waren alle repräsentiert. Um das Hervor- R. v. Kaufmann, Baron Oppenheim und Weber
treten der Brügger Meister hatte man sich mit dankenswerter Bereitwilligkeit das Unter-
energisch und mit grossem Erfolge bemüht, nehmen gefördert hatten. Aus Rom hatten
Sonst hatte, wie stets bei solchen Unternehm- der principe Doria, aus San Remo Herr Ad.
ungen, der Zufall mit im Komitee gesessen. Die Thiem die Ausstellung sehr glücklich be-
Meister vom Anfang des i 6. Jahrhunderts waren reichert. Und der englische Privatbesitz zeigte
zumeist nicht besonders glücklich vertreten, wieder seine Unerschöpflichkeit, wie viel auch
Von Massys, Gossaert, Orley, Patenier, Belle- die letzten Jahrzehnte ihm geraubt haben, in-
gambe waren nur vereinzelte bedeutende und dem aus dieser Quelle einige unbekannte
charakteristische Werke zu sehen — fast ohne Kostbarkeiten herbeikamen, abgesehen davon,
Ausnahme unter falschen Namen ausgestellt, dass die bekannten Sammlungen des Duke of
Für das Studium dieser Meister, das noch sehr Devonshire, des Earl of Northbrook und des
im Argen liegt, bot dieses Beieinander eine Sir Fred. Cook nicht fehlten.
Fülle von Anregungen, aber nur dem, der Aus der verwirrenden Menge der Gebilde
über die Persönlichkeiten schon im klaren stiegen die grossen Persönlichkeiten erst nach
war. Es fehlten die anerkannten und beglau- und nach empor. Viel Minderwertiges,
bigten Hauptwerke, die sicheren Ausgangs- Schwaches, Nachgeahmtes erschwerte die
punkte. Ich glaube nicht, dass viel gelernt Uebersicht. Die weit kleinere Ausstellung
worden ist, und fürchte, das sinnlose Rate- altniederländischer Bilder, die der Londoner
spiel mit den Namen der Meister des i 6. Jahr- Burlington Fine Arts Club 1892 veranstaltet
hunderts, dem sich Sammler, Händler, Samm- hatte, war entschieden vornehmer, mit einem
lungsvorstände und „Autoritäten" mit Eifer weit höheren Durchschnittsniveau. Jan van
widmen, ward nach dieser Ausstellung seinen Eyck, Dirk Bouts, Hans Memling, Gerard
Fortgang nehmen. David traten in Brügge deutlich vor das Auge
Den Abschluss in der zeitlichen Folge bot des geduldigen und einigermassen vorberei-
Pieter Pourbus, der fruchtbare Brügger Ma- teten Kunstfreundes, Hugo van der Goes,
ler, der um 1560 thätig war. Nach seiner Roger van der Weyden und Massys weit
kalten und erfindungsarmen, aber wenigstens weniger deutlich. Van der Goes zeigt sich ja
im Porträtfach noch tüchtigen und gesunden mit dem ganzen Umriss seiner gewaltigen
Kunst hat es in der flandrischen Stadt nichts Figur nur im Portinari-Altar. Man durfte
Selbständiges mehr gegeben. Im 17. Jahr- nicht hoffen, den vollen Eindruck von seiner
hundert folgten die Brügger Maler den Ant- Kunst auf der Ausstellung zu empfangen,
werpenern, und zwar in weitem Abstand. Rogers Grösse enthüllt sich in den reichen
Oeffentliche Sammlungen, Klöster, Kirchen, erzählenden Kompositionen, in energisch zu-
Stadthäuser und Privatsammlungen hatten bei- sammengeschlossenen Gruppen von höchster
gesteuert. Aus Belgien war fast alles gekom- dramatischer Spannkraft. Abgesehen von einer
men, was, im Sinne des Programms, erwünscht kleinen Beweinung Christi, einer neueren
erschienen war. Gent freilich hatte seinen glücklichen Erwerbung der Brüsseler Galerie,
Schatz, den Mittelteil des Eyck'schen Altars, waren von seiner Hand nur Bildnisse und
nicht herausgegeben. Frankreich hatte nicht Madonnenbilder auf der Ausstellung. Dass
viele, aber fast ausschliesslich gute und merk- Roger, wenn man die Tiefe, Weite und Dauer
würdige Gaben gesandt, aus Rouen das be- der Nachwirkung zum Massstab nimmt, alle
rühmte Hauptwerk Gerard Davids und vor- niederländischen Meister des 1 5. Jahrhunderts
treffliche Stücke aus dem Pariser Privatbesitz, überragt, fühlte man eigentlich nicht in Brügge.
