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Mader, Felix [Hrsg.]; Bayern / Staatsministerium des Innern für Kirchen- und Schul-Angelegenheiten [Hrsg.]
Kunstdenkmäler des Königreichs Bayern (2,10): Bezirksamt Kemnath — München, 1907

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https://doi.org/10.11588/diglit.36890#0124
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KUNSTSTATISTISCHE ÜBERSICHT.

I. BAUKUNST.
i. KIRCHLICHE BAUTEN.
Aus der romanischen Periode ist nur eine Kirche mit späteren Veränderungen
erhalten, die Kirche zu Bernstein. Der über einer doppeljochigen Unterwölbung
ruhende, emporenartige Raum im Westen bietet eine ganz vereinzelte Erscheinung,
für die eine sichere Erklärung zurzeit nicht besteht. Vermutlich stand die Anlage
im Zusammenhang mit dem ehemals sich anschließenden Edelsitz.
Die Gotik erstellte zwei kunstgeschichtlich bemerkenswerte Bauten in den
Pfarrkirchen zu Kastl und Kemnath. In beiden Fällen handelt es sich um spät-
gotische Hallenkirchen von sehr anspruchsloser Außenerscheinung, aber malerisch
reizvoller Innengestaltung. Beide besitzen ursprüngliche, gemauerte Westemporen
mit Maßwerkbrüstungen. Einen bescheidenen spätgotischen Bau mit quadratischem
Chor im Ostturm und flachgedecktem Langhaus bewahrt Oberndorf. Vom spät-
gotischen Chor in Erbendorf und der auch im Langhaus auf Wölbung angelegten
spätgotischen Kirche in Krummenaab stehen nur mehr die Umfassungsmauern.
Ein Beispiel für die lange Dauer der gotischen Formensprache bietet die
1604 entstandene Gottesackerkirche in Kemnath, und nicht minder die um Mitte
des 17. Jahrhunderts in gotisierenden Formen restaurierte Kapelle von Oberbruck.
Die Altenstädter Kirche, wohl aus der Frühzeit des 17. Jahrhunderts, muß hier
gleichfalls genannt werden.
Unter den durchweg bescheidenen Bauten des Barock und Rokoko müssen
die Pfarrkirchen zu Mockersdorf und Waldeck, letztere ursprünglich eine Wallfahrts-
kirche, an erster Stelle hervorgehoben werden, und zwar hauptsächlich wegen ihrer
gefälligen Innenausstattung mit Stukkaturen im Stile des frühen Rokoko. Der Reiz
stimmungsvoller landschaftlicher Lage ist der Wallfahrtskirche auf dem Armesberg
sowie den Kapellen zu Dechantsees und Hohenhard eigen. Der Armesberg be-
herrscht wie ein Wahrzeichen die umliegende Gegend und von seiner Kirche aus
genießt man einen weitreichenden Fernblick; intimere Züge beseelen das Bild der
beiden Kapellen.
Den kunstgeschichtlichen Zusammenhang der beiden spätgotischen Hallen-
kirchen in Kemnath und Kastl festzustellen, muß weiteren Forschungen überlassen
werden; auf die Häufigkeit von Hallenkirchen in den Gegenden nördlich von
Kemnath haben wir bereits aufmerksam gemacht. (S. 42.)
Als Kirchenbaumeister des 17. und 18. Jahrhunderts lernen wir kennen:
1604 Meister Sebald Seitz an der Friedhofkirche zu Kemnath, Paulus Steinbrecher

Heft x.

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