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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 23.1925

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Heft 4
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Künstler-Anekdorten
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https://doi.org/10.11588/diglit.4653#0179

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Couture zu Manet: „Mein armer Junge, Sie werden es
nie weiter bringen als zum Daumier Ihrer Zeit."

Gericault vor den Pferden von Gros im Pantheon: „c'est
trcs bien, — mais c'est plus gros que nature."

Manet und Carolus Durand haben sich einmal gegen-
seitig porträtiert. Manet sagte: „Bei diesem Duell haben
wir zwei Porträts ohne Resultat gewechselt, aber es ist
kein Protokoll darüber aufgenommen worden."

Im Leipziger Kunstverein gab es einst Krieg. Max Klinger
verließ mit Protest das Lokal. Da rief ihm von den letzten
Bänken ein Leipziger Künstler zu: „Gähn Se nur, Herr Pro-
fessor Klinger, mer hab'n noch Seffnern."

Als Renoir sein erstes Bild im Atelier Gleyres gemalt
hatte, fragte dieser spöttisch, ob er sich gut dabei amüsiert
habe. Renoir antwortete ernsthaft, daß es ihm ohne das
nicht einfallen würde, den Pinsel in die Hand zu nehmen.

*

Herwarth Waiden zu einem jungen Maler, der ihm seine
Arbeiten zeigt: „Gehen Sie, junger Mann, und kommen Sie
erst wieder, wenn Sie gegenstandslos geworden sind!"

Der siebenjährige Klaus führt einen Freund seiner Eltern
durch das Museum. Der ältere Herr mißbilligt die modernen
Künstler, weil man nicht erkennen könne, was eigentlich
dargestellt ist. Klaus sagt: „Ich interessiere mich nun mal
für die Exponisten, Du bist noch für die richtigen Bilder."

Der Kunstreferent einer weit rechts stehenden Berliner
Zeitung hat lobend über das Kronprinzenpalais geschrieben.
Sein Feuilletonredakteur fragt besorgt: „Ist Justi Jude?"
„Aber nein, er entstammt einem alten Pastorengeschlecht."
„Hm — na gut." Nach einigen Tagen schreibt der Kritiker
über Corinth. Der Redakteur empfängt ihn mit den Worten:
„Der Chef ist wütend, Corinth ist doch Jude." „Sie irren sich,
Corinth ist reiner ostpreußischer Germane." „Sooo?" Kurz
darauf meldet der Kritiker telephonisch einen Aufsatz über
Slevogt an. Der Redakteur ruft erregt zurück: „Das geht
nicht; Slevogt gilt hier als Jude."

Ein Münchner Maler sitzt trübsinnig vor der Staffelei im
Selbstgespräch: „A Franzos sollt mersan! pervers sollt mer
san! tot sollt mer san! A perverser toter Franzos sollt mer san 1"

DREIUNDZWANZIGSTER JAHRGANG, VIERTES HEFT. REDAKTIONSSCHLUSS AM 20. DEZEMBER. AUSGABE AM 1. JANUAR

NEUNZEHNHUNDERTFÜNFUNDZWANZIG. REDAKTION KARL SCHEFFLER, BERLIN; VERLAG VON BRUNO CASSIRER, BERLIN

GEDRUCKT IN DER OFFIZIN VON FR.RICHTER, G. M. B. H., LEIPZIG
 
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