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Zeitschrift des Kunst-Gewerbe-Vereins zu München — 1879

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Heft 11/12
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Unsere kunstgewerblichen Musterblätter
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Vermischte Mittheilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.6905#0099

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-t- 95 *4'

Tafel 5^: Möbel und Gesäße, entworfen von Aage von
Laufimami. Sitz und Rückenlehne des Stuhles find mit ge-
preßtem Leder überzogen.

Tafel 35: Billard, entworfen von Aage von Lauffmann.
Das Billard ist ein Möbel, welches in den seltensten Fällen ein
künstlerisches Gepräge aufweist. Ls ist daher die Mittheilung
dieses Entwurfes besonders zu begrüßen. Ueberhauxt ist es
zum Staunen, wie viele moderne Ausstattungsgegenstände noch
den künstlerischen Schmuck entbehren müssen.

Tafel ZS: Spitzenmuster, entworfen von Bischy lkgl. Kunst-
gewerbeschule München). Das eine der beiden Muster entspricht
dem Lharakter der venetianischen Nadelspitzen (punto a relievo),
häufig auch Llfenbeinspitze genannt, wonach die Pauptfornien
der Spitze mittelst mehrfacher Unterlagen ein kräftiges Relief
erhalten, welches im Gegensätze zu dem tiefer gelegenen lichten
Spitzengrunde wirkungsvoll hervortritt. Das andere Muster,
eine Kirchenspitze vorstellend, ist im Geschmacks der besonders
im 17. Jahrhundert gepflegten Litzenspitzen entworfen, ähnlich
denjenigen, welche auf Tafel 26 dieses Jahrgangs dargestellt find.

vermischte Mittheilungen.

Aus dem bayerischen Lunstgewerbeverein. In die-

sein Winter versammeln sich wie im vorigen die Mitglieder des
bayerischen Kunstgewerbevereins in ihrem Festsaale, um Vorträge
anzuhören, um kunstgewerbliche Erzeugnisse zu besichtigen oder
auch um musikalische Genüsse sich bieten zu lassen, perr v. Miller
eröffuete als Vereinsvorstand die Reihe dieser Versammlungen
mit einer Begrüßungsrede. Er machte die Mittheilung, daß
stch der Gesammtausschuß in neun Gruppen von je drei Mit-
gliedern getheilt habe, deren jede für Vorträge u. s. w. an zwei
Abenden sorgen werde, pierauf folgte ein Rückblick aus die für
den Verein so wichtige jüngste Vergangenheit. Der Redner hob
den in unserer Ausstellungshalle in hohem Grade sich steigernden
Umsatz hervor; die wachsende Nachfrage nach kunstgewerblichen
Erzeugnissen sei eine Folge der zunehmenden Vorliebe für künst-
lerisch ansgestattete Gebrauchs- und Schmuckgegenstände, wie
der starke Besuch der Ausstellungshalle bezeuge, trage diese we-
sentlich dazu bei, jene Vorliebe zu steigern. Der Redner besprach
ferner den Zweck der genehmigten verloosung kunstgewerblicher
Gegenstände; den ausführenden Meistern wird durch Mittheilung
guter Entwürfe und durch feste Bestellung Gelegenheit geboten,
pervorragendes zu schaffen; das Publikum, in dessen Besitz die
schönen Werke nach der Verloosung gelangen, wird hiedurch be-
stimmt werden, sich für die Kunstindustrie und die pebung des
Geschmackes zu interessiren. — Um Entwürfe in genügender
Anzahl zu erhalten, habe der verein eine Konkurrenz aus-
geschrieben und die Betheiligung au derselben sei eine über Er-
warten große gewesen; die Ausstellung dieser Entwürfe habe
sich eines zahlreichen Besuches erfreut. Der Redner erwähnte
noch die schwierige und mühevolle Arbeit der Jury und der
Ankaufskommission. Im weiteren verlauf seiner Ansprache be-
tonte perr v. Miller die Wirkungen, welche die neue Zollgesetz-
gebung aus die deutsche Kunstindustrie üben müsse. Die letztere
habe von nun au ein gesichertes Absatzgebiet; die Ausrede, man
sei dem Auslande gegenüber nicht geschützt, habe keinen Sinn
mehr; jetzt gelte es zu zeigen, was die deutschen Meister leisten
können. Der Redner gab noch einen Ueberblick über die Aus-
stellungen, welche in diesem Jahre stattsanden, und, schilderte
lebhaft die Eindrücke, welche die in Berlin, Leipzig und Münster
veranstalteten Ausstellungen in ihm hinterlassen haben; es habe
sich in ihin die Ueberzeugung noch mehr befestigt, daß die Kunst-
industrie die Nähe kunstloser Erzeugnisse, wie die der lärmenden
Maschinen u. s. w. nicht vertrage, daß sie dagegen im Verein
mit der Kunst ausstellen müsse, wie das im Jahre Z876 in
München der Fall gewesen sei. Als einen besonderen vortheil
des Ausstellungswesens bezeichnet« der Redner noch die Bekannt-
schaft mit bisher so gut wie unbekannten Meisterwerken. Zu
letzteren gehörten die herrlichen Silberarbeiten des Anton Eisen-
hoit im Besitz des Grafen von Fürstenberg-Perdringen, welche
in Münster ausgestellt waren. Jener Meister verdiene den Namen
eines deutschen Benevenuto Lellini. perr v. Miller schloß seine

