DOI issue:
Heft 1
DOI article:Geffroy, Gustave: Constantin Guys
DOI Page / Citation link:https://doi.org/10.11588/diglit.4653#0045
einer ihrer Cottages zur Verfügung gestellt. Wie
oft mag es der arme Guys bereut haben, daß sein
Wunsch in Frankreich zu sterben, ihn dazu ver-
anlaßt hatte, das Anerbieten zurückzuweisen.
Ein zweiter, bescheidenerer Vorschlag, der Guys
willkommen war, wurde von anderer Seite ab-
gelehnt.
Die Folge dieser beiden Ablehnungen war, daß
— ein fast unerträglicher Gedanke — während
voller sieben Jahre ein edler, im höchsten Sinne
geselliger Mensch von überragendem Geist und
starker Seele, daß ein Lebender, bis zu seinem
letztem Atemzuge, dazu verdammt war, bewegungs-
los und allein zu sein, grenzenlos allein, in dem
Bette eines Krankenhauses eingekerkert wie in
einem vorzeitigen Sarge, aus der Geistesgemein-
schaft ausgestoßen, abgesondert von jedem Verkehr,
von jeder menschlichen Beziehung abgeschnitten,
seine Krankenpflegerin ausgenommen, immer auf
das wartend, was nie mehr kam — bis zur letzten
Sekunde aller Tage, aller Nächte, aller Minuten
dieser fürchterlichen Jahre! — Und wäre es auch
nur die Gemeinsamkeit des Erlebens in den Kranken-
sälen gewesen — auch sie hätte den Todeskampf
dieses Lebendigbegrabenen weniger grausam gestaltet.
Nadar zeigte das Ableben dieses Vereinsamten
an und lud diejenigen, die sich seiner erinnerten,
zu der Leichenfeier mit folgenden Worten ein:
Endlich! mit demselben in pace, mit dem man
ihn vor sieben Jahren, die Füße voraus, hineintrug,
wird man ihn heute Morgen, die Füße voraus,
hinaustragen —
In unsagbarer Traurigkeit schaue ich mich um,
ob es noch Einen gibt — einen Einzigen — der
sich seiner erinnert und gewillt ist dem Maler des
modernen Lebens das letzte Geleit zu geben.
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CONSTANTIN GUYS, GRUPPE MIT SELBSTBILDNIS
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oft mag es der arme Guys bereut haben, daß sein
Wunsch in Frankreich zu sterben, ihn dazu ver-
anlaßt hatte, das Anerbieten zurückzuweisen.
Ein zweiter, bescheidenerer Vorschlag, der Guys
willkommen war, wurde von anderer Seite ab-
gelehnt.
Die Folge dieser beiden Ablehnungen war, daß
— ein fast unerträglicher Gedanke — während
voller sieben Jahre ein edler, im höchsten Sinne
geselliger Mensch von überragendem Geist und
starker Seele, daß ein Lebender, bis zu seinem
letztem Atemzuge, dazu verdammt war, bewegungs-
los und allein zu sein, grenzenlos allein, in dem
Bette eines Krankenhauses eingekerkert wie in
einem vorzeitigen Sarge, aus der Geistesgemein-
schaft ausgestoßen, abgesondert von jedem Verkehr,
von jeder menschlichen Beziehung abgeschnitten,
seine Krankenpflegerin ausgenommen, immer auf
das wartend, was nie mehr kam — bis zur letzten
Sekunde aller Tage, aller Nächte, aller Minuten
dieser fürchterlichen Jahre! — Und wäre es auch
nur die Gemeinsamkeit des Erlebens in den Kranken-
sälen gewesen — auch sie hätte den Todeskampf
dieses Lebendigbegrabenen weniger grausam gestaltet.
Nadar zeigte das Ableben dieses Vereinsamten
an und lud diejenigen, die sich seiner erinnerten,
zu der Leichenfeier mit folgenden Worten ein:
Endlich! mit demselben in pace, mit dem man
ihn vor sieben Jahren, die Füße voraus, hineintrug,
wird man ihn heute Morgen, die Füße voraus,
hinaustragen —
In unsagbarer Traurigkeit schaue ich mich um,
ob es noch Einen gibt — einen Einzigen — der
sich seiner erinnert und gewillt ist dem Maler des
modernen Lebens das letzte Geleit zu geben.
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