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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 59.1943-1944

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Martius, Elisabeth: Aus Friedrich Nerlys Lehrzeit bei Carl Friedrich von Rumohr
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https://doi.org/10.11588/diglit.16492#0056

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war, der in seinen holsteinischen
Zeichnungen und Radierungen
mehr von dem holländischen
Vorbild als von der Wirklichkeit
gab2). In den Studien zu diesen
Bildern zeigt sich Nerlys Zeichen-
stil schon von großer Sicherheit
und Formbestimmtheit (Abb. 7).
Es ist begreiflich, daß sie ihm bei
aller ihrer Unscheinbarkeit ein
aufmunterndes Lob aus dem
Munde des greisen Goethe ein-
trugen, dem er sie am 18. März
1827 vorlegen durfte. Schon ver-
mag er mit wenig Mitteln eine
reiche Tonskala von Schwarz
zu Weiß zu geben. Das Persön-
liche seines Zeichenstiles tritt
reicher bei größeren Aufgaben in
Erscheinung, so in der prächtigen

Abb. 6. Friedrich Nerly. Küste bei Travemünde Federzeichnung eines Küsten-

Städel-Institut, Frankfurt a. M.

Stückes vonTravemünde (Abb.6),
in der ihm die Darstellung des
im Schatten liegenden durch-

,.höheren und poetischen" Standpunkt der Natur zei- leuchteten Steilufers meisterlich gelungen ist. Das

gen müsse. In einem bescheidenen Bildchen (Abb. 2). Blatt war, wie aus ähnlichen zu schließen ist, zu einer

einer Gemeinschaftsarbeit von Lehrer und Schüler1), Folge von Radierungen bestimmt. An solchen Zeich-

der einzigen Malerei, die mit Rumohr in Verbindung Hungen wird deutlich, daß Nerly das an Begabung

gebracht werden kann, dürfen wir wohl seine Art mitbrachte, was seinem Lehrer fehlte, die Fähigkeit,

erkennen: dargestellt ist eine Anglerfamilie am Fluß, klare Form zu geben. Rumohrs unbestimmtere Zei-

an dessen Ufer rechts ein hoher Felsvorsprung auf- chenweise wurzelt, seiner Generation gemäß, weit

ragt: ein Taubenpaar und zwei kämpfende Männer, mehr in der Tradition des 18. Jahrhunderts. Um so

die im Dunkel sichtbar werden, lassen einen allego- größer ist sein Verdienst, die guten Anlagen des

rischen Sinn vermuten. Die Überlegenheit des jun- Schülers entwickelt zu haben. Seine Unterweisung

gen Schülers über den Meister prägt sich in den bei- war von Anfang an auf breiter Grundlage aufge-

den Hauptwerken Nerlys aus seinen Lehrjahren aus, baut; selbstverständlich auf der Beherrschung alles

zwei großen holsteinischen Landschaften mit reicher Handwerklichen. Daher ließ er das Zeichnen wie das

Staffage. Stücken von hoher Bedeutung: bringen ~ ~ u A -.T ■ r- „ u ■ u n ,. ,.

& ■ . t . ) Siehe auch Zeitschrift des \ erems tur Hamfcrarcpsche Geschiente.

sie doch eine bis dahin wenig beachtete Gegend in Bd. xxxviu. 1959. s. 211 — 252.
einer bemerkenswert künstleri-
schen Form zur Anschauung. Be-
scheiden genug hat Rumohr sie . C7
als „Übungsstücke'" bezeichnet, ,-:L.
doch lassen seine Äußerungen mit . [ V
vollem Recht den großen Stolz I .

über seinen 22 jährigen Schütz-

ling erkennen. Beide, die Land- ^fewj
sebaft mit Hirt und Melkerin wt\ M

schaft mit Hirt und Melkerin
(Abb. 5) und die Landschaft mit
dem schlafenden Hirten (Abb. 4)
weisen auf den Hamburger Kunst-
kreis, auf die großen, mehr vedu-
tenhaften Steindrucke von Sieg-
fried Bendixen. Vorteilhaft unter-
scheiden sie sich von diesen durch
die schöne Bildkomposition, die
sorgfältige Führung von Licht und ;—y M

Schatten. Wenn sie auch nicht frei ^2S* ' " . /

verstanden, das Eigenleben der
Landschaft weit mehr zu erschlie-
ßen, als das Rumohr gelungen

von niederländischen Vorbildern < Meg ' '

sind, so hat der junge Künstler es * ■■■^m»

inv. r. 182G fec. f. n. 182- Abb. 7. Friedrich Nerly. Studienblatt

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