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Zeitschrift des Kunst-Gewerbe-Vereins zu München — 1879

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Heft 1/2
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Unsere kunstgewerblichen Musterblätter
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Vermischte Mittheilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.6905#0016

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4- \2 -r

Ansprüchen der dasselbe verarbeitenden Kunstindustriellen in
keiner Weise entspricht. Ad. Äalbreiter.

Tafel 3: Wandleuchter, entworfen von 11. Zeit;, ans»
geführt von Ad. Lalbreiter. (Siehe die Bemerkungen zu Tafel 2.)

Tafel 4: Pianino für ein getäfeltes Renaiffance-Fimmer
aus dunkelgebeiztem Eichenholz, entworfen von Gtto Fritzfche,
ausgeführt von Anton pöffenbacher.

Tafel 5: Ztoftmufter, entworfen von J. Aeifinger. Dieses
Stoffmuster (ein Drittel Naturgröße) ist, dem Konkurrenz-Aus-
schreiben des Dresdener Kunstgewerbevereins entsprechend, für
die Ausführung in Iutestoff bestimmt. Das Muster sollte sich
in wenig kontrastirendem Ton von dem natnrfarbigen Grund
der Jute abheben. Die Kehrseite würde natürlich die entgegen-

gesetzte Wirkung zeigen. Die Breite der Bordüre und des Musters
entspricht der gewöhnlichen Vorhangbreite. Es dürfte sich dieses
Muster sowohl für Vorhänge in Wollenstoff, wie auch zur Aus-
führung in Gaze oder Tüll eigne».

Tafel 6: Eopirprefke, entworfen von L. Lettner. Diese
Lopirpresse ist in Eisen zu gießen. Es wäre sehr zu wünschen,
daß erfindungsreiche Künstler mehr als es bisher geschah, den
Geräthschaften, welche erst mit den Bedürfnissen unserer Zeit
entstanden, die künstlerische Form verleihen möchten. In den
verschiedenen Jahrgängen dieser Zeitschrift finden sich manche
versuche auf diesem Gebiete. Es fei nur an den Entwurf zu
einer Tastglocke von F. Barth erinnert, welcher von Rocken-
stein ausgeführt wurde.

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vermischte Mittheilungen.

Die kgl. Lunstgewerbeschule München, wen» es bei
Gelegenheit der Jahreswende gilt, neuem Schaffen und Ringen
vertrauensvoll und bewußten Zieles entgegen zu schauen, so
vermögen wir dies nur, wenn wir unser Augenmerk vorher
sorgsam auf alle Umstände und Erscheinungen richten, welche
bisher auf unsere Thätigkeit fördernd einwirkten und ihr zu
etwaigem Erfolge verhalfen, und wenn wir alsdann suchen,
dieser fördernden Momente auch für das kommende Jahr sicher
zu sein. Speziell in unserem Vereine wird es sich bei solcher
Musterung darum handeln, nicht nur jene Umstände, welche
bisher dessen inneres Leben, den Schaffensdrang und die Arbeits-
lust seiner Mitglieder bewirkten und fördern halfen, sondern auch
jene Momente in den Kreis der Betrachtung zu ziehen, welche
dem Vereine von außen Beistand und Stütze angedeihen ließen,
indem sie ihm den Boden zu erfolgreicher Thätigkeit schaffen
oder wenigstens zu ebnen suchten, und welche die Aufgabe über-
nommen, für denselben die Kräfte zu künftiger Thätigkeit heran-
zubilden. Sind wir, was das Erstere anbelangt — Dank dem
Erfolge unserer Jubiläumsausstellung — durch den nunmehrigen
Besitz eines eigenen Daheims und dessen vielseitige vortheile zu
einer Erstarkung und Kräftigung gelangt, die uns der Zukunft
getrost entgegensehen läßt, so darf uns auch in Bezug auf das
Letztere trotz der momentanen ungünstigen Zeitverhältnisse doch
vieles mit Muth und Vertrauen erfüllen! Gerade in letzt-
angedeuteter Beziehung möchten wir heute bei solcher Umschau
das besondere Augenmerk unserer geehrten Mitglieder auf eine
Anstalt richten, deren Thätigkeit und fortschreitende Entwicklung
uns vor Allem eine Sicherung für die Bestrebungen und die
Zukunft unseres Vereins darzubieten verspricht. Es ist dies
unsere hiesige kgl. Kunstgewerbeschule, welche seit ihrer Ueber-
siedelung aus den früheren provisorischen Lokalitäten am lsof-
garten in das für sie adaptirte und bedeutend vergrößerte Ge-
bäude der ehemaligen kgl. Glasmalereianstalt von Jahr zu Jahr
an Bedeutung und gedeihlichem Einfiuß auf unser Kunstgewerbe
gewinnt. Durfte uns schon die vor zwei Jahren bei Gelegen-
heit der Bauvollendung stattgefnndene Ausstellung von Schüler-
arbciten dieser Anstalt im hohen Grade befriedigen, so wird
dies heute, nachdem der Lehrplan manche Erweiterungen er-
fahren und die Beziehungen zur Praxis seither noch umfassender
gexstegt wurden, im erhöhten Grade der Fall sein. Ein nächstes
übersichtliches Bild der Thätigkeit der Anstalt wird, wie uns
mitgetheilt wird, dieses Jahr geboten werden, und dürfen wir
daher schon jetzt der beabsichtigten Ausstellung mit großem
Interesse entgegensehen. Die Anstalt besuchen dermalen
männliche und 62 weibliche Zöglinge, welche zur großen Mehr-
heit dem engeren vaterlande angehören und, was die Zöglinge

