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Zeitschrift des Kunst-Gewerbe-Vereins zu München — 1879

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Heft 11/12
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Sepp, ...: Die projektirten Erzportale für den Kölnerdom und die Geschichte der ehernen Pforten, [2]
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Unsere kunstgewerblichen Musterblätter
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https://doi.org/10.11588/diglit.6905#0098

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thale, einen ordentlichen Tageritt unterhalb des Sees Gennesaret. Tr goß das auf zwölf Stieren ruhende eherne
Meer, den fiebenannigen Leuchter und all' die Tempelgeräthe und Schilde anr Palast (Hohelied IV, H. prunkte
aber auch der Tempel auf Moria mit vergoldeten Thoren oder Erzthüren?

Wahrscheinlich haben wir an solche zu denken, wenn der psalmift XXIII, 7 ausruft: „ Erweitert euch,
ihr Fürstenpforten, thut euch auf, ihr ewigen Thore, der König der Herrlichkeit hält seinen Einzug!" Die
Majestät schritt durch den erhöhten Mittelbogen, sein Gefolge durch die niederen Nebenthüren. Es heißt II,
Thron. IV, 9: „Salomo überzog die Thüren mit Erz." Dann lesen wir II, Könige XVIII, (7: „piskias
riß von den Thürflügeln des Tempels die güldenen Platten, welche er selbst hatte anschlagen lassen und
lieferte sie dem König von Assyrien, Sanherib, aus.

Vom Tempelbau des Königs Merodes weiß Zosephus zu melden bell. V, 5, 3: „Neun von den Thoren
(des inneren Tempels, dessen die Westseite mit einer ununterbrochenen Mauer abschloß) waren überall mit
Gold und Silber belegt, aus gleiche Weise die Thürpfosten und Oberschwellen. Das äußere war von korinthischem
Erz und übertras an Solidität die versilberten und vergoldeten bei weiteni. Zwei Flügel waren in jeder Thüre,
zwanzig Ellen jeder lang und fünfzehn breit. Zwei Säulen mit einem Umfang von zwölf Ellen trugen jedes
Thor. Die Pforte über der korinthischen, die sich aus dein Frauenvorhof östlich dein Tenipel zu öffnete, war
fünfzig Ellen hoch, hatte Thüren von vierzig Ellen und war dick mit Silber uiid Gold belegt. Fünfzehn Stufen
führten weiter nach dem großen Thore." (Vgl. c. Apion II, 9.)

Dem Ostthor im riesigen Viereck der äußeren Umfangmauer oder der noch heute sogenannten goldenen
Pforte stand die Morgenpforte anr Aufgang zum inneren Tempel vom Ijeidenvorhof aus gegenüber. Die massive
korinthische Pforte war von solchem Gewicht, daß zwanzig Leviten erforderlich waren, sie zu öffnen oder zu
schließen und die stärksteil Eisenbande sie hielten, wie der Geschichtschreiber des jüdischen Krieges VI, 5, 5
berichtet. Der Talmud überliefert (Zoma Fol. 39, 2, q>3, 3) mit Uebertreibung, man habe das Knarren der
Thore und Riegel bis Jericho gehört. Vierzig Jahre vor der Zerstörung des Tempels fei die östliche Tempel-
pforte Abends von freien Stücken aufgesprungen, und dieß Ereigniß habe nian so früh auf den bevorstehenden
Untergang des Gotteshauses gedeutet. Dieß stimmt der Zeit nach zum Tode Thristi, wo Matthäus XXVII, 51
berichtet: Der Vorhang des Tempels riß mitten entzwei; aber Hieronymus ergänzt aus dem Hebräerevangelium
es fei die Oberschwelle von gewaltigen Dimensionen geborsten.

Es gilt von der hohen Pforte II Kän. XV, 35 am Ausgang zum Gotteskasten im Vorhof der
Frauen- oder am erhöhten Zwingen Thel. Dies ist wohl die sogenannte „schöne Pforte", vor welcher Petrus
und Zohannes einen Lahmen aufrichteten. Dies ist das zugleich sagenhafte Thor Nikanors, wovon wieder der
Talmud (Zoma ff. 58, 2) anführt: ein Reicher, Nikanor, habe beide Thorflügel in Alexandria gar kostbar Her-
stellen lassen, die Schiffer aber im Sturin auf der Meerfahrt den einen hinausgeworfen und schon an den zweiten
sich gemacht, als der Schöpfer des Merkes lieber selbst über Bord zu springen erklärte. Da ward die See ruhig
und siehe! bei der Landung in Akkon hatte ein großer Fisch die erzene Flügelthüre an's Land gespien, so daß
Nikanor beide als Geschenk an den Tempel abliefern konnte.

Der Tempel des babylonischen Fischgottes Dagon zu Asdod hatte eherne Thore, wie nicht minder
jener des Melkart zu Tyrus: auch dis Ijeiligthümer der lhellenen prunkten damit. Aristophanes erklärt in
seinen Vögeln V. 6(5 ff., daß die Athener den Göttern Tempel mit goldenen Thüren weihten. Und besucht
man noch heute Levsina oder die Ruinen des Mysterientempels zu Eleusis, so überzeugen uns die Rinnen und
Leisten im Halbbogen, daß die Erzthüren in den Steinplatten sich gedreht. Das Pantheon Agrippa's in Rom
hat dreißig Fuß hohe eherne Pforten. [sd,rug folgt.]



Unsere kunstgewerblichen Musterblätter.

Tafel 2:: Kronleuchter in Schmiedeeisen, entworfen von
E. Seidl, ausgeführt von Prof. Balbreitcr. Die Figur, aus
kjolz und bemalt, ist von Prof. Ideß. Der Kronleuchter ist für
das Jagdschloß Berchem-Bogen in Böhmen ausgeführt.

Tafel 32: Modell eines Thoiiofens, gezeichnet von puchta
(in der kgl. Kunstgewerbeschule). Das durch seinen wirksamen
architektonischen Aufbau, wie durch die Fülle seiner Aiermotive
bemerkenswerthe Modell, von welchem wir eine Abbildung in 2/s

der natürlichen Größe bringen, befindet stch im Besitze der kgl.
Kunstgewerbeschule München, welche es aus einer Tiroler Samm-
lung erwarb, was auch vermuthen läßt, daß dasselbe aus einer
der vielen verdienstvollen pafnerwerkstätten hervorging, welche
Tirol in der Zeit des \6. und Z7. Jahrhunderts aufweist.

Tafel 22: Damentasche, entworfen von Prof. Dachreiter;
Kette, Beschlag und Scheere mit Futteral, ausgeführt von
demselben.
 
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