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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 23.1925

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Heft 8
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Berliner Bühne, [1]: November-Februar
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https://doi.org/10.11588/diglit.4653#0328

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CÄSAR KLEIN, BUHNENBILD ZU MAETERLINCKS
„PELLEAS UND MELISANDE"

Die Regie packte fester zu als die Hand des Dramatikers.
Bühnenbilder (besonders in der Waldszene) zogen mit dem
geringfügigen Apparat von ein paar verschieden gruppierten
Baumstämmen einen gut gearbeiteten Rahmen um die Szene.
Rudolf Forster hieß der schauspielerische Held dieses Mor-
gens. Hart an der Grenze sprachlicher Manier formt sein
darstellerischer Intellekt einen Menschen mit gemeißelten
Zügen. Es sei angemerkt, daß das Ensemble aus reiner
Freude an dem Stück gagenlos die Aufführung ermöglichte.

Aus einem ganz besonderen Grund verlohnt es noch,
Sutton Vawes „Überfahrt" in der Tribüne (Regie Direktor
Robert) zu erwähnen. Wenn nämlich ein Theaterdirektor
selber Regie führt, wenn er als Stück einen begabten eng-
lischen Reißer mit Moralnotleine wählt, wenn er sich den
Filmschauspieler mit den dämonischsten Augen dazu ver-
schreibt (und dies alles geschah) — man kann immer noch
kalt bis ans Herz bleiben. — Aber wenn eine begnadete
Frau wie die Höflich dazu auf die Bühne tritt, Herr Robert
sei's gewiß, der Abend bleibt unvergeßlich. Ich habe noch
nie eine Frau so spielen sehen. Es sind da acht Personen
auf einem Passagierdampfer, die nach und nach entdeckten,
daß dies Schiff die moderne Ausgabe von Charons Nachen
darstellt. Gutgezeichnete und zum Teil trefflich gespielte
Gestalten, die vor den Prüfer hintreten, einem lieben Gott
aus dem Bilderbuch in Farmeruniform. Die Höflich ist
dabei eine von den ioooo europäischen Zimmervermiete-
rinnen mit feuchter Wäsche und wurmstichigenPlüschmöbeln.
Sie zittert vom Schlage gerührt, lallt, ist ganz zerfahren,
verweht, verloren auf das Schiff geraten. In der neuen
Heimat verspricht der Prüfer der guten Person ein nettes
Häuschen. Sie fragt, ob der Ausguß auch in Ordnung sei.
Ja, das merkt man sich von dem Abend. Denn zwischen
albernem Schwatz und seelenlösender Güte ist diesem Weib-
lein nichts Menschliches unbekannt. Sie strahlt durch einen
besseren Sketch hindurch biblische Größe.

Schließlich hat sich noch als neue Macht
neben Theater und Film die „Revue" gestellt.
Ein halbes Jahr fast vermag sie Abend für
Abend mit derselben Einstudierung ihre Häu-
ser zu füllen. Sie scheint also einem Bedürf-
nis zu entsprechen. Fragt sich nur welchem?
Es verlohnt sich eine kritische Würdigung,
denn hier liegen große Möglichkeiten ver-
borgen. Man denke vielleicht an Tairoffs
„Girofle-Girofla". Heute ist Revue noch der
nach außen projizierte Gehirninhalt eines
Berliner Kaufmanns fünf Minuten vor dem
Einschlafen. Das leise Surren des maschi-
nenumstellten Tages wandelt sich mählich
in die Musik einer Jazzband, in deren
Klängen noch die Rudimente von Luft,
Dynamo und Schreibmaschine zu verspüren
sind, durchsetzt von einem nervösen Gesichts-
tik, etwas Exzentriklaune, etwas Sexualerinne-
rung und das Ganze vorgetragen in einer ent-
persönlichten Exaktheit, die Staunen macht.
Ich spreche von ,,an Alle". Sonst der Tanz:
Die Tillergiris. Ein Spezies, keine Gesichter — eine vollendete
Spezies. Arbeiten mit der Präzision von Maschinen, unend-
lich stärkerer Ausdruck der zeitlichen Situation als das ver-
logene Gebaren des Staatstheaterballetts in den „Nächt-
lichen". Die Wigman zum Stil der Epigonen zu erheben,
ist frevelhaft. Zwischen Tanz und Musik schiebt sich dann
die „Handlung" — sozusagen. Lebende Bilder, Einschlafs-
visionen: „DerTriumph der Mode", „derSchaubudenwagen",
„Parade der Spielsachen". Diese Parade, von Trier ent-
worfen, bleibt als das Schönste des Abends. Ein beleuchteter
Spielzeugberg, vor dem Kriegsschiff, Kanonen, Kannibalen-
orchester, Riesengrenadiere und Zwerginfanteristen ballettie-
ren. Das ist geschmackvoll, das ist lustig — das ist der
beste Winkel in der Seele des entschlummernden Kaufmanns.
Aber demselben — so scheint es — muß bewiesen werden,
daß neben Frauen, Moden, Spielzeug auch „ein Herz im
Busen schlägt". Sonst würde nicht das Abziehbild von den
Müttern der verschiedenen Nationen vorgeführt, die aus
kleinen, beleuchteten Kabinen ihr Mutter-Herz austrillern.
Nun eben „an Alle", wen es trifft. Das Rokoko aber muß
eine besondere Anziehungskraft für Varietenummern besitzen.
Das machen die Reifröcke und die Schönheitspflästerchen, das
macht der galante Leerlauf der Gefühle. Reifrockdamen
schäkern im Park von Fontainebleau mit Marzipanpagen,
die beim Herannahen gereifterer Verehrer unter den weit-
räumigen Röcken vorläufig Platz nehmen. Die fahl-violetten
Farben, eine mechanische Anmut der Bewegungen ließen
ein Kunstwerk von lasterhaft-graziöser Art entstehen. Duft
eines nicht ganz frischen Parfüms. — So geht das also
durch drei Stunden, durch alle Sinne, Gefühle, Welten hin-
durch bis zu einem leichten Karussell-Schwindelgefühl.
Nicht Katharsis, nicht Belehrung, nicht Traum — sondern
„Schwindel" in des Wortes besserer Bedeutung. „An Alle"

— die einen Abend lang auf die schwierige Arbeit des Kom-
binierens verzichten wollen, vom Denken — aus Anstand —
natürlich gar nicht zu reden. Zwischen „Uhu" und „Querschnitt"

— „für Anspruchsvolle". Alfred Neumeyer.

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