Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Wagner, Heinrich
Kunstdenkmäler im Grossherzogthum Hessen: Inventarisirung und beschreibende Darstellung der Werke der Architektur, Plastik, Malerei und des Kunstgewerbes bis zum Schluss des XVIII. Jahrhunderts: Kreis Büdingen — Darmstadt: Bergstraesser, 1890

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.18791#0217

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
LISSBERG

2(31

BVS • VND ■ BETET • FORT ■ VND . FORT O (Hand) SO • WIRD • EVCH • GOTT •
GENEDIGLICH ■ ERHOEREN • HIER • VND • EWIGLICH O Darunter in einer
Zeile: JOHANNES • ARCVLARIVS • PFARHER O JOHAN ■ ADAM • SCHMID •
AMBSSCHVLTHEIS O JOHANNES • SEIBEL • BAVMEISTER O SIMON • SA VER-
BREI • BVRGEMEISTER O Am Schlagkranz unten: IN • GOTTES ■ NAMEN ■
FLOS • ICH • ANTHONIVS • FEI ■ VON • SCHOENBACH • V • JOHAN ■ JAKOB •
RLNCKER • VON • ASLAR • GOS • MICH || ZV • LISBVRGK || ANO ^686.

Auf dem Rand des Bergrückens nordwestlich von Lissberg, welcher der Schafkirche
»Domm« heisst (Flur III d. Gem.) stehen die Trümmer der »Schafkirche«, ein
kleiner unscheinbarer Bau, dessen zerfallenes Gemäuer einen jetzt unbedeckten,
rechtwinkligen Raum von 7,40 Länge und 4,20 Breite im Äussern einschliesst.
Die mit Gesträuch und Schlingpflanzen überwachsene Schafkirche sti nmt vortrefflich
mit der friedlichen, landschaftlichen Umgebung überein. Sie entbehrt zwar in ihrem
jetzigen, durch Wind und Wetter zerstörten Bestand aller Kunstformen, scheint
aber ehemals wirklich eine Feld-Kapelle gewesen und desshalb seit Jahrhunderten
von Menschenhand nicht berührt worden zu sein.

Die einzige Kunde davon aus älterer Zeit enthalten die Lissberger Salbücher von 1578,
1585 u. s. w. (S. 197), worin u. A. »herrenäcker . . . bey der Schaffskirchen«, welche an die
»Thümstrassen* stossen, verzeichnet sind.

BURG. Die Burgstätte erstreckt sich über die ganze Bergkuppe, und ist Gesamt-Anlage
ringsum von Stütz- und Ringmauern umschlossen. Noch im ersten Viertel dieses
Jahrhunderts soll ein grosser Teil der Burggebäude erhalten gewesen und als
Fruchtspeicher benutzt worden sein, *) bis sie um jene' Zeit auf den Abbruch
verkauft, und in Folge dessen sogar die mit Inschriften, Wappen, Zierraten ver-
sehenen Steine und Werkstücke zerstört oder verschleppt wurden. Nur der hohe
Burgturm und die Ruinen der festesten Gebäude des inneren Schlosses starren noch
aus den mit dichtem Epheu überwachsenen Ringmauern empor. Man gelangt zu
den ehemaligen »Kemmenaden, Kellern, Stallungen vnd andres was vff der Burg
vnd von Hobesteden ist« (Urk. v. 1418) durch die im Grundriss, Fig. 100, an-
gegebenen Pforten 1, 2, 3 der beiden Vorhöfe, in denen die Trümmer der früher
darin vorhandenen Gebäude angehäuft sind.

Nach dem Eintritt in den Schlosshof durch die Pforte 3 bemerkt man links innere Burg
an der schrägen Flügelmauer die Ueberreste eines stattlichen Hauses, 7, dessen
dicke Aussenmauern mit drei rechteckigen, im Innern mit Stichbogen überspannten
Fensteröffnungen bis über Stockwerkshöhe noch aufrecht stehen. Der Eingang
führt durch die vorgelegte einst überwölbte Thorhalle, an welche sich ein besonderer
Hof, 8, vielleicht mit Schuppen anreihte.

Dieses Gebäude 7, samt etwaigem Anbau, bildete ohne Zweifel »das Hauss in der Inneren
Burgk, das au der Inneren Pfordten steht, welches hiebevor Engelharts sei. gewesen« und in dem
Kaufbrief von 1392 mit den »Scheunen in der Vorburgk« u. A. m. erwähnt ist.

An der Nord- und Ostseite der inneren Burg bemerkt man die Grundmauern
einiger kleineren Gebäude und die starken Kellergewölbe eines Haupthauses, 5,
mit Anbau 6.

*) Landau, Hess. Kitterburgen, II, S. 62.
 
Annotationen