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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 1.1902-1903

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Heilbut, Emil: Neuere Arbeiten von Max Liebermann
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https://doi.org/10.11588/diglit.3547#0143

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MAX LIEBERMANN, „LAWN-TENNIS" 19OI

gesellten wir einige Bildnisse aus Liebermanns
Umkreis bei: das vor zehn Jahren gemalte
Pastell seiner Frau, sitzend, von einer herrlichen
Feinheit der Beobachtung, mit völliger
Porträtgerechtigkeit und doch in prachtvoller
Genrebedeutung gemalt, — man sehe, wie
wunderbar die Hände das Buch halten. (Und
im Original wird man die Zartheit der Töne
in den Händen mit dem gelben Romanband
bewundern.) Die intimste Aehnlichkeit ver-
bindet sich in diesem Bilde mit sehr charakte-
ristischen Abweichungen, denn es ist etwas
Frau Liebermann Fremdes, Eckigeres, Her-
beres hineingelangt, Liebermanns Erkennungs-
zeichen. Wir schliessen eine Aquarellstudie
nach Frau Liebermann an, welche von dem
Künstler nach der Heirat in Wiesbaden ange-
fertigt wurde und auf der wir mit innigem
Vergnügen neben der Meisterschaft von alt-
meisterlicher Qualität die auch heute sicht-
bare Aehnlichkeit finden. Schliesslich eine von
den zahlreichen Zeichnungen, in denen er das

Leben und sich Regen seines Töchterleins ver-
folgt hat. Wir müssen hier freilich beklagen,
dass in unserer Reproduktion jener feine Reiz
des lebensvollen Striches nur geahnt werden
kann, den man in der Originalskizze nicht
müde wird zu bewundern.

Da wir nun in seine „Familiengalerie" hin-
eingerieten, können wir es uns schwer versagen,
unserer Bewunderung für ein Doppelbildnis
Ausdruck zu geben, das in Liebermanns
Zimmer hängt und seine Eltern darstellt. In
demselben Jahre gemalt, aus dem das Pastell
seiner Gattin stammt, ist es eins der besten
Werke, die je Liebermann gemacht hat.

So ausgezeichnet wie in seinem nächsten
Kreise hat Liebermann sonst meistens aller-
dings nicht Porträts gemalt. Seine andern
Porträts, ein Kunstzweig, den er mit grosser
Begabung seit etwa 1890 nebenbei pflegt,
sind manchmal mehr malerisch. Das bedeutet,
dass Liebermann, wie nah' auch immer,
so nah' wie auf den Bildnissen seiner An-

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