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Kritische Berichte zur kunstgeschichtlichen Literatur — 3-4.1930-1932

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Guyer, Samuel: Die nächsten Aufgaben der frühchristlich-byzantinishcen Kunstgeschichte: Gedanken zu dem Buche von Wilheilm Neuss : Die Kunst der alten Christen
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Brunov, N. I.: [Rezension von: W. R. Zaloziecky, Gotische und Barocke Holzkirchen in den Karpathenländern]
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https://doi.org/10.11588/diglit.71972#0102

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Zantinischen Archäologie in erster Linie um eine Balkan-Angelegenheit, d. h. um
die Erforschung des byzantinischen Mittelalters handle. Das ist aber nicht der
Fall, denn vor uns steht hier eine europäische, oder genauer gesagt eine mediterrane
Angelegenheit; hier gilt es vor allem, endlich einmal den Weg gründlich
kennenzulernen, der vom Pantheon und den antiken Tempeln zur Hagia Sophia
und zu den toten Stätten Syriens und von dort weiter zum islamischen und zu
unserm abendländischen Mittelalter führt.
München, Januar 1931 S.Gujer

W. R. ZALOZIECKY, Gotische und barocke Holzkirchen in den Kar-
pathenländern. Wien (1926).
Das Buch ist eigentlich ein Bilderatlas mit begleitendem Text, denn es enthält
gegen 70 Seiten Abbildungen und nur gegen 20 Seiten Text. Letzterer ist aber
nicht nur als Kommentar zu den Abbildungen gedacht: „Ein Stück alter roman-
tischer Vorstellungen wird dadurch zerstört - gleichzeitig aber ein sicheres und
klares Verständnis für die Entstehung der Holzkirchenbaukunst gewonnen"
(S. 83). Auch in dieser seiner Arbeit ist der Verfasser bestrebt, die „ikonogra-
phische" Behandlung der Architekturgeschichte durch Stilbetrachtung zu er-
setzen, wie er es an anderen Stellen ausführlich erklärt. Daß auch in der vorliegen-
den Studie der Verfasser wirklich den Stil der Baukunst erforschen will, geht
besonders aus S. 16 ganz deutlich hervor. Der Band ist Max Dvorak zum Ge-
dächtnis gewidmet.
Den Grundgedanken des Buches bildet eine recht merkwürdige Behauptung,
die kein „Ergebnis" der Arbeit genannt werden kann, denn sie ist keinesfalls eine
Folge der Ausführungen des Textes, sie wird überhaupt nicht bewiesen, liegt aber
des Verfassers Gedankengange zugrunde. Diese fundamentale Behauptung ist es
auch, die, nach der Ansicht des Verfassers, ein Stück alter romantischer Vorstel-
lungen zerstört hat. Die Baukunst wird nämlich in monumentale Architektur
und Holzbaukunst eingeteilt; dabei erklärt der Verfasser, daß der Holzbaukunst
„das Ursprünglich-Schöpferische fehlt", daß sie „eine abgeleitete Kunst (ist),
die Formen der monumentalen Architektur übernimmt, sie verarbeitet und
kombiniert - dabei aber immer in den Grenzen des Abhängigkeitsverhältnisses
bleibt ... Sie bildet nicht neue Formen" (S. 9). „Der Holzbaukunst . . . fehlt . ..
die innere, organische Entwicklungslinie gänzlich" (S. 10). „Zwischen das
Material und seine Ausführung in der Holzbaukunst schieben sich die Vorbilder
der monumentalen Architektur" (S. 11). Diese grundlegende Behauptung ist
ganz falsch, denn sie verwechselt technische und stilistische Merkmale. In der
Kunstgeschichte sind unselbständige Kunstkreise gut bekannt, in denen von
innerer Entwicklung nicht geredet werden kann, in denen sich nur verschiedene
äußere Einflüsse kreuzen. Diese Erscheinung kann aber doch keinesfalls mit der
oder jener Technik zusammenhängen. Auch in der Holzbaukunst gibt es gewiß
schöpferische und unschöpferische Kunstkreise. Noch mehr Verwirrung entsteht

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