Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Das Kunstgewerbe in Elsaß-Lothringen — 5.1904-1905

DOI Artikel:
Forrer, Robert: Die Strassburger historische Schmuck-Ausstellung von 1904, [3]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.6480#0127

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Fig. 206. Goldemail-Bonbonniere in Schmetter-
lingsform, mit Uhr und Musikwerk. Um 1790.

Sammlung Carl Marfels.

PlE 5TRASSBURGER

rllSTQRIS(JlE 5(ÜMUCK-AUSSTELLUNG

VQN 1904

Von Dr. ROBERT FORRER (Schluss}.

Der Wedgwoodschmuck leitet das
Empire und mit diesem das XIX Jahr-
hundert ein. Wie die ganze Zeit so
atmet auch der ganze Schmuck jener
Aera die Luft der nachgeahmten Antike.
Die Damen tragen Diademe nach antiken
Vorbildern, d. h. sie setzen auf Haarkämme
diademartige Reifen und entwickeln darin
einen gewaltigen Luxus. Der Diamant
spielt darin eine nebensächliche Rolle;
umso geschätzter sind nun schöne gleich-
mäßige und tadellose Perlen. Ganz her-
vorragend ist die auf den Goldreif ver-
wendete Ciselierarbeit mit Anwendung von
verschiedenfarbigem Golde (Fig. 216—220).

Das Gold selbst paßt seine Farbe
ebenfalls der antikisierenden Richtung an.
Die «Dukatengoldfarbe» der Renaissance-
Schmucksachen hatte zu den Zeiten Lud-
wigs XVI. der rötlichen Farbe des mit
Kupfer legierten «Rotgoldes» Platz ge-
macht; das gelbe Gold diente mehr nur
noch zur Erzielung von verschiedenartigen
Farbeneffekten bei ornamentalen Ein- und
Auflagen auf Rotgold («deux ors»). Das
Rotgold beherrscht weiter den Markt, wo es
sich um Dosen, Gefäße u. dgl. handelt, aber

im Schmuck tritt das Bestreben zu Tage,
in Anlehnung an die Goldfarbe des griechi-
schen und römischen Schmuckes wieder
die Gelbgoldfarbe zur herrschenden zu
machen. Tatsächlich steht der Gold-
schmuck der ersten Hälfte des XIX. Jahr-
hunderts wieder wesentlich unter dem
Zeichen des Gelbgoldes.

Auch die Technik greift auf die Antike
zurück und pflegt in Anlehnung an die
antiken Goldschmucksachen das Gold-
und Silber filigran und die Granulier
arbeit (Fig. 232—240).

Ebenso lehnt man sich in der Formen-
gabe an griechische und römische Vor-
bilder und dekoriert die Ohrgehänge, Arm-
bänder und Broschen mit Weintrauben-
gehängen und verwandten antikisierend
behandelten Einrahmungen (Fig. 282 — 241).

Im figuralen Schmuck spielen antike
Szenen mit Altären und Säulentempeln
als Staffage eine Rolle (vgl. besonders Fig.
2i3 u. 227). Als Einlagen kommen im Ver-
folg derselben Tendenz die im Altertum
so beliebten farbigen Steine, die Smarag-
den, Amethysten, Türkisen u. dglv ferner
Perlen und Koralle mit Vorliebe zur Wie-

17
 
Annotationen