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Zeitschrift des Kunst-Gewerbe-Vereins zu München — 1879

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Heft 5/6
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Sepp, ...: Ursprung der Glas-Malerei, [14]
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https://doi.org/10.11588/diglit.6905#0046

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Ursprung der Glas-Malerei.

Von vr. Zepp. (Schluß.)

XIV- Antrag auf brillante Gedächtnißfenster am Erfindungsorte der Glasmalerei.

ls das eiserne Jahrhundert der Ungarnkriege verlief, als das erste Jahrtausend unserer Zeitrechnung
zu Ende ging und die halbe Christenheit den Weltuntergang erwartete, blickten die erleuchteten
Mönche von Tegernsee Hellen Geistes in die Zukunft. Sie entlehnten dem Regenbogen feine
Farben und lebten voll des Dichtens und Sinnens, das himmlische Licht in irdischer Farbenpracht
sich verfangen und das Haus Gottes in einer Herrlichkeit strahlen zu lassen, wie sie die alten
Tempel als Abbilder des Universums früher nie gekannt. Sie lagen mit strahlenden! Erfolge der Run st ob,
in Glas zu malen, und verpflanzten sie nach dein übrigen Deutschland. Sie setzten Tafeln in die Fenster der
Dome, daß es wie von glühenden Edelsteinen, funkelnden Demanten, Sapphiren und Rubinen mit magischem
Zauber von der Jähe strahlt, und die Bilder voll Glanz und Herrlichkeit wie aus einer anderen Welt uns
mährchenhaft ansprechen. Wie so die himmlischen Gestalten im Lichte der Verklärung sich ausnehmen, ergreift den
Beschauer selber eine höhere Weihe und feierliche Stimmung, ja heiliges Entzücken.

Von der fürstlichen Abtei am Tegernsee aus hat die Kunst der Glasmalerei das ganze Abendland
erobert, die Niederlande, Frankreich, England, Spanien und Italien eigneten sich dieselbe mit Liebe an. Sie
macht in Europa bis zürn höchsten Norden den Unterschied der kirchlichen Glaubensbekenntnisse vergessen, und
erbaut ebenso die morgcnländische Christenheit, wie das Volk von Nordamerika. Nach Ost und West, nach
Süd und Nord sind zahlreiche Meisterwerke von München aus gelangt, das auch zun: großen Theil auf alt-
tegernseeischem Grunde liegt, und die Kathedralen füllen sich mehr und mehr mit diesen leuchtenden Kunstprodukten.
Wie viele Tausende haben im Laufe der Zeit diese Industrie zu ihrem Nahrungszweige gemacht, wie viele hoch-
herzige Familien sich mit den Künstlern einen Namen gestiftet! Dafür sollen auch die ersten Entdecker und
Förderer der Glasmalerei unvergessen bleiben. Altbayern trägt den namhaften Erfindern in vier glorreichen
Fensterbildern an Ort und Stelle seinen Dank ab, das Andenken zum Ruhme der Jeimalh unvergeßlich zu erhalten.

Es gilt, den Grafen Arnold als Stifter, und Abt Gozbert, dessen Klosterschüler die ersten Glasgemälde
ausführten, in der Stiftskirche zu Tegernsee in solchen Bildern darzustellen, diesen mit der Urkunde:

Auricomus sol primum infulsit basilicae nostrae pavimenta per
discoloria picturarum vitra. Anno 999.

Der Sonnengott mit gold'nem Haar
Hat hier zum ersten Mal, fürwahr!

Buntfarbige Fenster glasgemalt
In der Basilika durchstrahlt.

Der (Juirinkapellc gegenüber soll Dichter Froumund neben dem Künstler Werinher ebenso ver-
herrlicht werden.

Blicke ich auf diese ganze Abhandlung zurück, so fühle ich micb mehr und mehr im Glauben an die
Richtigkeit der Untersuchung bestärkt. Ein anderer Arnold oder Arnols (vgl. Gebold und Gebots) kann es nicht
sein als der von Vohburg, den wir nennen. Die Gemahlin Arnold's von Lambach heißt nicht Adelheid, sondern
Reginlind oder Regilla. (Non. Germ. hist. Scriptor. XII, (2Y.) Von Tegernsee fällt unser Blick aus Regensburg.
So angesehen war das Kathedralkloster St. Emeran, daß selbst Ludwig der Deutsche davon Lehen trug.
(M. B. XXVIII. a. 39.) Sein Enkel, König Arnulf, zugleich der Vater Ratpoto's, des Ahnherrn der Andechfer,
hat daselbst sein Grab, wie sein Sohn Ludwig das Kind, der letzte Karolinger, auf deutschem Boden, in Altötting,
ruht. Ramwold ward von St. Maximin in Trier zuerst als Propst nach 5t. Emeran berufen und 970 Abt;
als er am f7. Juli 1001 zur Gruft getragen ward, trat der Kaiser mit unter die Bahre und hob den Leichnam
auf seine Schultern. Nach der Entthronung des letzten Bayernherzogs Tassilo vom Stamme der Agilolfinger,
788, war der Kronprinz Theodo von Karl dem Großen in's Kloster verwiesen und ging in 5t. Maximin mit
Tod ab. Von da ward 978 Hartwig als Abt in das von König Otto I. und seiner Gattin Adelheid wieder
aufgerichtete Stift am Tegernsee durch Graf j?oppo, den Bruder obigen Arnold's, eingeführt. Nach Hartwig
ergreift Gozbert von St. Emeran, Arnold's Freund, den fdrälatenstab im Stift des hl. Quirin, und unter Graf
Arnold's und Gozbert's Ueberwachung kommen durch Tegernseer Zöglinge die ersten Glasgemälde zu Stande.
Bischof Boso von Merseburg, ein Bayer (f 370), empfing in St. Emeran seine Bildung und schon 96 s wird
 
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