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Zeitschrift des Kunst-Gewerbe-Vereins zu München — 1879

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Heft 5/6
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Sepp, ...: Ursprung der Glas-Malerei, [14]
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https://doi.org/10.11588/diglit.6905#0047

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in einer Urkunde Otto des Großen das blühende Stuöium der hl. Schriften dort gerühmt. (M. B. XXVIII, f89-)
Zu Weltenburg ist St. Wolfgang, Graf von Pfullingen, geboren, der 994 als Bischof von Regensburg starb.
Wolfgang verfaßte Gedichte und ließ den Bücherfaal bauen, um darin über 300 Bände aufzustellen. Bibliothekar
Reginbald muß sie nicht blos ausgeliehen, sondern auch eifrig studirt haben; Froumund nennt ihn von über-
strömender Gelehrsanrkeit triefend. Erzbischof Friedrich von Salzburg legt 937 St. Peter in die pand des Abtes
Tito, Angehörigen von 5t. Emeran. Auch Burgili, dann Seeon genannt, das von Pfalzgraf Aribo I., Freund
des hl. Wolfgang, gestiftete Kloster, erhält 999 auf Verwendung Perzog peinlich's durch Kaiser Otto III. den
ersten Abt aus St. Emeran. Dieses Kathedralstift behauptet den ersten Rang unter den deutschen Bildungsstätten.
Froumund's Zeitgenosse Otloh, vielleicht in Attenloh, in der Nähe von Tegernsee, geboren, empfing hier seinen
Unterricht und schrieb zahlreiche pandschriften für St. Emeran ab, auch > 9 Meßbücher. Gozbert's Nachfolger,
Gotthard, ist fiSf in der Nähe von Niederaltaich geboren. Seine Schüler, Mönche zu Altaich, treffen wir als
Aebte in Monte Taffino, in Böhmen und Mähren. Er ist der erste Bayer, den die Kirche heilig gesprochen.
Nach Mondsee kamen unter Tassilo Mönche von Monte Taffino, nach Niederaltaich 741 von Reichenau.
St. Emeran lag in fortwährender Fehde mit Bischof Gebhard I. und klagte f00ß vor Kaiser peinrich II. Der
(so bald?) zuchtlosen Abtei St. Maximin in Trier nahin dieser 6639 Bauernhöfe ab. Schon Karl Martell
hatte Güter der Kirche in Laienhände gegeben und Karlmann und Pipin zu dieser Säkularisation die Zustimmung
des Papstes erholt; ebenso wie Arnulf, perzog Burckhard von Schwaben. Die Klostervögte Gaminolf und
Unroch sollen auf Befehl Kaiser Otto I. Benediktbeurer-Güter an sich genommen haben, man zählte f250 pöfe.
St. Pölten ist eine Tegernseer Stiftung unter den Karolingern, und Abbatia ad St. Yppolitum zählt bei
Günthner I, >43, zu den von perzog Arnulf dem Stift entrissenen Gütern. Daß schon Adalbert und Otkar
St. Pölten begründeten, ist nur verfrühte Angabe.*)

Solcher Reichthum gehörte dazu, um als Kultursitz eine erste Rolle zu spielen und auch der Aufgabe
neuer Erfindungen gewachsen zu sein. Wilhelm, Abt von pirsau f069, in oder bei Regensburg geboren und
von edler Abkunft, lebte erst als Mönch in St. (Emeran und verfaßte da ein astronomisch mathematisches Werk.
Bon dort, wie aus Niederösterreich, weiß die Geschichte im Zusammenhang mit Tegernsee Namhaftes zu melden.
Zn Regensburg, damals der größten Stadt Deutschlands, bekamen übrigens der Bischof und die reichen Klöster
in einem Maaße das Regiment in die pand, daß für den Bayernherzog kein Platz mehr war und peinrich
der Löwe die neue Landeshauptstadt zu München an der Zsar erbaute, und zwar auf Tegernseer Grund. Noch
im Zahre U57 ist die Wieskapelle am petersbergel als Ortskirche von Munichen im Besitz von Tegernsee.
Munichen zählt zu den vom „bösen" Arnulf säkularisirten Abteibesitzungen und gelangte zunächst an Graf Otto
von Wolfratshausen.

Die Frage wegen der Entdeckung der Kunst in Glas zu malen, kann nur vom streng wissenschaftlichen,
nicht vom patriotischen Standpunkte gelöst werden, wie die französischen Fachmänner es halten. So läßt Lasteyrie
S. 9 durch Abt Desiderius von Monte Taffino die Fenster des Kapitelsaales mit pilfe griechischer Arbeiter 1038
bemalen, wo bei Leo von Ostia doch nur von „drei Wänden" die Rede ist. So hätten wir ja Glasmalereien
auf polz, dergleichen auch die Abtissin Bertha im Frauenmünster zu Zürich eigenhändig fertigte. Es bleibt bei
dem, was wir vorher (VI.) von der früheren Anwendung der parzmalerei gesagt. Zu den als Farbstoff an-
gewandten Metalloxyden bedient man sich eines flüßigen Glases mit oder ohne Borax. Zuweilen ersetzte man
die fehlenden Schmelzfarben dadurch, daß mit Oelfarbe bemalte Glastafeln durch eine zweite weiße vor Luft und
Witterung geschützt wurden. Bei Bestellung der Domfenster für Arezzo f^77 und f523 mußte ausdrücklich
bedungen werden, daß die Farben im Feuer gebrannt und nicht mit Oel aufgesetzt sein sollten! (Ersch und
Gruber Encycl. s. v. Glasmalerei.)

Geben wir Deutsche unsere historischen Ansprüche nicht zu leicht auf. Mußte ich doch im Germanischen
Museum mich auf den Fenstercyclus im Dome von Le Mans verweisen lassen, welcher aus dem Anfang des
XI. Jahrhunderts sich herschreibe und eine lange Vorschule voraussetze. Aber Eugen pucher in seiner Mono-
graphie**) führt wohlbewußt das älteste darunter, I'Asceusion, in die Zähre fOsiä—U20, also hundert Zahre
nach dem urkundlichen Bestand der Tegernseer Werkstätte zurück. Die Figuren sind ganz dramatisch behandelt
und nicht statuär, wie die lebensgroßen in den hohen Augsburger Fenstern, welche noch ganz der romanischen
Periode angehören. Zn unseren Tagen hat die Lithographie alsbald nach ihrer Erfindung durch Senefelder mit
der Erscheinung der Boisserse'schen Gemäldesammlung von Strixner das pöchste geleistet, was dem Steindruck

®) ptfigrin von paffaii erlangte durch falsche Urkunden außer Kremsmiinfter 5t. Florian und St. polten als Zubehör zu
seinem Bisthum. Riezler, Geschichte Bayerns, 292, 299, 422, 497.

**) Vitraux peints de la Cathedrale de Mans. Xle et Xlle sikcle. „Gemalte Glasscheiben bilden die Fenster im Grabdom
Mohammed's zu Medina," schreibt der Geograph Ritter, Erdkunde XIII, Z52. Daraufhin könnte man die Erfindung der Glasmalerei
ja gleich nach Arabien verlegen. Es sollte heißen: Farbige Fenstergläser, wie ein glänzendes Lmailbild oder Glasgemälde inmitten
von feurigem Goldgrund (bascbmal) schildert Ezechiel I, 4, die Erscheinung der vier apokalyptischen Thiere — also könnte man die
Erfindung schon in die Zeit der babylonischen Gefangenschaft setzen. Wer aber zu viel beweist, beweist gar nichts.
 
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