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Heilbut, Emil: Eine Streitfrage
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.3547#0491
der Spitze unserer heutigen Nummer steht, Erklärung dafür sagen, dass J. M. W. Turner,
von der Kreuzabnahme von Rubens in Ant- der seine eigenen Wege ging, der die Welt ver-
werpen, auf der die Hand des Christuskindes achtete, der diePrincipien des Neo-Impressionis-
die Verwirklichung neo-impressionistischer mus — sagen uns Kessler und van de Velde —
Anschauungen zeige. Uns scheint, diese An- erkannte, dennoch sie nur sporadisch an-
führung der alten Meister, soweit wir sie nach gewendet hat ? Konvention r Dieser trotzige
van de Velde und Kessler kontrollieren können, Besserwisser? Wenn er die Principien des Neo-
spricht, selbst wenn man zugäbe, dass neo-im- Impressionismus nicht vollständig angewendet
pressionistischeElemente in dengenannten alten hat, so zeigt das, dass auch er, bei der mangeln-
Meistern gefunden würden, eher gegen als für den Reinheit des Oelfarbenmaterials, nicht
die von Kessler und van de Velde erstrebte auf die Theorien des Neo-Impressionismus
Erkenntnis. Wenn nämlich ein Meister wie allein hat bauen können.
Rubens, der mehrere Tausend Bilder gemalt *
hat, nur in dreien von ihnen und auch dort Es scheint mir aber ungerecht, die Alten
nur an einzelnen Stellen neo-impressionistische und die Modernen bezüglich der Technik in
Elemente verwendet hat, so ist die Annahme Parallele zu stellen. Die Alten und Turner
nicht zulässig, ein Kopf wie der seine sollte noch unter ihnen wendeten leuchtende Farben
nicht zu Ende gedacht haben, was in den Köpfen an, die von den Modernen verschmäht werden:
von Seurat,Signac,Luce,Cross,CurtHerrmann siehe Monet mit seinem Licht, das keuscher
und Rohlfs bis zur Reife entwickelt wurde: ist als das von Turner. Doch nicht wir haben
alles Gescheite ist schon früher mindestens die Vergleiche mit Tintoretto, Rubens, Jor-
geahnt worden, und wenn Rubens das Prinzip daens, Watteau und Turner in die Wege ge-
der neo-impressionistischen Lichtwiedergabe, leitet; vielmehr haben das die Anhänger des
wie von den Anhängern dieser Art der Wieder- Neo-Impressionismus gethan. Wir haben nur
gäbe behauptet wird, bereits vorgeschwebt nachweisen wollen, dass diese Gemeinsamkeit
haben sollte, so würde seine erstaunliche gerade nicht existiert. Vergleichen kann man
Mässigungin der Anwendung dieses Princips— jedoch die Technik der Neo-Impressionisten
den Neo-Impressionisten gegenüber, welche wohl mit der der Impressionisten: man stelle
es systematisch und ausschliesslich benützen — einen Signac neben einen Monet und man
beweisen, dass Rubens fand, mit der neo-im- wird, indem jeder von ihnen an sich nicht
pressionistischen Methode könne man nicht leuchtende Materien anwendet, wahrnehmen,
immer das Licht kenntlich machen, unsere dass bei Monets Bildern Harmonie des Lichts
Farbenmittel seien nicht rein genug, um für waltet und dass Signac künstliche Gegensätze
sich allein, ohne Kontraste, als Lichtträger schafft, damit seine Art des Lichts genügend
verwendet zu werden — nur in gewissen, wirke. Man muss sehen, welche gewaltsamen,
seltenen Constellationen Hesse sich mit Nutzen schwarzen, harten Teile dieser Maler in sein
die neo-impressionische Methode in die anderen Bild hineinbringt*, weil er merkt,dass scinVer-
Malverfahren einschieben. Ein Maler wie fahren ohne Kontraste einen allzu schweren
Ingres kannte den Neo-Impressionismus nicht. Kampf mit der Materie bedeutet.
Aber gerade ein Maler wie Rubens war kein Die Gruppe der Neo-Impressionisten steht
Neo-Impressionist. im schroffsten Gegensatz zu den Impressio-
*& nisten. Die Neo-Impressionisten gehen von
Nun sagt man vielleicht: Rubens war Hof- einer wissenschaftlichen Ueberzeugung aus.
