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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 1.1902-1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.3547#0040

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MAX LIKBEKMANN, KUNSTCHKONIK

BERLIN

Die Berliner Saison setzte sehr anregend mit
der Ausstellung von sieben Boecklins bei Schulte
ein. Es waren ausserdem ausgestellt Porträts
von de la Gandara, Bilder von Axel Gallen,
Otto Sinding, Arthur Langhammer; Emile Claus
zeigte Landschaften und Hanns Fechner Pastelle.
Vorher waren Bilder von F. von Uhde, Bürckel
und L. Munthe ausgestellt. — Bei Keller u. Reiner
hatte der Bildhauer Harro Magnussen eine Kollek-
tivausstellung. Jetzt ist ein grosses Gemälde von
Melchior Lechter „Die Weihe am mystischen
Quell" mit anderen Arbeiten von Melchior Lechter
zu sehen. Das Gemälde ist das Hauptstück aus
dem von Jacob Pallenberg seiner Vaterstadt be-
schenkten Prunksaal im Kunstgewerbemuseum zu
Köln. Wie hoch die Intentionen des Stefan Ge-
orge befreundeten Künstlers auch anzuerkennen
sind, so hat er in dem Gemälde gewisse Unzu-
länglichkeiten, über die man nicht hinwegkommen
wird. Der Künstler befriedigt eher dort, wo man
ihn nicht ausführen sieht, in den Skizzen, in Ent-
würfen, als in dem ausgeführten Gemälde.

Bei Paul Cassirer ist eine kleine Anzahl von
neuen Bildern Trübners, eine kleine Sammlung
japanischer Farbenholzschnitte und eine Reihe von
Bildern von Israels, Mauve, Jacob Maris und Breit-
ner ausgestellt. — Im Kümtlerhause sind Bilder
von Mohrbutter, Alberts, le Sidaner, Carolus
Duran (das Porträt von Gustave Dore), Daubigny,
Munkaczy, Raffaelli, Gari Melchers und ein sehr

umfangreiches Gemälde von Besnard ausgestellt,
die „Insel der Glücklichen". An Böcklin denkt
vor diesem Bilde wegen des Themas der Deutsche
— an Watteaus göttlich schönes Bild „embarque-
ment pour File de Cythere" der Franzose. Bes-
nard bleibt unfassbar weit hinter den Erwartungen
zurück. In einer Gondel fährt ein Mann, der ein
Mittelding zwischen Christus und Richelieu ist,
von zwei lockeren Frauengestalten begleitet, zur
„Insel der Glücklichen" uns entgegen. Vorn scheint
Sekt und Kaifee getrunken zu werden und eine
Niederlassung von Schalen und Gläsern wie in
einer Filiale von Art Nouveau etabliert zu sein.
Ein Faun reicht seine Schale dar. Zwei Engel mit
Loie Fullerflügeln hören einem Konzert zu, das
von zwei Faunen mit Triangel und Castagnetten
gegeben wird u. s. w. Das einzig Annehmbare
auf diesem Bilde ist die Landschaft. Ihre Motive
scheinen dem See von Annecy entnommen. In
einem Nebensaal ist eine interessante Sammlung
von Farbenholzschnitten ausgestellt. — Im Salon
Rabl sind Bilder von Sperl, Leibl, Leistikow,
Liebermann, Uhde, Hans Hermann, Lippisch und
Schlichting und Tierstücke von dem Bildhauer

August Gaul.

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An Themen zur Diskussion über künstlerische
Fragen der Zeit fehlt es im übrigen. Reinhold
Begas' Auseinandersetzungen — über neue und
alte Kunst, Schönheit und Hässlichkeit — sind zu

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