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Wagner, Heinrich
Kunstdenkmäler im Grossherzogthum Hessen: Inventarisirung und beschreibende Darstellung der Werke der Architektur, Plastik, Malerei und des Kunstgewerbes bis zum Schluss des XVIII. Jahrhunderts: Kreis Büdingen — Darmstadt: Bergstraesser, 1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.18791#0224

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KREIS BÜDINGEN

gründeten sie ihr Theologisches Seminar, ein Pädagogium, eine Knaben- und eine
Mädchen-Lehranstalt. Hier bestand eine eigene Druckerei für die Vervielfältigung
der Schriften der Gemeinde. Hier wurden ihre wichtigsten Synoden abgehalten, auf
welchen mitunter Abgeordnete aus allen Weltteilen versammelt waren. Nach der
Ausweisung der Gemeinde aus Herrnhaag um 1750 (S. 206) erfolgte auch in Marien-
born allmählich die Auswanderung der Brüder. Seitdem pflegt das Schloss nur von
einem gräflichen Förster bewohnt zu werden. Eine Zeitlang hatten die 1826
eingewanderten Inspirierten hier ihr Wesen getrieben. Seit 1816 steht Marienborn
unter Hessischer Oberhoheit.

N

Fig. 103. Marie7iborn. Klosterkirche.

-Kirche Von dem einstigen Kloster existiert fast nichts als die Kirche und diese ist

teils Ruine, teils in ein Förster- und Hofhaus umgewandelt. Immerhin steht noch
so viel von der Kirche, class die fehlenden Stücke durch die an anderer Stelle
erhaltenen mit Sicherheit ergänzt werden können.*) Die Zeichnungen von Fig. 103
stellen Grundriss, Längenschnitt und einen Teil der äusseren Ansicht, Fig. 104 a
bis f, Einzelheiten der Kirche dar. Sie bildet einen einschiffigen Raum. der
nach Osten in den über 5 Seiten des regelmässigen Achtecks errichteten Chor
übergeht und im Innern gemessen 8,9 m Breite auf 39,5 m Länge hat. Das Schiff
besteht aus 6 Jochen, welche gleich dem Chor mit Kreuzgewölben überspannt
waren. Die birnstabförmigen Rippen (Fig. 104, a), welche für Gurtbögen und
Diagonalbögen gleich profiliert sind, ruhten auf ausgekragten Knäufen. Diejenigen
des Chors, welche je nur eine Rippe des Achtecks aufzunehmen hatten; scheinen,
nach den abgebrochenen Stücken zu urteilen, etwas kleiner und anders gestaltet

*) Seit Abfassung dieser Beschreibung sind sämtliche Gebäude des Schlosses Marienborn 1889/90 abgebrochen
und dem Erdboden gleich gemacht worden. Der grösste Teil der alt-ehrwürdigen Klosterkirche, insbesondere deren
Chor und die Grabdenkmäler, sind jedoch verschont und erhalten geblieben.
 
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