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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 1.1902-1903

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Heilbut, Emil: Die Ausstellung am Lehrter Bahnhof
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https://doi.org/10.11588/diglit.3547#0387

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CARL VINNEN, LANDSCHAFT

nahe der alten Kuppelhalle bestimmend er-
scheint, das ist die Farbe der Wände und des
Teppichs. Die Leistung des Architekten und
des Bildhauers ist so gut oder so schlecht und
so gleichgültig wie moderne italienische Aus-
stattungskünste; die blaue Farbe indessen giebt
der Veranstaltung etwas Festliches und sie er-
innert an die Farbe eines der Erholungssäle in
einem der pariser grossen „Salons".

Und man möchte sagen, die Ausstellung
im ganzen ist europäischer geworden, nivel-
lierter.

Die Nachwirkung jedoch, mit der der Aus-
stellungswanderer die Säle verlässt, ist noch
nicht unter allen Umständen gut.

Das Resultat hängt von den Sälen ab, in denen
man sich vorwiegend aufgehalten hat: verlässt
man die Ausstellung nach einem Besuch haupt-
sächlich der ausländischen Säle, so ist man sehr
befriedigt, verlässt man sie, nachdem man lange
Zeit in der deutschen Abteilung geweilt hat,
so ist man selbst diesmal noch nicht von dem

Banne, der auf den berliner grossen Aus-
stellungen lastete, befreit.

Es hätte als Ideal dienen müssen, die —
natürlicherweise kleine — Zahl von erlesenen
Werken der deutschen Bildhauerei und Malerei
in einigen geschmackvollen Sälen zusammen-
zuthun, dann wäre, wie jemand mit recht ge-
sagt hat, „das Spiel gewonnen gewesen", dann
hätten „noch viel mehr Künstler in den übrigen
Sälen zu Worte kommen können". In die
Säle der nicht zurückgewiesenen Refüsierten
hätte man einfach nicht hineinzugehen
brauchen. Dies Ideal einer reinlichen Scheidung
wurde in diesem Jahre noch nicht erreicht;
in die besseren Säle kam immer noch zu viel
Mittelgut und andrerseits hat der Leiter gegen
die als massig oder gering erachteten Werke
eine zu drakonische Strenge walten lassen, in-
dem er sie von der Ausstellung ausschloss,
anstatt ihnen Säle zuzuweisen, in welchen sie
unter sich bleiben konnten. Wie dem auch
sein mag, die deutsche Abteilung wirkt leider

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