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Wagner, Heinrich
Kunstdenkmäler im Grossherzogthum Hessen: Inventarisirung und beschreibende Darstellung der Werke der Architektur, Plastik, Malerei und des Kunstgewerbes bis zum Schluss des XVIII. Jahrhunderts: Kreis Büdingen — Darmstadt: Bergstraesser, 1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.18791#0160

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GLAUBERG

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ursprüngliche, spätgotische Kapelle erkennt man an den Formen der spitzbogigen
Thüren und Fenster. Letztere haben noch die Spuren des Masswerks, mit dem
sie einst geschmückt waren, das aber abgehauen wurde zu der Zeit, als man hier
wie an andern Orten die Fenster nicht allein ihres steinernen Stabwerks, sondern
auch ihrer Glasmalereien beraubte, damit das Tageslicht um so blendender einfallen
könne. Die westliche Thüre wird von einem Hohlkehlenprofil, die südliche Thüre von
reicherem, im Scheitel sich kreuzenden Stabwerk umrahmt. Die über dem Schlusstein
eingemeisselte Inschrift CVM • DEO • MCCCCLXXXV ■ bezeichnet 1485 als Jahr der
Errichtung des Gotteshauses. An einem der Werkstücke bemerkt man dieses
Steinmetzzeichen. Im Innern sind auf den Nord-, West- und Südseiten
Emporen eingebaut. Die Kanzel steht an der Ostwand des Chors.

Im Dachreiter sind zwei Glocken aufgehängt, die grössere derselben
wurde 1808 von Friedrich Wilhelm Otto in Giessen gegossen; die kleinere Glocke
hat folgende Inschrift: IN ■ GOTTES ■ NAHMEN • FLOSS • ICH • IOHANN •
GEORG ■ VND ■ PETER • BACH ■ VON • HVNGEN • GOSS ■ MICH ■ \7^5 •

Auf dem Dachboden der Kirche sieht man einen steinernen, beinahe lebens- Bildwerk

und Gemälde

grossen Kruzifixus, sowie eine Anzahl hölzerner Figuren herumliegen. Letztere
scheinen einst zu einem Altarschnitzwerk aus dem Ende des 15. oder Anfang des
16. Jahrhunderts gehört zu haben und sind mit Spuren der ursprünglichen Be-
malung versehen.

Zwei kirchliche Gemälde, ehemals Teile eines spätmittelalterlichen. Altarschranks,
blieben im hiesigen Rathaus aufbewahrt, bis sie 1887 ins Grossherzogliche Museum
zu Darmstadt abgeliefert wurden. Die in Zeichnung und Farbe geringwertigen
Bilder, die je eine Gruppe von Heiligen mit ihren Abzeichen darstellen, haben
dort an der Wand vor dem Eingang in die Gemälde-Galerie ihren Platz gefunden.

Glocken

GLAUBERG

FARRDORF an der Nidder, 11 km westnordwestlich von Büdingen, Allgemeines
ist gegen Südosten von einer bewaldeten Bergkuppe, dem eigentlichen
Glauberg, überragt. Der Name kommt zuerst im 9. Jahrhundert in
der Bezeichnung »Gloubero marca«,*) dann in den Formen Glouburg
1191, GlouburCh 1213, Glonberg 1257, Glauburg 1300 vor und bedeutet nach
Weigand »zu der wachsamen Burg«, von welcher der Name auf den Berg selbst,
sodann auf das daran gelegene Dorf übergegangen sei.

Die Glauberger Mark scheint anfangs Königsgut gewesen,**) später aber in
andere Hände gekommen zu sein, denn gegen Ende des 12. Jahrhunderts war

*) Cod. Lauresh. DJ, S. 269, No. 3768. — Arch. f. Hess. Gesch. VII, S. 284.
**) Landau, Beschr. d. Gaues Wettereiba, S. 118; u. Simon, Gesch. d. reichsst. Hauses Y. u. B. I, S, 131.

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