Oesterreich war mit wenigen, aber dank dem Von Quinten Massys war das herrliche
Fürsten Liechtenstein höchst bedeutenden Bildnis zu sehen, das dem Fürsten Liechten-
Werken vertreten, Deutschland mit einer weit stein gehört, gewiss seine grösstc Schöpfung
grösseren Zahl von Bildern, da die Herren im Porträtfach, und sonst noch allerlei feine
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treten der Brügger Meister hatte man sich mit dankenswerter Bereitwilligkeit das Unter-
energisch und mit grossem Erfolge bemüht, nehmen gefördert hatten. Aus Rom hatten
Sonst hatte, wie stets bei solchen Unternehm- der principe Doria, aus San Remo Herr Ad.
ungen, der Zufall mit im Komitee gesessen. Die Thiem die Ausstellung sehr glücklich be-
Meister vom Anfang des i 6. Jahrhunderts waren reichert. Und der englische Privatbesitz zeigte
zumeist nicht besonders glücklich vertreten, wieder seine Unerschöpflichkeit, wie viel auch
Von Massys, Gossaert, Orley, Patenier, Belle- die letzten Jahrzehnte ihm geraubt haben, in-
gambe waren nur vereinzelte bedeutende und dem aus dieser Quelle einige unbekannte
charakteristische Werke zu sehen — fast ohne Kostbarkeiten herbeikamen, abgesehen davon,
Ausnahme unter falschen Namen ausgestellt, dass die bekannten Sammlungen des Duke of
Für das Studium dieser Meister, das noch sehr Devonshire, des Earl of Northbrook und des
im Argen liegt, bot dieses Beieinander eine Sir Fred. Cook nicht fehlten.
Fülle von Anregungen, aber nur dem, der Aus der verwirrenden Menge der Gebilde
über die Persönlichkeiten schon im klaren stiegen die grossen Persönlichkeiten erst nach
war. Es fehlten die anerkannten und beglau- und nach empor. Viel Minderwertiges,
bigten Hauptwerke, die sicheren Ausgangs- Schwaches, Nachgeahmtes erschwerte die
punkte. Ich glaube nicht, dass viel gelernt Uebersicht. Die weit kleinere Ausstellung
worden ist, und fürchte, das sinnlose Rate- altniederländischer Bilder, die der Londoner
spiel mit den Namen der Meister des i 6. Jahr- Burlington Fine Arts Club 1892 veranstaltet
hunderts, dem sich Sammler, Händler, Samm- hatte, war entschieden vornehmer, mit einem
lungsvorstände und „Autoritäten" mit Eifer weit höheren Durchschnittsniveau. Jan van
widmen, ward nach dieser Ausstellung seinen Eyck, Dirk Bouts, Hans Memling, Gerard
Fortgang nehmen. David traten in Brügge deutlich vor das Auge
Den Abschluss in der zeitlichen Folge bot des geduldigen und einigermassen vorberei-
Pieter Pourbus, der fruchtbare Brügger Ma- teten Kunstfreundes, Hugo van der Goes,
ler, der um 1560 thätig war. Nach seiner Roger van der Weyden und Massys weit
kalten und erfindungsarmen, aber wenigstens weniger deutlich. Van der Goes zeigt sich ja
im Porträtfach noch tüchtigen und gesunden mit dem ganzen Umriss seiner gewaltigen
Kunst hat es in der flandrischen Stadt nichts Figur nur im Portinari-Altar. Man durfte
Selbständiges mehr gegeben. Im 17. Jahr- nicht hoffen, den vollen Eindruck von seiner
hundert folgten die Brügger Maler den Ant- Kunst auf der Ausstellung zu empfangen,
werpenern, und zwar in weitem Abstand. Rogers Grösse enthüllt sich in den reichen
Oeffentliche Sammlungen, Klöster, Kirchen, erzählenden Kompositionen, in energisch zu-
Stadthäuser und Privatsammlungen hatten bei- sammengeschlossenen Gruppen von höchster
gesteuert. Aus Belgien war fast alles gekom- dramatischer Spannkraft. Abgesehen von einer
men, was, im Sinne des Programms, erwünscht kleinen Beweinung Christi, einer neueren
erschienen war. Gent freilich hatte seinen glücklichen Erwerbung der Brüsseler Galerie,
Schatz, den Mittelteil des Eyck'schen Altars, waren von seiner Hand nur Bildnisse und
nicht herausgegeben. Frankreich hatte nicht Madonnenbilder auf der Ausstellung. Dass
viele, aber fast ausschliesslich gute und merk- Roger, wenn man die Tiefe, Weite und Dauer
würdige Gaben gesandt, aus Rouen das be- der Nachwirkung zum Massstab nimmt, alle
rühmte Hauptwerk Gerard Davids und vor- niederländischen Meister des 1 5. Jahrhunderts
treffliche Stücke aus dem Pariser Privatbesitz, überragt, fühlte man eigentlich nicht in Brügge.
Oesterreich war mit wenigen, aber dank dem Von Quinten Massys war das herrliche
Fürsten Liechtenstein höchst bedeutenden Bildnis zu sehen, das dem Fürsten Liechten-
Werken vertreten, Deutschland mit einer weit stein gehört, gewiss seine grösstc Schöpfung
grösseren Zahl von Bildern, da die Herren im Porträtfach, und sonst noch allerlei feine
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