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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 11.1897

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Vogel, Hermann Wilhelm: Bunsen-Roscoë's Untersuchungen über das photographische Wetter
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https://doi.org/10.11588/diglit.51000#0230

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Untersuchungen über das photographische Wetter.

Zeiten angestellt zu haben. Dieselben gelten heute noch als
mustergültig, und erst jüngst hat der berühmte Pflanzen-
physiologe Prof. Dr. Wiesner im Interesse seiner Wissenschaft
Bunsen-Roscoe’s Methode zu Messung des photographischen
Klimas in Wien, Cairo und Batavia verwendet1).
Bunsen-Roscoe benutzten nun zuerst Chlorknallgas zu
ihren Messungen. Später vertauschten sie dieses Material,
welches, wie sie sagen, „ihre Geduld auf die härteste Probe
stellte“, mit salpetersaurem Chlorsilberpapier, welches wenigstens
nicht die Explosionsgefahren bot wie Chlorknallgas.
Mit diesem Papier sind nun viele Messungen, namentlich
von Roscoe’s Schülern, so von Thorpe in England und
Brasilien u. s. w. ausgeführt worden.
Bunsen und Ros coe schwebte der Gedanke vor, die Frucht-
barkeit eines Ortes mit der von ihnen gemessenen chemischen
Lichtstärke in Beziehung zu bringen, und denselben Gedanken
haben sicherlich Viele nach ihnen gehabt.
Auch Wiesner sagt a. a. 0., S. 1: „Bei der überwiegenden
Mehrzahl meiner Beobachtungen wird die Methode der chemischen
Lichtmessungen herangezogen, um die Lichtstärke, welcher die
Pflanzen und deren Organe ausgesetzt sind, mit der gesammten
Stärke des gleichzeitig herrschenden Tageslichtes zu vergleichen“,
und in der Anmerkung heisst es: „Nach demselben Principe
lassen sieh bis zu einer weitgehenden Grenze die Beleuchtungs-
verhältnisse von Gartenanlagen, Gewächshäusern und Wohn-
räumen bestimmen.“ In wie weit sind solche Folgerungen
nach dem Absorptionsgesetz zulässig? Nehmen wir einmal
das Chlorknallgas an. Dasselbe zeigt im Wesentlichen das
Absorptionsspeetrum des Chlors, dieses aber gibt vorzugsweise
Absorptionslinien im Blau, Indigo und Violett des Spectrums.
Die darüber hinaus vorhandenen Linien sind noch ungenügend
studirt. Aus der bisher bekannten Absorption würde nun
folgen, dass das Chlorknallgas wesentlich blau-, indigo- und
violettempfindlich ist.
Wenn wir also mit ihm die chemische Lichtstärke des
Tageslichtes messen, so messen wir eigentlich nur die
Stärke der blauen, indigofarbenen und violetten
Strahlen.
Diese sind es nun auch, die in der nicht farbenempfind-
lichen Photographie eine Rolle spielen, und insofern sind die
mit dem Chlorknallgas-Photometer erzielten Messungen von

1) Bericht der Wiener Akademie, Bd. 64, 1896, als Separatabdruck
erschienen bei Gerold.
 
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