maier; er wendete sich an ein konventionelles Sie sagen: so und nicht anders zerlegt die
Publikum; ihn selbst steckte die Gewohnheit Natur das Licht. Wir wollen ebenso wie die
an. (Es würde falsch sein, es würde ohne seine Natur das Licht zerlegen. Sie sind daher,
Frische gerechnet sein.) Aber setzen wir wenn die Impressionisten zur höchsten Frei-
Turner an Rubens' Stelle 1 Was wird man zur * siehe den Vordergrund links auf Seite +ss-
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von der Kreuzabnahme von Rubens in Ant- der seine eigenen Wege ging, der die Welt ver-
werpen, auf der die Hand des Christuskindes achtete, der diePrincipien des Neo-Impressionis-
die Verwirklichung neo-impressionistischer mus — sagen uns Kessler und van de Velde —
Anschauungen zeige. Uns scheint, diese An- erkannte, dennoch sie nur sporadisch an-
führung der alten Meister, soweit wir sie nach gewendet hat ? Konvention r Dieser trotzige
van de Velde und Kessler kontrollieren können, Besserwisser? Wenn er die Principien des Neo-
spricht, selbst wenn man zugäbe, dass neo-im- Impressionismus nicht vollständig angewendet
pressionistischeElemente in dengenannten alten hat, so zeigt das, dass auch er, bei der mangeln-
Meistern gefunden würden, eher gegen als für den Reinheit des Oelfarbenmaterials, nicht
die von Kessler und van de Velde erstrebte auf die Theorien des Neo-Impressionismus
Erkenntnis. Wenn nämlich ein Meister wie allein hat bauen können.
Rubens, der mehrere Tausend Bilder gemalt *
hat, nur in dreien von ihnen und auch dort Es scheint mir aber ungerecht, die Alten
nur an einzelnen Stellen neo-impressionistische und die Modernen bezüglich der Technik in
Elemente verwendet hat, so ist die Annahme Parallele zu stellen. Die Alten und Turner
nicht zulässig, ein Kopf wie der seine sollte noch unter ihnen wendeten leuchtende Farben
nicht zu Ende gedacht haben, was in den Köpfen an, die von den Modernen verschmäht werden:
von Seurat,Signac,Luce,Cross,CurtHerrmann siehe Monet mit seinem Licht, das keuscher
und Rohlfs bis zur Reife entwickelt wurde: ist als das von Turner. Doch nicht wir haben
alles Gescheite ist schon früher mindestens die Vergleiche mit Tintoretto, Rubens, Jor-
geahnt worden, und wenn Rubens das Prinzip daens, Watteau und Turner in die Wege ge-
der neo-impressionistischen Lichtwiedergabe, leitet; vielmehr haben das die Anhänger des
wie von den Anhängern dieser Art der Wieder- Neo-Impressionismus gethan. Wir haben nur
gäbe behauptet wird, bereits vorgeschwebt nachweisen wollen, dass diese Gemeinsamkeit
haben sollte, so würde seine erstaunliche gerade nicht existiert. Vergleichen kann man
Mässigungin der Anwendung dieses Princips— jedoch die Technik der Neo-Impressionisten
den Neo-Impressionisten gegenüber, welche wohl mit der der Impressionisten: man stelle
es systematisch und ausschliesslich benützen — einen Signac neben einen Monet und man
beweisen, dass Rubens fand, mit der neo-im- wird, indem jeder von ihnen an sich nicht
pressionistischen Methode könne man nicht leuchtende Materien anwendet, wahrnehmen,
immer das Licht kenntlich machen, unsere dass bei Monets Bildern Harmonie des Lichts
Farbenmittel seien nicht rein genug, um für waltet und dass Signac künstliche Gegensätze
sich allein, ohne Kontraste, als Lichtträger schafft, damit seine Art des Lichts genügend
verwendet zu werden — nur in gewissen, wirke. Man muss sehen, welche gewaltsamen,
seltenen Constellationen Hesse sich mit Nutzen schwarzen, harten Teile dieser Maler in sein
die neo-impressionische Methode in die anderen Bild hineinbringt*, weil er merkt,dass scinVer-
Malverfahren einschieben. Ein Maler wie fahren ohne Kontraste einen allzu schweren
Ingres kannte den Neo-Impressionismus nicht. Kampf mit der Materie bedeutet.
Aber gerade ein Maler wie Rubens war kein Die Gruppe der Neo-Impressionisten steht
Neo-Impressionist. im schroffsten Gegensatz zu den Impressio-
*& nisten. Die Neo-Impressionisten gehen von
Nun sagt man vielleicht: Rubens war Hof- einer wissenschaftlichen Ueberzeugung aus.
maier; er wendete sich an ein konventionelles Sie sagen: so und nicht anders zerlegt die
Publikum; ihn selbst steckte die Gewohnheit Natur das Licht. Wir wollen ebenso wie die
an. (Es würde falsch sein, es würde ohne seine Natur das Licht zerlegen. Sie sind daher,
Frische gerechnet sein.) Aber setzen wir wenn die Impressionisten zur höchsten Frei-
Turner an Rubens' Stelle 1 Was wird man zur * siehe den Vordergrund links auf Seite +ss-
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