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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 23.1925

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Heft 3
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Kluge, Kurt: Neue Forschungsergebnisse an antiken Bronzen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4653#0120

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ist ebenso gearbeitet, wie heute ein Gelbgießer sie
herstellen würde, wenn der nicht damit zum Künst-
ler gehen müßte und dieser wieder in die „Kunst-
gießerei" : alle abstehenden Teile sind mit Messing
in Sand gegossen, mit Hartlot und Stiften befestigt
und mit Meißel und Schaber gewerblich geglättet.
Im äußersten Gegensatz zu diesem gewerb-
meisterlichen bescheidenen Metallguß stehen jene
raffiniert gekonnten wachsausgeschmolzenen Güsse,
mit denen nichts anderes erreicht werden sollte,
als denkbar genaueste Wiedergabe eines künstle-
rischen Wachsmodells. Sie stellen geringe Anforde-
rungen an das Ziselierkönnen des Bildhauers, setzen
aber die höchste Ausbildung in der Behandlung des
flüssigen Metalles voraus. Die duktile, gehorsame
Art des Wachses führt zu einer unendlich lebendigen

impressionistischen Form. Ich habe den Haupt-
vertreter dieser kostbaren und seltenen Gattung der
fast reinen Wachsmodellierung, des reinen Gusses
mit nur Spuren von Kaltarbeit im Septimius Severus
der vatikanischen Bibliothek gefunden. (Abb. S. 103.)

Zwischen diesen beiden äußersten Polen der
Erzplastik spielt sich nun die Metallkunst der An-
tike ab. Sie umfaßte also tatsächlich die gesamten
metallurgischen Möglichkeiten.

Auf der Seite des gewerblichen Sandgusses, der
unter der Metallkunst aller Zeiten gelegen hat als
ihr eigentlicher Träger, konnte ich bis jetzt nach
zwei Richtungen hin eine Ordnung erkennen. Ein-
mal sehen wir die römischen Gewerbegießer folge-
richtig ihren Betrieb als Reproduktionsinstrument
ausbilden und mit deutlich geschäftlicher Tendenz
typische Marmorarbeiten in dickwandigen Sand-
güssen herausbringen, deren Oberfläche eine all-
gemeine Glättung erhält. Und andererseits erfassen
ermüdete Epochen oder Menschen den Sandguß
als willkommenen Lieferanten von rohem Hohl-
metall, auf dem sie dann ihr reizvoll raffiniertes
ornamentales Oberflächenspiel beginnen (z. B. der
Neapeler Dionysos). Die Virtuosität verdeckt nicht
den Sprung in der Sache und keine Ziselierung
kann die fehlende Patenschaft des Feuers ersetzen.

Auf der Seite des Wachserzgusses löst die Antike
ihre höchsten Aufgaben.

Die Griechen gössen so dünn und fast unver-
ständlich fein, daß an dem herrlichen Pferd im
kapitolinischen Museum das ganze Bein umgebogen
werden konnte. Aber sie lassen die wachsmodellierte
Oberfläche nicht auf dem Metall stehen, sondern
überarbeiten sie mit Schabern und bringen in wahr-
haft beglückend vollendeter Weise das Metallische
zur vollen Wirkung — aber immer so zart, daß
man allerorten noch Gießgrund erkennt, wo er
nötig war (Haarbehandlung). Vor Stücken wie
dem Neapeler Apoll, in dem Guß und Kalttechnik,
Legierung und Patina so in eines gehen, daß Ver-
nunft und „Untersuchung" nicht mehr folgen kön-
nen, fühlt der erschütterte Beschauer, daß er vor
einem Überrest eines ganz großen Menschheits-
momentes stehen darf. Jenes wundervolle Griechen-
pferd aber mit dem zerstörten Rücken wird als
offener, die ganze Innenfläche darbietender Wachs-
erzguß immer das klassische Studienstück antiker
Metallplastik auf ihrer höchsten Höhe bleiben.

Wie ein geistreiches, etwas boshaftes Epigramm

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