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Zeitschrift des Kunst-Gewerbe-Vereins zu München — 1879

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Heft 1/2
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Hirth, Georg: Deutsche Renaissance einst und jetzt: Vortrag, gehalten im Festsale des Bayerischen Kunstgewerbevereins von Georg Hirth
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https://doi.org/10.11588/diglit.6905#0005

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Hr. | & 2. München. 1879.

Deutsche Renaissance einst und setzt.

Vortrag, gehalten im Festsaale des Bayerischen Aunstgewerbevereins von Georg hirth.

omit könnte die Reihe der regelmäßigen Vorträge in unserem neuen Heim wohl besser begonnen
werden, als mit einer oratio pro domo? Indessen ist es nicht blos eine Verteidigungsrede für
den Bayerischen Aunstgewerbeverein, die ich hier halten will, sondern für die Ideale der jugendlich
aufstrebenden deutschen Aunst überhaupt; ja es gilt der Vertheidigung des Andenkens unserer viel
theuren alten Meister und einer Aunstperiode, auf die jeder Deutsche mit Stolj, Sehnsucht und
muthigem Trost zurückblicken darf. Ich wünschte nur, daß unsere auswärtigen Freunde sowohl, als unsere Tadler
anwesend wären in diesem Festsaal ächt deutscher Art; der Eindruck dieser soliden Herrlichkeit, in der sich
ehrwürdige Ueberlieferung und neue Begeisterung vermählt haben, würde wohl überzeugender für unsere Sache
sprechen, als meine schwächet: Morte es vermögen.

Es handelt sich um die Frage, ob wir hier in München und im übrigen Deutschland zur Hebung der
Aunst in: Gewerbe auf guten Wegen sind oder nicht? Daß es sich bei uns in den letzten Jahren gewaltig
geregt hat, wer wollte das bestreiten; so eifrig wird bei uns gearbeitet, daß wir vielleicht gar nicht an jene
Frage im Großen und Ganzen gedacht hätten, wenn sie inis nicht von Auswärts aufgedrängt wäre. Aber
nicht blos das ist geschehen: über unser Streben, unsere Hoffnungen und Ideale ist der Stab gebrochen worden.
Es ist unsere Pflicht, darüber in's Alare zu kommen.

Fast gleichzeitig mit den: bekannten philadelphischen Orakel über die deutsche Industrie, welches unter
gütiger Mitwirkung ausländischer Aonkurrenten sich zu dem geflügelten Worte „billig und schlecht" krystallisirte,
wurden zuerst schüchtern, dann aber immer vernehmlicher Stimmen laut, welche unser, ich darf wohl sagen,
fast unbewußtes, jedenfalls aber nicht planmäßiges Hinneigen zur „deutschen Renaissance" bedenklich fanden.
Diese tadelnden Stimmen setzten sich zusammen aus Anhängern von Stilrichtungen aller iitöglichen Zeiten und
Völker — den Pfahlbaustil etwa ausgenommen; nun aber ist neuerdings ein Mann gegen uns aufgetreten,
 
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