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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 1.1902-1903

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Chronik
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https://doi.org/10.11588/diglit.3547#0289

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KÖLN

In seiner „Geschichte der Kölner Malerschule"
(Lübeck, Nöhring, 1902) hat Carl Aldenhoven
die Erforschung jenes deutschen Kunstkreises,
dessen Werke man in imponierender Geschlossen-
heit im Wallraf-Richartz-Museum kennen lernt,
um einen gewaltigen Schritt gefördert. Der
erschöpfend wissenschaftliche Text des schön
geschriebenen Buches findet in der grossen von
Ldg. Scheibler und C. Aldenhov enherausgegebenen
Lichtdruckpublikation altkölnischer Gemälde
(Nöhring) die trefflichste Illustrierung; sein Er-
scheinen ist als bedeutendstes Ereignis im hiesigen
Kunstleben der letzten Zeit zu melden.

A. Lindner.

PARIS

Der Saal im Hotel Drouot, in dem der Nach-
lass Emile Zolas vom 9. März an zur Versteigerung
kam, machte den Eindruck eines Trödelgeschäftes
letzter Ordnung; Bronzen, Holzskulpturen, Kan-
delaber, Fayencen, Möbel, Gobelins von geringer
Qualität, aus denen bei flüchtigem Überblick
grobe Fälschungen herausscheinen, erweckten den
Gedanken, wie ein moderner Mensch, ein Mann,
der das Leben verstand, es in Räumen, die mit
diesem hässlichen verwitterten Hausrat gefüllt
waren, erträglich linden konnte. Man wusste,
dass Zola leidenschaftlich und mit wenig Ge-
schmack sammelte; man musste doch angesichts
dieses trüben Durcheinander geschmackloser
„Antiquitäten" verstimmt werden.

Das war keine wirkungsvolle Folie für die Bil-
der von Cezanne, Monet und Pissarro, die aus
dem Besitz Zolas zum Verkauf kamen. Es fand
sich in dem von Neugierigen dicht gefüllten Saal
nur eine kleine Zahl von Liebhabern, die auf diese
Bilder der Impressionisten boten. Und doch bot
diese Auktion die seltene Gelegenheit, einige
signierte Jugendwerke des rätselvollen Cezanne
kennen zu lernen. Zola war in den sechziger
Jahren der litterarische Vorkämpfer des Impres-
sionismus gewesen; ein intimer Freund von Ce-
zanne, dem er die Vorrede seines Buches "mes
Haines" widmete, hatte er 18 66 und 1867 eine Reihe
kunstkritischer Aufsätze veröffentlicht, in denen
er für Manet und den Impressionismus kämpfte.

Sein Interesse für die Malerei war später ganz
erloschen, und so datierten die wenigen Bilder
der Impressionisten, die er besass, alle aus den
sechziger Jahren.

Von Cezanne kamen 9 Bilder meist kleineren
Formates zum Verkauf; eines, ein Frauenporträt,
das ein wenig an Ribot erinnert, ist 1864 sig-
niert. Auch Cezanne, dessen charakteristischste,
kräftigste Bilder 1880—85 entstanden sind, hat
sich erst finden müssen, wie die Bilder der
Sammlung Zola beweisen. Seine Jugendwerke
sind dunkel, tonig, doch schon von mächtigem
und leidenschaftlichem Accent. Ein wundervolles
Stillleben von Früchten neben einem weissen Por-
zellangefäss auf dunklem Grund (Nr. 118 des
Katalogs) ist kaum weniger schön ais die Melone
von Manet, vor der es entstanden ist. Es ist
verschmolzener, weniger kontrastreich als die
späteren Stillleben, aber von kräftiger Farbe und
einfacher Zeichnung (900 frcs., Pellerin). Ein
grösseres Stillleben in einem Interieur („Le Co-
quillage"), eines der frühesten Werke von Ce-
zanne, dunkel und mächtig in seinem Kolorit,
wurde für den Preis von 3000 Francs gleichfalls
von Pellerin, dem passioniertesten Sammler von
Cezanne, erworben.

Wir geben die übrigen Preise: Nr. 110 „Ne-
reides et Tritons", eine reizende kleine Skizze,
680 frcs. (Pellerin). Nr. m „L'Estaque", 1050
frcs. (Pellerin). Nr. 112 „Coin d'atelier", sehr
dunkel uud wenig charakteristisch, 2050 frcs.
Nr. 113 „Une, Lecture de Paul Alexis chez Emile
Zola", 1050 frcs. Nr. 115 „L'Enlevement". Ein
grösseres, offenbar ganz aus dem Kopf gemaltes
phantastisches Bild. 4200 frcs. (Vollard).

Ausserdem kamen (nicht aus Zolas Besitz)
einige reizende, landschaftliche Skizzen von Ce-
zanne aus späterer Zeit zum Verkauf, die mit
wenigen hundert Francs bezahlt wurden.

Das Bild von Monet Nr. 127 — 2805 frcs. und
die Pissarros boten kein besonderes Interesse.

Berlin. Scbwarz-Weiss-Ausstellung Amelang. Die
am 7. März neueröffnete Ausstellung umfasst um-
fangreiche Sammlungen von Otto Fischer, Dresden,
und Gustav Kampmann, Grötzingen. Fischer stellt
Landschaften in Zeichnung, Radierung und Litho-
graphie aus; dieArbeiten Kampmanns, neben Zeich-
nungen einige Aquarell- und Pastellblätter, sind
Blumenstudien und landschaftliche Schilderungen
aus der Heimat des Malers.

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