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Kritische Berichte zur kunstgeschichtlichen Literatur — 3-4.1930-1932

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Beenken, Hermann: Streit um Hubert van Eyck: E. Renders Hubert v. Eyck : personnage de légende
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Kerber, Ottmar: Robert Campin und Rogier van der Weyden: zu: E. Renders : La solution du problème van der Weyden-Flémalle-Campin
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https://doi.org/10.11588/diglit.71972#0248

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worfen sei, in der Inschrift keine zureichende Begründung. Selbstverständlich
hat Hubert nach einem Plane begonnen, dieser Plan braucht aber nicht der des
heutigen Altars zu sein, es ist denkbar, daß er in diesen nachträglich verarbeitet
und dabei völlig verändert wurde. Nach van Huerne soll Jan das meiste ge-
schaffen haben, schon Vaernewijck bezeichnet ihn als den eigentlichen Meister,
und tatsächlich haben gerade die besten Kenner auch überall nur Jans Stil zu
erkennen vermocht. Vielleicht also hat Hubert wirklich nur sehr wenig gemalt)
so daß die Frage nach dem, was er gemalt hat, hinter der anderen nach dem,
was er geplant, und was dann im Gegensätze dazu der zweite Bruder geplant hat,
zurücktreten müßte. Die vor allem von Friedländer hervorgehobene „Uneinheit-
lichkeit" des Altars ist nach der Wiedervereinigung des Ganzen in Gent für
jedes empfindliche Auge offenbar geworden. Vielleicht vermag daher die in der
älteren Literatur nie gestellte Frage nach den Ursachen dieser Uneinheitlichkeit
zu einer überzeugungskräftigeren neuen Lösung des „Rätsels" zu führen.
Leipzig, Juli 1933 Hermann Beenden

ROBERT CAMPIN UND ROGIER VAN DER WEYDEN
Zu: E. RENDERS, la solution du Probleme van der Weyden-Flemalle-
Campin. Bruges, Beyaert 1931.
Das Buch von Renders ist in fachwissenschaftlichen Kreisen und wohl auch
darüber hinaus als Sensation aufgenommen worden. Die Befürwortung von zu-
ständiger Stelle hat die Geneigtheit zur Annahme seiner These nicht unwesent-
lich beeinflußt. Dieser Versuch schien uns zunächst ein Symptom dafür, daß die
heute gültigen Vorstellungen von der Geschichte der altniederländischen Malerei
in vieler Hinsicht als provisorisch zu bezeichnen sind. Aber hier hat eine Notlage
zu Maßnahmen verleitet, die nicht nur keine Billigung finden dürften, sondern
denen auch ohne falsche Rücksichtnahme die Tatsachen entgegengehalten werden
müssen. Im Herbst 1930 hatten wir den ersten Teil einer Arbeit beendet, die sich
mit der gesamten Malerei Rogiers befassen soll. Es war möglich, den langwierigen
Arbeitsprozeß zu rekonstruieren, der uns von der widernatürlichen Hypothese
befreit, Rogier van der Weyden sei mit einer völlig neuen und fertigen Formen-
sprache in die Geschichte eingetreten, und der uns wie nichts anderes das Werden
nachmittelalterlicher Tafelmalerei in allen Zwischenstufen erleben läßt. Von
dieser Entwicklung kann in unserer Kritik der These des Buches von Renders
„La solution du probleme van der Weyden-Flemalle-Campin" allerdings nur ein
kurzer Abriß gegeben werden.
Beginnen wir mit einer positiven Beobachtung: „La critique pense que le
panneau (die Mitteltafel des Merode Altars) a servi de modele pour l'annonciation
du Prado et pour celle du Musee de Bruxelles. Je ne le crois pas." (R., Bd. II,
S. 34.) Wir verzeichnen also, daß die Tafel der Brüsseler Galerie keine Kopie nach

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