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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 1.1902-1903

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Heilbut, Emil: Turner und Aubrey Beardsley
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https://doi.org/10.11588/diglit.3547#0105

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D0KA-H1TZ, MUTTEK UND KIND (ZEICHNUNG)

der mehr als irgend ein anderer Landschafts-
maler uns von der Atmosphäre unserer Städte
frei und uns vergessen macht, dass das Land
zuweilen schon steif, langweilig und ermüdend
sein kann. Es scheint fast unglaublich, dass
man Claude jemals in ungünstigem Sinne mit
Turner, dem Wiertz der Landschaftsmalerei,
verglichen habe. Corot ist sein einziger eben-
bürtiger Rival, doch verdunkelt oder ersetzt
er Claude Lorrain nicht. Ein Corot'sches
Gemälde ist wie ein zartes lyrisches Gedicht
voll Liebe und persönlicher Aussprache; wäh-

rend eine Landschaft von Claude an eine vor-
nehme, gedankenschwere Ekloge erinnert."
Eine feinere Bemerkung als der Vergleich
von Turner mit Wiertz, dem belgischen Gcrnc-
gross, ist selten gemacht worden. In der Ver-
urteilung Wiertz' ist sich alle Welt einig, in
der Geringschätzung Tumcr's ist man sich so
wenig einig, dass Aubrcy Beardsley gewiss
der Letzte gewesen sein würde, der den Ver-
gleich mit Wiertz ernstlich aufrecht gehalten
hätte. Dennoch fühlt man, wie etwas Trcfren-
des in dem Worte liegt. E. L.

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