Mariä, ein Altarblatt von
sehr grossem Umfange. Die, von vielen Engeln, von guten Motiven um-
gebene Maria, ist von edler Auffassung, die Farben indess bunt, die Formen
hart. Auch eine Verkündigung und eine Heimsuchung Mariä sind edel gc-
Jahrbücher für Kunstwissenschaft. II. 2
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sprechend. Vier Brustbilder von Heiligen in Runden sprechen in den Cha-
rakteren und Motiven an, sind aber in der Farbe dunkel. Ein von Passavant
(S. 99), als besonders für ihn charakteristisches, im National-Museum gewür-
digtes Bild, Moses, der Wasser aus dem Felsen schlägt, befand sich bei mei-
nem Aufenthalt in Madrid nicht mehr dort.
Francesco Pacheco (geb. in Sevilla 1579, f 1654) konnte, nach den
zwei Bildern, deren jedes zwei Köpfe enthält, auf seinen grossen Schüler und
späteren Schwiegersohn, Velazquez, in der Färbung keinen günstigen Ein-
fluss haben, denn sie sind in der Farbe schwer und dunkel; wohl aber in der
Auffassung, denn diese ist sehr lebendig. Von der Bedeutung desselben,
welcher für die vornehmlich auf das Portrait gerichtete Kunst des Velazquez
entscheidend war, legt aber ein, erst neuerdings aufgefundenes und im Besitz
eines Rechtsanwalts in Sevilla befindliches Zeichenbuch des Pacheco Zeugniss
ab. Dasselbe enthält nämlich fünfzig, in schwarzer und rother Kreide, in
der Art wie die berühmten Zeichnungen des Holbein in Windsorcastle, aus-
geführte Portraits, von denen viele von einer Feinheit und Lebendigkeit der
Auffassung, einer Meisterschaft in der Durchbildung des Einzelnen sind,
welche dem Holbein nahe kommen. Die Mehrzahl derselben sind Geistliche,
namentlich Mönche, unter denen sich ohne Zweifel verschiedene Jesuiten und
namentlich Mitglieder der heiligen Inquisition befinden, welcher auch ein
Bruder von ihm angehörte, und welche ihm ein solches Vertrauen schenkte,
dass er nach ihrer Anweisung ein Buch über die Behandlung heiliger Gegen-
stände verfasste, von dem ich noch später etwas bemerken werde, und ihn mit
der Beaufsichtigung der Beobachtung dieser Regeln von Seiten der Maler
beauftragte. Unter den Männern weltlichen Standes, theilweise von schönen
und bedeutenden Zügen, befindet sich auch das Bildniss des Dichters Que-
vedo.
Die Bilder des Juan de Castillo (geb. in Sevilla 1584, f 1640), wel-
cher in der Kunstgeschichte als Meister von drei Malern, des Pedro de Moya
des Alonso Cano und des so berühmten Murillo, eine bedeutende Rolle
spielt, zeigen, dass sie diesen seinen Schülern in der zwar realistischen, doch
edlen Auffassung, in der Wahrheit der Motive, in der guten Zeichnung, dem
Geschmack der Gewänder, zu Vorbildern dienen, dagegen aber für allgemeine
Haltung und für Färbung nur wenig gewähren konnten, denn die erste ist sehr
mangelhaft, die Farben bunt, die Umrisse hart, und steht er darin dem Roelas
und dem Herrera, dem Alten, weit nach. Folgende Bilder im Museum von
Sevilla geben hiervon Zeugniss. Die Himmelfahrt Mariä, ein Altarblatt von
sehr grossem Umfange. Die, von vielen Engeln, von guten Motiven um-
gebene Maria, ist von edler Auffassung, die Farben indess bunt, die Formen
hart. Auch eine Verkündigung und eine Heimsuchung Mariä sind edel gc-
Jahrbücher für Kunstwissenschaft. II. 2