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Kritische Berichte zur kunstgeschichtlichen Literatur — 3-4.1930-1932

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Weigand, Edmund: Zur spätantiken Elfenbeinskulptur: Richard Delbrueck : Die Consulardiptychen und verwandte Denkmäler
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https://doi.org/10.11588/diglit.71972#0048

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lieber unter dem Eigennamen als unter Acta bzw. unter Acta Sanctorum suchen.
Die eigentliche Einleitung erläutert dann zunächst, was man unter dem Begriff
der elfenbeinern Prunkdiptychen alles zu verstehen hat, die verschiedenen Arten
von Diptychen nach ihrem Verwendungszweck, nach ihrer künstlerischen Durch-
bildung, ihrer technischen Zurichtung, worunter auch die Polychromie einbe-
griffen ist, nach den Inschriften u. a. Am wichtigsten erscheinen mir hier zwei
unangreifbare Ergebnisse: die Diptychen waren einmal vollständig polychrom
gefaßt, wobei namentlich die Vergoldung eine sehr bedeutende Rolle gespielt
hat; ein unzulängliches Beispiel gibt die Texttafel 2, nach einer alten farbigen
Kopie des 16. Jahrhunderts, als sie anscheinend noch ziemlich vollständig erhalten
war; Spuren sind vielfach erhalten und jeweils genau festgestellt. Die Farbe ver-
mögen wir am schwersten mitzudenken, obwohl ihr z. T. sogar sachliche Ergän-
zungen, Figuren oder Figurenteile und Inschriften, vorbehalten waren und der
Charakter der Elfenbeindiptychen als reiner Luxuserzeugnisse noch dadurch
unterstrichen wird. Andererseits sichern die Inschriften die klare Scheidung in
eine westliche und eine östliche Gruppe, nicht etwa durch die Sprache; das
Lateinische bleibt in der fraglichen Zeit Amtssprache auch in Byzanz und be-
hauptet seinen offiziellen Platz durchgehends; nur ganz ausnahmsweise, auf zwei
Diptychen des Philoxenos vom Jahre 525 erscheint das Griechische in einer
Nebenrolle; jedoch beginnt die Inschrift bei den westlichen Diptychen auf der
beim Zusammenklappen unten liegenden Seite, diese gilt also dort als die Vorder-
oder Hauptseite ; der Osten dagegen verfährt analog wie wir mit den Buchdeckeln.
Die westliche Anordnung hat nur einen Sinn, wenn die Doppeltafel grundsätzlich
dazu bestimmt war aufgeklappt als Prunkstück zu dienen. Aber diese konsequent
bis zum Ende festgehaltene scheinbare Äußerlichkeit ist nur ein neuer Beweis
für die alles durchdringende Differenzierung zwischen lateinischem Westen und
griechischem Osten, für die Fortdauer des Kulturdualismus, der schon in der
angeblich einheitlichen römischen Reichskunst zutiefst begründet liegt. Dieses
Anordnungsprinzip überträgt sich auch auf die kirchlichen Diptychen und ist als
neues Moment neben den stilistischen und ikonographischen Merkmalen von be-
sonderer Bedeutung. D. hat am Ende dieses Kapitels einen Abschnitt „Kunst-
geschichtliches" eingeschoben, in dem er die besondere Eigenart der einzelnen
Kunstprovinzen nach stilgeschichtlichen Gesichtspunkten abzugrenzen sucht;
darauf werde ich am Schluß ausführlicher zurückkommen.
Für das rein gegenständliche Verständnis unter antiquarischen Gesichtspunkten
sind die 5 folgenden Kapitel wichtig, welche das normale Kostüm, die bürgerliche
und die Amtstracht, einschließlich der militärischen, dazu Haar- und Barttracht der
Männer behandeln, weiterhin die besonders schwierige und noch nicht befrie-
digend geklärte Frage der Togatracht in ihren verschiedenen Abstufungen bis
zur aufwändigsten Form, der triumphalen Trabea des Kaisers bzw. der Kaiserin,
endlich die Amtsinsignien und die konsularen Geschenke und Festlichkeiten, ins-
besondere die Theater-, Amphitheater- und Zirkusspiele, die ja auf den Diptychen
vielfach zur Darstellung kommen. Unter die dabei dargestellten Architekturen

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