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Zeitschrift des Kunst-Gewerbe-Vereins zu München — 1879

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Heft 3/4
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Sepp, ...: Ursprung der Glas-Malerei, [12,13]
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https://doi.org/10.11588/diglit.6905#0028

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eignet sich nicht zu bloßer Bildernlalerei. Die alten Frittgläser von vollem Guß und sattem Farbenfluß, wellig
und nach der einen Säte abfällig mit Mäanderlinien und ungezählten sternblinkenden Lichtbläschen, kommen
wieder zu Ehren und aus brittischen Glashütten zu uns.

Oeffentliche Borträge, wie dieser, finden zum Verständniß der Glasmalerkunst statt, ja der versuch der
alten Behandlung hat in Weißenbach aus Nürnberg einen Wanderapostel gefunden, welcher in lhamburg,
Schleswig, Leipzig, Magdeburg und daheim Vorlesungen hielt und veröffentlichte. Ein unternehmender Meister,
F. Af. Zeltler, dessen kgl. lsos-Glasmalereianstalt an die Stelle des Ainmüller'schen kgl. Institutes getreten, liefert
Glasgemälde nach allen Weltgegenden und Männer, wie Leonhard Dopfer, studiren in seinem Auftrag aus
Reisen die alten Stilgesetze. Direktor Zeltler's Bestrebungen richten sich in neuerer Zeit außer aus stilgemäße
Ausführung von gothischen und romanischen Fenstern auch aus die Herstellung von Glasgemälden im Charakter
der deutschen Frührenaissance, was schon deshalb sehr zu begrüßen ist, um unsere vielen Renaissancekirchen wieder
mit stilgemäßen Fenstern versehen zu kennen, wie nicht minder kunstsinnigen privaten Gelegenheit geboten ist,
ihre Prunkgemächer nach Art der alten Patrizierhäuser mit Glasgemälden zu schmücken. Während perr Zeltler
so in allseitigster Weise selbst für Spanien und Australien in Anspruch genommen ist, setzt sich die größte gegen-
wärtige Bauhütte für christliche Kunst, die ihre Filialen in allen gebildeten Ländern hat, unter deren Schöpfer,
Inspektor Gabriel Mayer in München, ausschließlich für England zu produziren zur Aufgabe.

Diese beiden größeren Kunstwerkstätten überlassen den kleineren die moderne Tableau rmalerei und stellen
als Prinzip auf:

\. Vermeidung großer Flächen von cinein Kolorit.

2. vertheilung der Farben, daß keine überwiegt.

5. Gleichberechtigung von Ornament und Figuren in der Gesammtkcmposition, und damit teppichartige
Wirkung.

4. Kräftige Eontouren bei oberflächlicher inalerischer Behandlung der an sich farbenstarken Gläser.

5. Vermeidung allzu naturalistischer Karnation, besonders blebcrmalung von Flcischtheilen (welche freilich
oft zu braun modellirt werden, als hätte paus Burgkmair in Augsburg sein Atelier zu Vorbildern
eröffnet).

6. Das Glas ist das erste und der Entwurf des Kartons wie die nähere Behandlung hängt von dem
erwählten Material ab.

Die blebung macht den Meister und der vortheil treibt das pandwerk. Was aber in der Werkstatt
sich nicht erlernen läßt, inuß durch das den Altbayern angeborne Kunsttalent und die ererbte Begabung ersetzt
werden. Wir brauchen darum noch nicht in das großsprecherische Wort auf einem Glasgemälde im Germanischen
Museum zu Nürnberg einzustinnnen:

Nicht von der Pose Glanz,

Nicht von der Fürsten Gunst:

Aus deutschem Bürgerfleiß
Erwächst die deutsche Kunst.

(Schluß folgt.)
 
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