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Zeitschrift des Kunst-Gewerbe-Vereins zu München — 1879

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Heft 7/8
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werden. Zugleich sollte an Glas-, Porzellan- und Steingut-
Maaren beigeschafft werden, was zur Familien-, wie zur
Gesellschafts-Tafel wünschenswertst erscheint, wie andererseits
auch alles Dasjenige mit in den Ureis der Ausstattung gezogen
worden, was an Tisch- und Bett-Zeug, einschließlich der Küchen-
Geräthschaften, geboten ist. Die zu diesen! Behufs für die
polz Möbel ausgeschriebene Preis - Loncurrenz hatte zur Folge,
daß im Ganzen 20 Serien von Skizzen dem Preis-Gericht
vorgelegt wurden; Wien und Berlin, München, Breslau und
Stuttgart waren in diesem Wettkampf, dessen Resultate acht
Tage lang öffentlich in Stuttgart, später auf Ersuchen auch im
Leipziger Uunstgewerbe-Museum ausgestellt waren, vertreten. —
Bon den wenigen Entwürfen, die um die festgesetzte Summe
herstellbar erachtet wurden, war jener der Architekten Ihne und
Stegmüller in Berlin als der geschmackvollste erschienen. Das
Loos entschied, welchen Fabrikanten die Ausführung der preis-
gekrönten Entwürfe überlassen werden sollte. Die fertige Aus-
stattung wurde von 3J54 Besuchern, welche Eintrittsgeld zahlten,
besichtigt. Die Ausstattung als Ganzes ging schließlich in den
Besitz einer bürgerlichen Familie in Stuttgart über; auch fehlte
es nicht an zahlreichen, theilweife genauen, oder doch analogen
Nachbestellungen bei den Möbel-Fabrikanten."

Unter den Vereinszwecken wird auch die Förderung und
Unterstützung bestehender Zeitschriften kunstgewerblichen An-
halts angeführt. Es wird ausführlich von einem vollständig
mißlungenen Versuch, eine Zeitschrift des württembergischen
Uunstgewerbevereins zu gründen, erzählt, woran der Bericht
folgende Bemerkung knüpft: „Es wird daher wohl nichts Anderes
übrig bleiben, als an den schon früher einmal im Schooße
unseres Vereins aufgetauchten Gedanken anzuknüpfen, mit Zeit-
schriften anderer Vereine nähere Fühlung zu suchen." Gewiß
ist das wünschenswertst. In dem Eaxitel „Preisausschreibungen"
wird darüber geklagt, wie schwer es sei, von den Uünstlern zu
erlangen, das Einfachschöne zum vorwiegenden Ziel ihrer Be-
strebungen zu machen. Auch heißt es: „Man ist in unseren
gewerblichen Kreisen noch immer nicht so recht daran gewöhnt,
besondere Vpfer für Dessins sich gefallen zu lassen und das
Mustergesetz dafür in Anspruch zu nehmen."

Berlin. In der sechszehnten Hauptversammlung des Ver-
eins für deutsches Kunstgewerbe, am ;s. Juni, sprach Herr
Bildhauer prieß über Grabdenkmäler. Er verbreitete sich über
ihre Bestimmung und die derselben entsprechenden Formen, faßte
dann speziell die Werke dieser Art auf den Berliner Friedhöfen
in's Auge, und dieselben ihren verschiedenen Gattungen nach
charakterisirend, stellte er sie in vergleich mit denen anderer großer
Städte, namentlich Süddeutschlands, an denen er die künstlerisch

behandelte Gestaltung vorherrschend gefunden habe, während in
Berlin die Grabsteinfabrikation vorwiege. Er empfahl, sich bei
Bestellung eines Grabdenkmals, statt an bloße Geschäftsleute,
an wirkliche Künstler zu wenden oder, wo es sich um die An-
wendung von einfachen architektonischen Formen handle, die
Zeichnung dazu von einem bewährten Architekten anfertigen zu
lassen. — Auf's Lebhafteste wurde das Interesse der Versamm-
lung durch die Vorlage einer Anzahl von theils echt japanischen,
theils in japanischem Geschmack von Herrn Tapezierer Marco
ausgeführten Arbeiten in Anspruch genommen. Letztere bestanden
in einer Fensterdekoration und zwei Puffs, an welchen echt ja-
panische Webereien in geschmackvollster weise zur Verwendung
gekommen waren, erstere in einem Tische mit Marmorplatte und
zwei japanischen Bronzegefäßen, wozu noch ein Teppich per-
sischen Gewebes kam. Herr Marco gab einige Erläuterungen
zu der Vorlage, nach welchen die Gegenstände einem Zimmer
angehörten, welches für die Aufnahme japanischen Geräthes in
Holz, Bronze, Porzellan, von Stoffen, Stickereien rc. bestimmt
ist und von Herrn Marco in japanischem Geschmack dekorirt
wurde. — fjerr Baumeister Schäfer sprach hierauf über die
Bauten der gegenwärtigen Berliner Gewerbeausstellung. Als
Backsteinbau und zugleich als erstes in Berlin auftretendes Bei-
spiel des sogenannten hannöver'schen Backsteinbaues führte er
die Gtzen'sche Weinstube an und besprach die Entstehung, stili-
stische Ausbildung und Technik dieser Bauart. In gleicher
weise verbreitete er sich über den Holzbau im Allgemeinen und
die Anwendung desselben an den Ausstellungsgebäuden. — Zum
Schluß sprach Herr Fabrikant A. Müller über die Textilindustrie
auf der Gewerbeausstellung. Er führte sänimtliche Branchen
derselben der Reihe nach vor und berichtete über den gegen-
wärtigen Stand derselben in Berlin und die Bedingungen, unter
welchen sie arbeiten. Durch geschichtliche Rückblicke auf die Ent-
stehung und Entwicklung einzelner, wie z. B. der Seidenweberei,
wußte Redner auch bei dem nichtfachmännischen Theile der Zu-
hörer lebhaften Antheil zu erregen.

Ausstellung in Ischl. während der Monate August
und September findet in Ischl eine kleine Musterausstellung
kunstgewerblicher Erzeugnisse statt, zu welcher das österreichische
Museum und die bedeutendsten österreichischen Firmen, wie Haas,
Giani, Fix, Lobmeyer, Klein u. s. w., ihre Mitwirkung zugesagt
haben. -

Berichtigung. Im diesjährigen Mitglieder-Verzeichniß
fehlen folgende Namen: Prof. Dr. v. Nußbaum, k. General-

stabsarzt ä la s. in München. Franz Lipxerheide, Verlagsbuch-
händler in Berlin. Paul Bette in Berlin, p. Beickler, Bild-
hauer in Leipzig.

verantw. Redakt.: vr. S. Lichten stein. — Verlag von G. H irth in Leipzig 6c München. — Druck von Knorr & Hirth in München.
 
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