inhaltreiche Rede mit einer Schilderung des Tegernseer Festes,
durch welches die Erinnerung an all' das, was an einer der
Pauptkulturstätten des Mittelalters geschaffen wurde, wieder
wachgerufen worden sei.

(lieber die einzelnen Versammlungen der Vereinsmitglieder
werden kurze Berichte folgen.) .

Ausstellung der kgl. Lunstgewerbeschule lllünchen.

während der Ferienmonate veranstaltete die kgl. Kunstgewerbe-
schule München eine Ausstellung ihrer Leistungen, welche von
Einheimischen und Fremden stark besucht wurde und wohl-
verdienten Beifall erntete. Man erhielt zunächst ein treues Bild
von dem allmäligeu Entwicklungsgang der Schüler und Schü-
lerinen, welchen diese auf den verschiedenen Lehrstufen durch-
zumachen haben. Das ist das Richtige. Bei einer Schulaus-
stellung will man nicht blos Paradestücke sehen. Der Einblick
in den Lehrgang und die Möglichkeit der Untersuchung, ob dieser
Lehrgang die Leistungsfähigkeit der Schüler hinreichend wecke
und ausbilde, ist bei einer derartigen Ausstellung von ganz be-
sonderer Wichtigkeit. Nachdem wir verfolgt haben, wie Auge
und pand im Elementarunterricht zum richtigen Sehen und
regelrechten Darstellen angeleitet wurden, gehen wir zu den Ar-
beiten der vorgerückteren Schüler und Schülerinen über. Pier
fällt uns iin Ganzen und Großen die Zunahme eines gesunden
Farbensinnes in angenehmer weise ans, welcher sich in den
Malereien auf Papier, ans Porzellan und auf Glas, wie in den
trefflichen Stickereien kundgibt. Auf dem Gebiete der Plastik
sahen wir Schülerarbeiten in Polz, in Metall und in Gips,
welche sich schon durch eine große Freiheit der Behandlung des
betreffenden Materials auszeichnen. Ueberhauxt scheint cs, daß
die Schüler auf die Eigenschaften der verschiedenen Materialien
und auf die von diesen Eigenschaften geforderte besondere For-
menbehandlung fleißig aufmerksam gemacht werden. So steigert
sich der Unterricht, bis die Schüler dazu gelangen, ihrer eigenen
Erfindungskraft etwas zuzumuthen, welche noch durch Kon-
kurrenzen angespornt wird. Schließlich wollen wir noch die ganz
tüchtigen Leistungen auf dem Gebiete der vervielfältigenden
Künste der Lithographie und des Holzschnittes hervorheben. Die
ganze Ausstellung in den schönen Räumen gab das erfreuliche
Bild eines umsichtigen und rüstigen vorwärtsschreitens.

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Das deutsche Zimmer der Aenaistauce. Anregungen
zu häuslicher Lunftpflege von Georg Dirih. Verlag von
G. pirth in München und Leipzig, Druck von Knorr & pirth
in München. (Auf fünf Lieferungen in Fol. a 2.40 M. be-
rechnet.) z. und 2. Lieferung.

„Man ist gegen uns Architekten mit dem Vorwürfe der
Armuth an Erfindung zu hart, da sich nirgends eine neue weit-
 
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