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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 11.1897

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Schrank, Ludwig: Ausstellungs-Reminiscenzen
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https://doi.org/10.11588/diglit.51000#0137

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Ausstellungs - Reminiscenzen. 125
Das Charakteristische derselben entspringt dem Bedürf-
nisse der Fachleute, ihre täglichen Leistungen dem Publicum
vorzuführen. Wer von ihnen eine Collection berühmter Persönlich-
keiten im Cabinetformat besitzt, wird gewiss davon Gebrauch
machen und sie in einem Tableau vereinigt ausstellen. Eine
solche Schaustellung hat unbestritten einen geschäftlichen Werth.
Gleichwohl bekommt die Vorführung dadurch einen be-
stimmten Ausdruck, der nur zu sehr an die Schaukästen der
Photographen erinnert, und es ist dem Effecte nach gleichgültig,
ob man ein solches Tableau „Unter den Linden“, eventuell in
der „Friedrichsstrasse“ betrachtet, oder ob man zu demselben
Genüsse erst in Treptow gelangt.
Ein anderes Merkmal der Berufsphotographen sind die
Ausführungen von Bildern in Farben, welche diese Aus-
stellungen vor jenen der Amateure voraus haben, natürlich in
grösserem Format, und in dieser Beziehung wurde in Berlin
und Budapest Treffliches geleistet. Erinnern wir uns, dass in
früheren Jahren Makart und Kriehuber grössere Photo-
graphien in Aquarell ausgeführt haben, so wird man kaum
die Berechtigung oder den künstlerischen Erfolg eines der-
artigen Versuches in Zweifel ziehen.
Thatsächlich haben J. C. Schaarwächter u. A. in Berlin,
ferner Prof. Koller’s Nachfolger, Erdely, Strelisky,
Pietzner und Prohaska in Budapest, so fein abgestimmte
farbige Kunstwerke zur Ausstellung gebracht, dass sich da-
gegen die ungeschlachten skizzenhaften Elaborate moderner
Impressionisten und Gummimänner wie graphische Denkmäler
aus der Zeit der Pfahlbauern ausnehmen.
Wenn früher das Publicum hinsichtlich der Dauerhaftigkeit
der gemalten Bilder Bedenken hegte, so ist diese Besorgniss
doch seit Einführung des Platinverfahrens wesentlich ge-
schwunden, und man kann wirklich eine Garantie für seine
Erzeugnisse übernehmen. Solche grosse, in Pastell oder
Aquarell ausgeführte Portraits in passender Umrahmung (aber
nicht in einen altarartigen Aufbau eingefügt) sind ganz ge-
eignet einen imposanten Eindruck zu machen, und müssen
auf jeder Ausstellung Anerkennung finden, wenn sie auch nicht
das „tägliche Brod“ des Fachphotographen darstellen.
Auf der Budapester Millenniums-Ausstellung bei Prof.
Koller’s Nachfolger war eine Reihe von Portraits, namentlich
Frauen- und Kinderköpfe in Miniatur ausgeführt zu sehen,
sowohl in Emailfarben, als auch auf Elfenbein (vielleicht mit
Unterlage von Kohledruck), man konnte sich nichts Reizenderes
denken.
 
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