in den letzten Arbeiten, die Weiß in den Mittelpunkt rücken
und in strengerem Aufbau bis zu Dunkelgrau und Schwarz
variieren — zur Lösung von der Buntheit des Aquarells
gelangt. Im Hinterglasbild aber, angeregt durch die primi-
tiven oberbayerischen Bauernscheiben des achtzehnten Jahr-
hunderts, triumphiert sein Farbengefühl, befreit von bild-
haften Hemmungen und Reminiszenzen. Nie irrt sein Stil-
gefühl zu Abstraktionen ab. Die Welt des Stillebens im
weitesten Sinne ist sein Gebiet; Akte, Figuren, Ländlich-
keiten, Tiere und Blumen: alles wird ihm Blütenstrauß musi-
kalischer Farbigkeit, aus mystischem Dunkel zur Leuchtkraft
des Regenbogens steigend. Gibt es hier Inhalte oder ist
der Gegenstand Hekuba? Man vergißt es zu fragen. Der
vegetative Eindruck einer Gestalt, eines Gesichtes, eines
Papageis ist so suggestiv wie ihre still glühende Farbe; es
ist nicht gleichgültig, was dargestellt wird, aber auch nicht
wesentlich: wesentlich allein ist die Harmonie des Existenten
mit seiner erstaunlichen Farbe, die nicht vollkommener sein
kann. Bisweilen stört Primitivität und Verzeichnung: in den
besten Sachen dominiert das Beglückende einer süßen mär-
chenhaften Unschuld, die aus allen Dingen, und just aus
den simpelsten und ausgelaugtesten, Visionen von der Glücks-
empfindung eines echten Romantikers macht.
Man kann die ganze Bildermalerei und man kann die
deutsche Romantik in Bausch und Bogen ablehnen; dann
fällt Campendonk auch unter diese Ablehnung. Läßt man
aber das Bild gelten, wie es die europäische Kunst seit der
Spätgotik beherrscht: so wird man seine Malerei zu den
glücklichsten Beispielen in unserer Zeit zählen müssen.
Zum allermindesten seine Hinterglasbilder, Spätlinge einer
Kultur, die zu fast raffinierter Innigkeit und Süße ver-
feinert wurde. Paul F. Schmidt.
KOPENHAGEN
In den ersten Septembertagen wurde hier eine Ausstellung
moderner deutscher Graphik eröffnet, vom Spätimpressionis-
mus bis zur Gegenwart, vom Altersstil Liebermanns und
Corinths bis zu Klee und Dix. Den Mittelpunkt bildeten
Nolde und Kokoschka und anschließend die Graphik der ehe-
maligen ,,Brücke-Künstler", dominierend Kirchner, Schmidt-
Rottluff und Heckel. Aber auch alle anderen Schattierungen
nachimpressionistischer Gegenwartskunst — Barlach mit
seinen letzten großen Lithographien, Kolbesche Tuschzeich-
nungen, der Kriegszyklus von Dix, Großmann, Purrmann usw.
— waren reich vertreten und sorgfältig ausgewählt. Den
Grundstock bildete die kleine graphische Sammlung des
Lübecker Museums, die Hamburger Kunsthalle und eine
Anzahl bedeutender Privatsammlungen hatten aus ihren Be-
ständen beigesteuert, so daß ein umfassendes Gesamtbild
entstand. Der Eindruck wurde belebt durch einige Aqua-
relle, die besonders wirkungsvoll die langen Wände mit
Schwarzweißkunst gliederten und wertvolle Ergänzungen
gaben nach Seiten der rein malerischen Begabung. So
läßt sich sagen, daß die Vorführung seit zehn Jahren zum
erstenmal in Dänemark eine übersichtliche Vorstellung von
neudeutschem Kunstwillen vermittelte.
