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Wagner, Heinrich
Kunstdenkmäler im Grossherzogthum Hessen: Inventarisirung und beschreibende Darstellung der Werke der Architektur, Plastik, Malerei und des Kunstgewerbes bis zum Schluss des XVIII. Jahrhunderts: Kreis Büdingen — Darmstadt: Bergstraesser, 1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.18791#0240

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KREIS BÜDINGEN

Rathaus Das alte Rathaus, sowie ein städtisches Wirtshaus, mussten 163 i »unumgänglich

von neuem erbaut werden.« Die Ausführung kam 1632 wegen Mangel an Bauholz
ins Stocken, bis der Landgraf auf Nachsuchen von Bürgermeister und Rat f4 Stämme
aus seinen Forsten verwilligte. Dieses Rathaus stand ursprünglich auf dem jetzt frei-
gelegten Teil des Marktplatzes nächst dem Gasthof zur Traube. *) Der ganze
Gebäudekomplex wurde 181 1 niedergelegt, um sodann das Rathaus an der jetzigen
Stelle wieder zu errichten. Vom alten Bau rühren her das rundbogige Portal, mit
der STADT • NIDDA • W7BEN • sowie die zur Linken desselben eingemauerte Stein-
tafel mit den Namen : H ■ A • S ■ E • ELLENBERGER • j H • J ■ ROTH ■ B • M ■ | H • C •
ROTH • BAUM • j H ■ J ■ HREUNING ■ B, Auch ein rundlicher Stein mit der
Jahreszahl i661 , der die damalige Brodgrösse vorzustellen scheint, ist an der
nördlichen Ecke des Hauses eingemauert. Das ebenerdige Stockwerk, jetzt in
mehrere Räume geteilt, bildete früher eine Halle. Die Decke derselben ruht auf
zwei Unterzügen, die ihrerseits von zwei hölzernen toskanischen Säulen getragen
werden.

Alte Häuser Neben dem Rathaus steht ein Haus mit Rundbogenthor, einer Fenstergruppe

mit zierlichem Stabwerk und Säulchen, einer Stuckdecke und anderen ansehnlichen
Einzelheiten. Links vom Thorbogen ist zu lesen R • K • \ • 5 • 9 " 9 ' Das Haus
gehörte früher Roland Krug, dem auch das Haus auf der anderen Seite des
Rathauses, jetzt Gasthof »zum Stern« gehörte, bis letzterer 1602 vom Eigentümer
an die Stadt Nidda vertauscht wurde. Er diente hierauf als städtisches Wirtshaus
bis 1629. Einige der alten Deckenverzierungen sind noch vorhanden. Die Familie
Krug besass mehrere andere Häuser, darunter auch das an der Einmündung der
neuen Hauptstrasse in den Matktplatz gelegene Wohnhaus, in welchem auch eine alte,
gute Stuckdecke und einzelne Thürbekleidungen aus der Wende des 10. und 17.
Jahrhunderts erhalten sind. Sonstige alte Häuser mit geschnitzten Eckpfosten.
Fensterumrahmungen, Fratzenköpfen u. dergl. finden sich hier und dort.

In den Bergabhang westlich von Nidda sind viele alte Keller eingebaut,
welche zu den teilweise nicht unterkellerten Häusern der Stadt gehören.
Hrunnen Inmitten des Marktplatzes steht der hübsche, alte Marktbrunnen (Fig. rn),

id alte Brücke . ... ^

an dem das Wappen der Stadt und eine Inschrift mit Angabe des Tags der
Errichtung oder Vollendung, \6ö0 ' DEN ■ 50 ■ MAY, eingemeisselt ist.

Ein anderes, tüchtiges Bauwerk aus dem Anfang des 17. Jahrhunderts ist die
alte, steinerne Brücke, über deren Erbauung folgende Inschrift Ausschluss giebt,
welche an einem Werkstück derselben unter dem mit Kranz umflochtenen Wappen
der Stadt und dem Datum \ 607 • DEN • 6 • JVLI angebracht ist: ALS • MAN ■
ZMUE • NACH ■ CHRISTI • GEBVRT • j SECHZEHEN • HVNDERT • VND ■ ACHT ■
DA • WVRT • | DVRCH • RHAT • DES • EDLEN ■ ARNT • SCHWARTZENS ■ | DERO
GRAFSCHAFT • NIDDA • AMPTMANS • j VON • EINEM • ERBARN • RAHT •
ALHIER • | DIESE • BRVCK • AVSM ■ GRVNT • ERBAVT . DAFVER ■ | DEM ■ ALL-
MECHTIGEN • ZV - DANCKEN • IST • | WEIL ■ ES ■ ZV ■ NVTZ • GERAHTEN ■ IST.

Der jenseits der Nidda gelegene »Altenstädter Brunnen« ist urkundlich mehr-
fach erwähnt.

*) Nach Mitteilung des Herrn Cloos d. A. in Nidda.
 
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