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Wagner, Heinrich
Kunstdenkmäler im Grossherzogthum Hessen: Inventarisirung und beschreibende Darstellung der Werke der Architektur, Plastik, Malerei und des Kunstgewerbes bis zum Schluss des XVIII. Jahrhunderts: Kreis Büdingen — Darmstadt: Bergstraesser, 1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.18791#0010

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KREIS BÜDINGEN

Älteste Die Kunst hat aus allen Abschnitten ihres Entwickelungsganges in dem in

Baudenkmäler . . . -± ,

Rede stehenden Gebiete untrügliche Merkmale ihres Schattens hinterlassen. Em
beträchtliches Werk, aus ganz früher, prähistorischer Zeit, ist der Ringwall der
Glauburg, ein hoher Bergrücken bei Stockheim, dessen starke, ausgedehnte
Umwallung später zur Anlage eines frühmittelalterlichen Wehrbaues, aller Wahr-
scheinlichkeit nach der ehemaligen, jetzt zerstörten, kaiserlichen Reichsveste Glauburg
diente. Den ganzen westlichen Teil des Kreises Büdingen durchschneidet die grosse
römische Grenzwehr,*) der Limes, bestehend aus einer Anzahl kleinerer und grösserer
Kastelle und, vor denselben ostwärts, dem Pfahlgraben. Von der hessischen Grenze
im Süden bei Marköbel läuft der Grenzwall in geradliniger Richtung von Südost
nach Nordwest, auf eine lange Strecke im Walde westlich von Rommelhausen
wohl erhalten, an mehreren dahintergelegenen kleinen Befestigungswerken vorüber
nach dem Dorfe Altenstadt, umschliesst daselbst ein grosses Kastell, dessen Grund-
mauern sich unter einen Teil dieses Ortes erstrecken, setzt dann seinen Lauf in
ziemlich gleicher Richtung wie vor Altenstadt durch den Wald »Lücke« fort, wo
der Pfahlgraben mit deutlich erkennbarem Profil zu verfolgen ist. Auf dem höchsten
Punkt des Waldrückens finden sich die Trümmer eines kleinen Turmes und die
Reste eines Signalhügels; noch weiter nordwärts, wo der Limes auf eine Strecke
den Kreis Friedberg durchzieht, sind die Spuren eines kleinen Kastells bei Stamm-
heim, sowie eines mässig grossen südlich von Staden erhalten. Von hier an,
jenseits der Nidda, erscheint der römische Grenzwall wieder im Kreise Büdingen,
ist aber, schon von der Lücke ab, bis nach dem Bingenheimer Forsthaus, kaum
mehr zu erkennen. Geringe Spuren zeigen sich östlich von Leidhecken, wo ein
kleines Kastell liegen soll; solche Kastelle finden sich auch auf seinem weiteren
Lauf nordwärts, eines am Lugberg bei Bingenheim, eines »auf der Haselheck« bei
Bisses unweit Echzell vor. Der Pfahlgraben führt hierauf an einem kleinen Wehr-
bau nächst dem Schwalheimer Hof, sodann »auf der Burg« bei Unter-Widdersheim
vorüber, um endlich bei einer weiteren Römerstätte, »das Massohl«, über der
Grenze des Kreises Büdingen sich fortzusetzen.

Jenseits des Pfahlgrabens hat man keine Spuren Römischer Kultur vorgefunden. **)
Das Hauptgebiet der oben beschriebenen alten Herrschaft Büdingen scheint nicht
früher als seit dem 11. Jahrhundert und nur allmälich angebaut worden zu sein;***)
denn kein einziger der im Innern derselben gelegenen Orte kommt vor dieser
Zeit in Urkunden vor, während die meisten übrigen Orte der Wetterau und des
Kinzigthales, insbesondere die im westlichen Teil des Kreises gelegenen Nieder-
lassungen, im 8. bis Ii. Jahrhundert oftmals genannt sind.
Mittelalterliche Die Kunsttliätigkcit beginnt sich von da an im ganzen Gebiet des Kreises

KiTnstdenkmäier zu entfalten. Es entstehen neue Wohnstätten mit Kirchen, Burgen, Rathäusern u. s. w.,
und die grösste Ausbeute an diesen Werken der Baukunst vom 12. Jahrhundert
bis auf die Neuzeit gewährt die Stadt Büdingen mit Grossendorf. Hier sind die
Einflüsse des nahen Gelnhausen, sodann in den westlichen und nördlichen Teilen

*) Kofler, Quartalbl. d. bist. Ver. f. d. Grossh. Hessen 1886, S. 9 u. S. 203; 1887 S. 63 u. S. 121.
**) Kofler, Quartalbl. d. hist. Ver. f. d. Grossh. Hessen 1885, S. 12.
***) Thudichum, Rechtsgesch. d. Wetterau I, S. r, und Simon Gesch. d. reichsst. Hauses Y. u. B. I. S. 5.
 
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