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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 23.1925

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Heft 1
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Aufseesser, Julius: Aus meinem Sammlerleben, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4653#0038

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Sammler und Künstler, meist alten Berliner Fami-
lien angehörig, die in kurzen Zwischenräumen er-
schienen, nur eine Sammelmappe mit ihrem Na-
men beklebt, aus einem Regale hervorzuziehen
brauchten, um darin das Neue zu rinden, das ihnen
Herr Mai aus den letzten Erwerbungen als Wochen-
ration zugeteilt hatte. Sie konnten nach erfolgter
Abwicklung das Bewußtsein mit fortnehmen, daß
man, solange Mai in dieser liebevollen Weise für
einen sorgte, nicht anderwärts auf Entdeckungs-
reisen zu gehen braucht.

Diesen, ich möchte sagen, geschlossenen Kreis
als Fremder zu durchbrechen, war garnicht so ein-
fach, und wenn irgend ein Käufer den Laden be-
trat, während Herr Mai einen angeregten Plausch,
— den er unter Umständen sehr liebte, — mit
favorisierten Kunden unterhielt, dann gewährte er
eine nur kurz befristete Audienz. Es waren an-
geregte, lehrreiche Stunden, wenn dieser kenntnis-
reiche, weitgereiste Mann aus seinem interessanten
und bewegten Leben, von dem Charakter seines
Geschäfts und den Erwerbungen oft bedeutender
Sammlungen erzählte, und man erlebte eine Per-
sönlichkeit voll Spannkraft und origineller Eigen-
art, die selbst im Treiben des Erwerbslebens Idealen
nachlebte.

Max Mais umfassende Kenntnisse haben den
Ausbau der meisten großen Berliner Sammlungen
stark beeinflußt. Ohne seine persönliche, nicht
kaufmännische Anteilnahme, hätten die Samm-

lungen „von Waiden" und von „Pommer-Esche",
von den vielen Berliner Spezialsammlungen ganz
zu schweigen, nicht ihre Bedeutung erlangt. Für
die Berliner Spezialforschung war er ein lebendes
Lexikon und hat ihr große Dienste geleistet.

Wenn man bei ihm den hohen Grad von Ver-
trauen genoß, der notwendig war, um zu dem
über dem Laden gelegenen zweifenstrigen Zimmer
„der Bildergalerie" zugelassen zu werden, konnte
man im Laufe der Zeit die ausgesuchtesten Werke
genießen — und kaufen. Es erschienen Graff und
Chodowiecki, Pesne, Tischbein, Hackert, feine
Franzosen des siebzehnten und achtzehnten Jahr-
hunderts und Italiener der Renaissance, ebenso wie
beste deutsche Kunst der Gotik in bunter Reihe,
und alles ging in so selbstverständlicher Weise,
in Ruhe, ohne jede Sensation ein und aus, als ge-
nügte es, den Finger auszustrecken, um jeden Moment
in Berlin Perlen der Kunst auflesen zu können.

Und die Preise? —

Für ein Dürerblatt oder einen guten Holzschnitt
des sechzehnten Jahrhunderts, für ein „Pantheon"
von Piranesi oder einen Franzosen des achtzehnten
Jahrhunderts, kurz für feinere Stücke genügten ein
paar Taler. Die Originalausgabe von Friedrich
dem Großen, Kugler-Menzel habe ich oft zu zwan-
zig Mark anbieten hören, und ein herrliches zeit-
genössisches Ölporträt von Goethe erschien für
dreihundert Mark sehr teuer. Ja, man hatte da-
mals noch nicht gelernt nach Billionen zu rechnen I

(Fortsetzung folgt.)

lgP§|

ANONYMER HOLZSCHNITT, BERLIN VON DER MITTAGSSEITE
„O WIE SCHÖN BIST DU, MEIN VATERLAND!"
 
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