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Zeitschrift des Kunst-Gewerbe-Vereins zu München — 1879

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Heft 9/10
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Unsere kunstgewerblichen Musterblätter
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Vermischte Mittheilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.6905#0082

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Unsere kunstgewerblichen Musterblätter.

Tafel 20 : Nautilus, entworfen von Professor Ferdinand
Barth. Der Nautilus ist noch einmal so groß, ganz von Me-
tall, auf einem Postament von Ebenholz als Tafelaufsatz ge-
dacht. Die drei Figuren sind in Silber auszufiihren und zu
oxydiren. Die Nautilusmuschel soll ganz von Silber sein mit
radirten, schwarzen Ornamenten. Das Randband wird vergoldet;
die Ornamente find schwarz. Delphin und Felsen von Bronze,
verschiedenfarbig durch Patina. Die Füße sind zu vergolden,
ebenso die Muschel, welche von der Nereide emporgehoben wird.

Tafel 26: Litzenspitzen, entworfen in der Fachschule von
Frl. von Braunmüht an der kgl. Kunstgewerbeschule München.
Anlehnend an Motive aus dem ; 7. Jahrhundert, vertreten beide
Muster jene gefällige und leicht ausführbare Technik, nach welcher
die Figuren eines Musters durch Litzen von paffender Stärke
umschrieben und alle Zwischenräume theils durch eingestickte

Spitzenfonds, theils durch geschlungene Stäbchen aus freier kfand
geschloffen werden.

Tafel 2?: Messer mit scheide und Klingen, entworfen von
B. Kellner. Triff aus Bein geschnitzt, Beschläge metallen,
Scheide aus Leder. Die vier Klingen mit geätztem Ornament
abwechselnd hell auf dunklem Grunde, oder dunkel auf Hellem
Grunde.

Tafel 28: Glasgemälde, ausgeführt in der Zettler'schen
Glasmalereianstalt. Die Architektur ist von Architekt kfoffmann,
das Figürliche von Maler Iürrß entworfen.

Tafel 29: Buffet, entworfen von G. Lritzsche. Dieses
Buffet wurde in gebeiztem Eichenholz von A. pöffenbacher aus-
geführt.

Tafel 20: Kopfleisten und Umrahmungen für Visiten-
karten, entworfen von Mar Kiendl.



Ms»-

vermischte Mittheilungen.

Aus den Verhandlungen des deutschen Acichs-
tags über den schütz kunstgewerblicher Gegenstände.

Die Tagesblätter haben wohl unmittelbar nach den betref-
fenden Verhandlungen über die letzteren ihre Berichte ge-
bracht; sie geben aber kein genügendes Bild von der Debatte
über Fragen, welche nicht allein für den Tag, nicht allein für
heute und morgen, sondern für die Dauer wahre Lebensfragen
des Kunstgewerbes find. So wurde die Schulfrage, die Frage,
ob die Werkstattlehre oder die Lehrwerkstatt oder Fachschule
vorzuziehen sei, ja selbst die brennende Stilfrage während der
Debatte über den Schutzzoll erörtert. Der stenographische Be-
richt verschafft uns in seiner Ausführlichkeit ein lebendiges Bild
der Verhandlung, deren Resultat die Bewilligung des ge-
wünschten Schutzzolles für eine große Reihe kunstgewerblicher
Erzeugnisse war.

Schon in der Debatte über feine kfolzwaaren (mit ausge-
legter oder Schnitzarbeit) und über gepolsterte Möbel hatte 6r.
v. Miller das Wort ergriffen, und war dem Regierungs- und
Lommiffionsantrag gegenüber mit Wärme für eine ausgiebigere
Erhöhung des Schutzzolles eingelreten. Der Redner berief sich
auf die Sympathie, welche das deutsche Kunstgewerbe im
deutschen Volke gefunden habe; Beweise dieser Sympathien seien
die vielen Kunstgewerbeschulen und Museen, welche in neuerer
Zeit gegründet wurden, sowie die aufopfernde Thätigkeit, mit
welcher Künstler und Männer der verschiedensten Berufszweige
sich die toebung des Kunstgewerbes angelegen fein lassen. Da
müsse doch auch die Vertretung des deutschen Reiches ihre Theil-
nahme für die Thätigkeit der deutschen Kunstindustrie zeigen.
Auf einen besonders wichtigen Punkt machte der Redner im
Verlaufe seines Vortrags aufmerksam, während er einem ihm
gemachten Einwurf entgegeutrat. „Meine Herren, man niacht
auch den Einwurf, die Kunst bedürfe keines Schutzzolls, also
die Thätigkeit, welche der Kunst am nächsten verwandt ist, die
Kunstindustrie ebenfalls nicht. Bei der Kunst, nieine Herren,
ist dieß ganz richtig; da sind alle Künstler in gleicher Lage,
es handelt sich immer nur um einzelne Werke; der Künstler,
der für fein Werk einen Schutzzoll braucht, — der ist kein

Künstler —, aber die Kunstindustrie hat ihre Stärke in der Re-
produktion, die Reproduktion kostet in der Regel viel weniger,
als das erste Original. Wenn ich nur zwei oder drei Repro-
duktionen verkaufen kann, und muß die Generalkosten für Er-
findung, Zeichnung re. auf zwei bis drei Exemplare ablagern,
ist es natürlich, daß dadurch die Produkte viel thenrer werden
müssen, als jene der Franzosen, die hundert Exemplare ver-
kaufen können, ehe wir nur eines oder zwei an den Mann
bringen, und darum ist das verlangen ein so dringendes, daß
man uns vorläufig doch wenigstens den deutschen Markt für
eine Zeit lang zur Entwickelung unserer Kunstindustrie gönnen
möge" Der Lommissär des Bundesraths, Hr. Ministerialrath
Mayr, erklärte sich mit dem Vorredner völlig einig in allen
jenen Bestrebungen, bei denen es sich darum handelt, das
Kunsthandwerk zu fördern. Auch gab er die Versicherung, daß
die verbündeten Regierungen dem deutschen Kunsthandwerk
ganz gewiß ihre volle Sympathie zuwenden. Doch trat er der
Einführung von Werthzöllen, wie sie Hr. v. Miller vorge-
schlagen hätte, entgegen, und bemerkte, auch in Frankreich sei
die gegenwärtige Strömung gegen das System der Merthzölle
gerichtet. Auch Herr Sonnemann, ein Gegner der Schutzzölle,
betonte diesen Punkt; auch verwies er auf England, wo gar
kein Schutzzoll bestehe. „In England ist die Kunstindustrie
dadurch groß geworden, daß der Staat außerordentlich große
Summen verwendet auf Zeichenschulen, Museen und alle An-
stalten, die zur Hebung der Kunstindustrie beitragen können."
von Frankreich sagt er, es verdanke die hohe Blüthe der Kunst-
industrie nicht den Zöllen, sondern den großen Opfern, die seit
Ende des fünfzehnten Jahrhunderts der Staat für die Kunst-
industrie durch viele großartige Lehranstalten, Museen, Muster-
werkstätten u. s. w. gebracht habe. Im verlaufe seiner Rede
gestand Herr Sonnemann zu, daß es bei uns an Käufern für
schöne Arbeiten fehle. Die Abstimmung ergab die Ablehnung
des Antrags des Hrn v. Miller. Ein glücklicheres Resultat
hatte die Sache, welche ihr. v. Miller mit Begeisterung vertrat,
in Folge der Debatte über die sogenannten Kurzwaaren, welche
im Grunde als eine Fortsetzung der über die feinen Holzwaaren
 
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