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Wagner, Heinrich
Kunstdenkmäler im Grossherzogthum Hessen: Inventarisirung und beschreibende Darstellung der Werke der Architektur, Plastik, Malerei und des Kunstgewerbes bis zum Schluss des XVIII. Jahrhunderts: Kreis Büdingen — Darmstadt: Bergstraesser, 1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.18791#0247

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228

KREIS BÜDINGEN

Das Schul- oder Vaterunser-Glöckchen endlich, von 0,54 ra unterem Durch-
messer, scheint nach der Inschrift: 1692 GEGOSEN ■ ZV ■ MVGSTAT • gleichzeitig
mit der grössten Glocke durch Jakob Rincker von Aslar hergestellt zu sein.

Kirchcngefässe Unter den wenigen Kirchengefässen ist ein silber-vergoldeter Kelch bemerkens-

wert, welcher in der Höhe 205 mm, am Fuss 150 mm, am oberen Rand i 14 mm
im Durchmesser misst. Den Fuss schmückt das Ysenburger Wappen, über welchem
die Anfangsbuchstaben C • A • G • Z • Y • V • B des Namens Carl August Graf zu Ysen-
burg und Büdingen, sowie darunter die Datumszeichen des 28. SEPT. 1706 zu
lesen sind. Allein die Form ist spätgotisch und die Schriftzeichen I-H-E-S'V-S
über dem Knoten des Schaftes, ferner O • M • A • R • I • A • in den 6 Rauten des
Nodus , endlich A • G • N • V ■ S am Fuss unter demselben , mögen in der Zeit des
Geschenkgebers erst eingegraben worden sein.
Kapellen Ausser der Kollegiatskirche bestand zu Mockstadt noch eine Kapelle des

h. Blasius, deren Güter der Probst Tragbodo von Eisenbach 1275 dem Dekanat
des Stiftes schenkte.*) Die Kapelle auf dem Felde zu Mockstadt und deren Altar
wurden 1395 der h. Jungfrau, der h. Katharina und dem h. Donatus vom erz-
bischöflichen Generalvikar von Mainz geweiht.

Bauliche Ober- Von den Gebäuden des ehemaligen Martinsstiftes ist nichts erhalten, doch

reste u. s. w.

ist man beim Graben im nordöstlichen Teil des Friedhofes auf altes, umfangreiches
Gemäuer, aller Wahrscheinlichkeit nach Reste der Grundmauern von alten Kloster-
gebäuden, gestossen. An das Stift und dessen Zugehörungen erinnern noch' die
Namen des Mockstädter Flurbuchs, »Dekaneigut«, »Pröbsteiwieseri«, »Donswald«
(d. i. Donatuswald) und »Donskirchhof?, sowie »Engelsgärten« am » Engelderstein
dem früheren Prozessionsweg.

Die Stelle unweit der Kirche, auf welcher der Sage nach einst eine Ritter-
burg gestanden haben soll, heisst »Lauenburg«.

OBER-WIDDERSHEIM

Allgemeines M

Mei£%y>$i FARRDORF zwischen der Nidda und der Horloff nordwestlich von
Büdingen, heisst Welritesheim in den Verzeichnissen der grossenteils
im 8. bis 10. Jahrhundert dem Kloster Fulda geweihten Schenkungen,**)
ferner Wetersheim 1247, Widersheim 1311. Offenbar ist Ober-Widders-
heim, d. i. »Wederhsheim, das Dorf da die Kirche stet« (1318), der- ältere Haupt-
ort der beiden Nachbardörfer »Abirn-Wedyrshem« und »Nydern-Wedyrshem« (1346).
Es war zugleich Pfarr- imd Gerichtsdorf des Widdersheimer Gerichts. Dieses

*) Würdtwein, Dioec. Mog, III, S. 229 ; sodann Joannis. Mog. II, S. 906.
**) Dronke, Ant. et. Trad. Fuld. S. 108, No. 150. — Baur, Hess, Ork. I, S. 863, No. 1282, S. 573, No. 837.
 
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