spricht. Sir Reginald Blomfield, ein Altersgenosse Messels und einer der Führer
des neuenglischen imperahstischen Bau-Klassizismus, ist zugleich der Verfasser
umfangreicher Handbücher zur Geschichte der englischen und französischen
Renaissance - Architektur. Zur Beurteilung des vorliegenden Werkes von B.
dürfte es am förderlichsten sein, zunächst seinen Inhalt zu berichten und mit
den etwa sich ergebenden Anmerkungen zu versehen, und dann erst im Zu-
sammenhang diejenigen Erörterungen anzufügen, welche dem Referenten auf
Grund seiner noch keineswegs irgend abgeschlossenen Beschäftigung mit dem
Gegenstände des Buches angebracht erscheinen.
Ein Abriß der Geschichte des Wortes Architekt steht am Anfang zwischen
einigen programmatischen Bemerkungen. Dann beginnt sogleich die berufsge-
schichtlichen Darstellung, und zwar mit Ägypten. B. legt verschiedene In-
schriften vor und weist auf eine der erhaltenen Grundriß-Zeichnungen hin1).
Was sich daraus ergibt, faßt er nur in wenigen Sätzen zusammen: Einerseits weiß
man nämlich, daß die königlichen Oberbaumeister hohe Würdenträger, zumeist
Hohepriester, gewesen sind, andererseits aber wird man nicht glauben, daß diese
selbst die Zeichner der erhaltenen Grundrisse seien. Die Erinnerung an die Ver-
hältnisse im absolutistischen abendländischen Barock liegt nahe, und vielleicht
wird anzunehmen sein, daß ein solcher „Surintendant", um den Ausdruck des
Ancien Regime zu wählen, auch in Ägypten über Bureaux verfügte, in denen
die Entwürfe nach seinen Ideen oder denen der dort Angestellten verfertigt
wurden. Wem vertraut ist, wie schwer noch im 18. Jahrhundert bei einem der-
artigen Betrieb die künstlerischen Anteile der verschiedenen an der Planung und
Ausführung Beteiligten zu scheiden sind, dem wird wenig Hoffnung bleiben, für
das alte Ägypten zu einer verläßlicheren Antwort zu gelangen.
Ganz anders lagen die Dinge, soweit man es bisher übersehen kann, in Griechen-
land2). B. gibt eine große Zahl von Belegen, ohne zu einer systematischen Zusam-
menfassung zu gelangen. Sicher ist, daß die großen griechischen Architekten
Künstler waren, die als Künstler lange nach ihrem Tode berühmt blieben. Sicher
ist, daß sie wie die Bildhauer Traktate über ihre Kunst verfaßt haben, die gleich-
falls weithin bekannt waren. Besonders beachtenswert ist der Hinweis auf eine
Konkurrenz in Athen im Jahre 448, für welche die Pläne der verschiedenen Teil-
nehmer zehn Tage lang öffentlich ausgestellt blieben3). Daß Skopas zugleich
Bildhauer und Architekt war, vervollständigt das Bild eines kunstbewußten Ar-
chitektenstandes, wie ihn das Abendland erst seit der Renaissance kennt. Freilich
hatte das im Gegensatz zur Renaissance keine Konsequenzen für die soziale Gel-
9 Für Genaueres über Ägypten konnte der Referent dank der Unterstützung von H. Kees
dessen Kulturgeschichte des alten Ägypten (Hb. d. Altertumskunde) in den Druckbogen, und
mehreres von der dort angeführten Literatur, vor allem R. Engelbach und Somers Clarke:
Ancient Egyptian Masonry, Oxford 1930 benutzen.
2) Leider fehlt noch jede Übersicht über alle die Nachrichten, welche man über den Archi-
tektenberuf in der klassischen und der nachklassischen Antike besitzt.
3) Vgl. A. H. Smith im Journal des Royal Institute of British Architects 1926.
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des neuenglischen imperahstischen Bau-Klassizismus, ist zugleich der Verfasser
umfangreicher Handbücher zur Geschichte der englischen und französischen
Renaissance - Architektur. Zur Beurteilung des vorliegenden Werkes von B.
dürfte es am förderlichsten sein, zunächst seinen Inhalt zu berichten und mit
den etwa sich ergebenden Anmerkungen zu versehen, und dann erst im Zu-
sammenhang diejenigen Erörterungen anzufügen, welche dem Referenten auf
Grund seiner noch keineswegs irgend abgeschlossenen Beschäftigung mit dem
Gegenstände des Buches angebracht erscheinen.
Ein Abriß der Geschichte des Wortes Architekt steht am Anfang zwischen
einigen programmatischen Bemerkungen. Dann beginnt sogleich die berufsge-
schichtlichen Darstellung, und zwar mit Ägypten. B. legt verschiedene In-
schriften vor und weist auf eine der erhaltenen Grundriß-Zeichnungen hin1).
Was sich daraus ergibt, faßt er nur in wenigen Sätzen zusammen: Einerseits weiß
man nämlich, daß die königlichen Oberbaumeister hohe Würdenträger, zumeist
Hohepriester, gewesen sind, andererseits aber wird man nicht glauben, daß diese
selbst die Zeichner der erhaltenen Grundrisse seien. Die Erinnerung an die Ver-
hältnisse im absolutistischen abendländischen Barock liegt nahe, und vielleicht
wird anzunehmen sein, daß ein solcher „Surintendant", um den Ausdruck des
Ancien Regime zu wählen, auch in Ägypten über Bureaux verfügte, in denen
die Entwürfe nach seinen Ideen oder denen der dort Angestellten verfertigt
wurden. Wem vertraut ist, wie schwer noch im 18. Jahrhundert bei einem der-
artigen Betrieb die künstlerischen Anteile der verschiedenen an der Planung und
Ausführung Beteiligten zu scheiden sind, dem wird wenig Hoffnung bleiben, für
das alte Ägypten zu einer verläßlicheren Antwort zu gelangen.
Ganz anders lagen die Dinge, soweit man es bisher übersehen kann, in Griechen-
land2). B. gibt eine große Zahl von Belegen, ohne zu einer systematischen Zusam-
menfassung zu gelangen. Sicher ist, daß die großen griechischen Architekten
Künstler waren, die als Künstler lange nach ihrem Tode berühmt blieben. Sicher
ist, daß sie wie die Bildhauer Traktate über ihre Kunst verfaßt haben, die gleich-
falls weithin bekannt waren. Besonders beachtenswert ist der Hinweis auf eine
Konkurrenz in Athen im Jahre 448, für welche die Pläne der verschiedenen Teil-
nehmer zehn Tage lang öffentlich ausgestellt blieben3). Daß Skopas zugleich
Bildhauer und Architekt war, vervollständigt das Bild eines kunstbewußten Ar-
chitektenstandes, wie ihn das Abendland erst seit der Renaissance kennt. Freilich
hatte das im Gegensatz zur Renaissance keine Konsequenzen für die soziale Gel-
9 Für Genaueres über Ägypten konnte der Referent dank der Unterstützung von H. Kees
dessen Kulturgeschichte des alten Ägypten (Hb. d. Altertumskunde) in den Druckbogen, und
mehreres von der dort angeführten Literatur, vor allem R. Engelbach und Somers Clarke:
Ancient Egyptian Masonry, Oxford 1930 benutzen.
2) Leider fehlt noch jede Übersicht über alle die Nachrichten, welche man über den Archi-
tektenberuf in der klassischen und der nachklassischen Antike besitzt.
3) Vgl. A. H. Smith im Journal des Royal Institute of British Architects 1926.
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