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Zeitschrift des Kunst-Gewerbe-Vereins zu München — 1879

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Heft 9/10
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Ranke, Johannes: Anfänge der Kunst, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.6905#0069

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Nr. 9 & HO* München. H879-

Anfänge der Kunst.

von Prof. Or. Johannes Ranke.")

5 zählen nach Tausenden in unseren Gegenden die uralten Begräbnißstätten in Hügeln und Gräber-
feldern, wo nach altheidnischer Sitte neben den Leichnamen Waffen und Schmuck der Männer
und Weiber mit den Urnen und den Geräthen des täglichen Gebrauchs niedergelegt wurden. Aus
den Zusammenstellungen all' der bis jetzt bekannt gewordenen Einzelfunde gelingt cs schon, ein
reichfarbiges Bild der Tulturentwickelung der europäischen Vorzeit zu entwerfen.

Während in früherer Zeit namentlich die heidnischen Grabstätten als die wichtigsten (Quellen der anthropo-
logisch-archäologischen Forschung galten, eröffnen sich in neuerer und neuester Zeit Fundstellen, welche ein über-
raschend viel reicheres und weit vollständigeres Material lieferten. Zch meine die Ruinen jener alten Wohnplätze,
welche aus dem Schlamm und Schutt der Jahrtausende wieder ausgegraben wurden, aus denen uns, ähnlich
wie aus den wiedererschlossenen Aschenhügeln des Vesuv, der volle Reiz des täglichen Lebens aus grauer Vorzeit
entgegenleuchtet.

Die conservirende Araft der trockenen vulkanischen Asche, welche uns die Aunstschätze von perkulauum
und Pompeji so wunderbar frisch erhalten hat, wird in unseren Fundstellen ersetzt durch die die Fäulniß und
Oxydation hindernde Wirkung torfähnlichen Schlanimes und wirklichen Torfes in 5een und Moorstrecken. Zn
den Pöhlen unserer Aalkgebirge findet sich nicht selten eine die zerstörenden Einwirkungen der Atmosphäre ab-
haltende Schutzdecke von Tropfstein oder Tuffstein über die Reste alter Wohnplätze gebreitet. Während auf dem

®) Die hier mitgetheilten Beiträge zur Geschichte des (Ornaments sind einem Vortrag entnommen, welchen Herr Professor
Ranke für die Mitglieder des Kunstgewerbevereins gehalten hat. Es ist für Jedermann interessant, einen Einblick in die Lntstehungs-
weife kunstgewerblicher Thätigkeit zu gewinnen und dabei das Resultat zu erzielen, daß die tvurzclu der primitivsten Aunstübung
dieselben sind, aus welchen die bisher entwickeltste hcrvorgewachsen ist. Die Red.

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