der männlichen Abtheilung anbelangt, auch mit praktischer Vor-
bildung in die Schule getreten sind. (Obwohl die Schulräume
gegen früher eine bedeutende Erweiterung erfuhren, so erweisen
sich dieselben doch gegenüber dem Andrange der lernbegierigen Ju-
gend leider schon als zu klein, und hören wir, daß dieses Schul-
fahr mehr denn 60 Angemeldete nicht zur Aufnahme gelangen
konnten. Möge es daher der Anstalt recht bald gelingen, durch
weitere bauliche Vergrößerung diesem zunehmenden Bedürfnis
nach schulgemäßer Ausbildung der Kunsthandwerker gerecht
werden zu können. Da es für die weitere Entwicklung unseres
heimischen Kunstgewerbes wie überhaupt des allgemeinen Kunst-
verständnisses von besonderer Wichtigkeit ist, nicht nur tüchtige
Meister und Arbeiter, sondern auch tüchtige Lehrkräfte für jede
Art künstlerischer Thätigkeit, so zunächst für den öffentlichen
Zeichenunterricht zu erhalten, so wendet auch die hiesige kgl.
Kunstgewerbeschule ähnlich ihren Schwesteranstalten besondere
Sorgfalt der Heranbildung von Lehrkräften zu. Daß hierin in
allem Ernste vorgegangen wird, zumal in der Hebung des
Zeichenunterrichtes für weibliche Lehranstalten, in welchen meist
noch arger Dilettantismus das Feld beherrscht, mag die jüngst
genehmigte Prüfungsordnung beweisen, nach welcher an der
weiblichen Abtheilung der Anstalt künftig Lehramtsprüfungen
für Zeichenlehrerine» abgehalten werden sollen. In diesem
Vorgehen unserer Münchener Schule dürfen wir speziell auch
für unsere vereinsthätigkeit großen Vortheil erblicken, da unser
Streben erst dann die besten Früchte tragen wird, wenn das
verständniß für geschmackvolle Form und mehr noch das ver-
langen nach solcher in jeder Familie durch deren Seele, die
Hausfrau, gepflegt wird. Indem wir somit auf unsere hiesige
kgl. Kunstgewerbeschule, welche wir nach ihrer Iugendgeschichte
mit gerechtem Stolz das „Kind unseres Vereins" bezeichnen
dürfen, als eine unserer wesentlichsten Stützen vertrauensvoll
blicken und ihrem Fortschreiten und Gedeihen stets unsere
vollste Aufmerksamkeit widmen werden, möchten wir bei solchem
Anlasse nicht versäumt haben, unsere geehrten Mitglieder ans
den im Schulgebäude befindlichen, dekorativ reich ausgestatteten
Lichthof, welcher als permanenter Ausstellungsraum für Modelle
und Schülerarbeiten dient, aufmerksam zu machen und sie zur
Besichtigung desselben einzuladen.

Die moderne Kunstindustrie n. die Renaissance, von

I. v. Falke. *) Als vor nunmehr 25 Jahren die Reformbestreb-
ungen für die Kunstindnstrie und den Geschmack begannen,

*) wir theilen hier den Aufsatz Jacob v. Lalke's, welcher Anlaß zu
den» Eingangs abgedruckten vortrage gegeben hat, vollständig mit.
 
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