Die Veranstaltung ging aus vom Kopenhagener Kunst-
verein, der sich wegen der Zusammenstellung der Ausstel-
lung nach Lübeck gewandt hatte. Die „Nordische Gesell-
schaft" vermittelte die technische Durchführung und der
Lübecker Museumsdirektor Dr. Heise übernahm die Auswahl
der Blätter und hielt den Eröffnungsvortrag in Anwesenheit
des Vorstandes des Kunstvereins, des deutschen Gesandten
v. Mutius und einiger geladener dänischer und deutscher
Kunstfreunde. Die Presse gab zum Teil Auszüge aus der
Rede wieder, doch hatte man leider den Eindruck, daß im
allgemeinen der Ausstellung in den altmodischen Räumen
des stillen Kunstvereins weniger Beachtung geschenkt wurde,
als es diese mit Sorgfalt vorbereitete repräsentative Gesamt-
schau verdient hätte. Gleichzeitig fand in einigen Räumen
der Glyptothek Ny-Carlsberg eine Matisse-Ausstellung statt,
veranstaltet von der Vereinigung für französische Kunst, die
großen Zulauf hatte.
Die deutsche Graphik-Ausstellung war vor Kopenhagen
kurz in Lübeck (im Behnschen Hause) gezeigt worden, und
zwar in wesentlich erweitertem Umfang.
BERLIN
Plastiken und Zeichnungen von Georg Kolbe waren in
der Kleinen Galerie ausgestellt. Sie waren — wohl vom
Künstler selbst — so geschmackvoll geordnet, wie wir es
bei Ausstellungen Kolbes gewöhnt sind und kamen somit
zur besten Geltung. Vor allem kam in dieser kleinen Aus-
stellung das Elegante im Talent Kolbes zum Vorschein.
Zeichnungen und graphische Blätter von Wilhelm Lehm-
bruck stellte der Euphorion-Verlag aus. Man hatte wieder
einmal einen Gesamteindruck von diesem Künstler, den man
in mancher Beziehung den Meid unter den Bildhauern nennen
könnte. Er war ein kluger, origineller und geschmackvoller
Resumist, der zugleich von Marees und Rodin zu lernen
und statuarischen Klassizismus pikant zu machen verstand.
Seine Kunst verliert auf der Stilsuche nicht die Sinnlichkeit;
und diese Sinnlichkeit hat etwas Festliches, Hochzeitliches.
Die Galerie J. Casper zeigte einen Raum mit Bildern Max
Pechsteins, meistens aus den Jahren 1922 und 1923. Pech-
stein ist ein Maler, der in Ausstellungen immer wirkt, dank
der starken dekorativen Kraft seines Pinsels. Bemerkenswert
ist, daß er seit Jahren schon auf derselben Höhe bleibt. Das
ist selten. In seinen Jahren pflegen die Künstler entweder
besser oder schlechter zu werden; er wird weder dieses
noch jenes. Immer wieder trifft er kräftig, setzt er die Sinne
in Bewegung, erregt er sogar, doch ohne nachhaltig zu
wirken. Der Augenblick gehört ihm in hohem Maße, nicht
der nächste Tag. Unmittelbarer noch als die Kollektion gut
gewählter Bilder wirkten in einem kleineren Räume die
Aquarelle. Diese Technik entspricht besser der rapiden Ar-
beitsweise Pechsteins, dem Gelingen auf Anhieb.
Anton Faistauer, der Gemälde und Zeichnungen bei Fritz
Gurlitt ausstellte, ist einer der wenigen führenden Wiener
Künstler. Er ist sehr respektabel, doch gibt die Rolle, die
er spielt, nicht eben eine hohe Meinung von der neuen
Wiener Malerei. Es fehlt ein eigener Wille. Mit Geschick
und Geschmack ist Cezanne ins Wiener Barock hineinge-
zogen. In den Landschaften, Stilleben, Bildnissen, Legenden-
bildern und auch in den vier lebensgroßen Akten zeigt sich
eine nicht gewöhnliche Malfähigkeit, doch bleibt alles, trotz
der geistigen Beweglichkeit, ziemlich physiognomielos. Etwas
damenhaft Gefälliges läßt sich nicht unterdrücken, obwohl
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