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Kritischer
Anzeiger tnr Literatur und Runlt.
Beiblatt zu 85 der Zeitschrift:
„Das Rheinland wie es ernst und heiter ist."
5. Sonntag, LN. ZuLL 1840.

Novellen und Erzählungen von Emanuel
Straube. — Wien. Druck und Verlag von Karl
Gerold.
Straube ist Einer von den wenigen guten Erzählern, die aus
dem österreichischen Literatur-Boden spärlich hervorkeimen. So
viele ausgezeichnete Lyriker und Epiker Oesterreich aufzuweisen
hat, so wenig Erzähler-Talente tauchen hier auf, die eine all-
gemein-deutsche Literatur-Bedeutung gewinnen könnten. Vielleicht
daß sie in der Wahl der zu behandelnden Vorwürfe zu ängst-
lich zu Werke gehen müssen, vielleicht daß ihnen eine großartige
Lebensanfchauung fehlt, da sie aus den gewöhnlichen Lebensgleisen
nicht herauskommen, vielleicht daß sie bei ihrer eingebornen lyri-
schen Ueberschwenglichkeit der dramatischen Innerlichkeit ermangeln,
die zur Novelle, zum anziehenden Lebensgemälde, Haupterforder-
niße sind; mit Einem Worte, die Erzähler-Talente der österreichischen
Literatur können den Lyrikern Oesterreichs nicht die Schuhriemen
auflösen. Tschabuschnig ist zu reflektirend, zu vollgepfropft mit
Sentenzen und kann in der Erzählung nie zur Handlung kommen.
Die Pichler ein kräftiges Naturell, ist von der Zeit aufge-
rieben. Johann Langer wird noch unausstehlich länger in der Er-
zählung, denn er sonst in seinen sogenannten „Humoristischen Aufsätzen"
ist; nicht Ein Mal einen derb - pinsligen Novellisten für die Leih-
bibliotheken-Lektüre-Verschlinger hat die junge Literatur Oesterreichs
aufzuweisen. (Vielleicht der einzige Vorzug dieser Dürftigkeit) denn
der Urvater dieser Race, der ungeheuerliche, Roman-ausschwitzende
Dellarosa ruht auf seinen Lorbeern aus. Emanuel Straube
ist ein frommes, kindliches Gemüth, fleißiger Mitarbeiter an den
wiener Journalen und was er darin als freundliche Spende nie-
der gelegt, wird hier in einer Sammlung wiedergeboten. Es
find einfache, harmlose Erzählungen und Novellen, ohne beson-
dere hervorstechende Tendenzen. Sie unterhalten und setzen den
Leser nebenbei in recht heitere Stimmung. Die „fliegenden Poesien"
sind eine hübsch-geschriebene Bagatelle. Mitunter finden wir auch
in der Sammlung manche breit ausgeschriebene, gewöhnliche Liebes-
geschichten. Druck und Papier recht anständig. — st.

Nachtbilder aus dem Ritter-und Räuberleben
und der Geisterwelt (sollte wohl Gespenster-
welt heißen). — 3. u. 4. Bändch. Mergentheim.
1840. Verlag der neuen Knnst- nnd Buchhdl.
Schade, daß auch Gutenbergs schöne Erfindung zu solchem
Quark herhalten muß. — st.

Luise von Frankreich — Nach dem Roman des
Grafen Dash, ins Deutsche übertragen von A.
Cosmar. Berlin bei F. H. Mori n.
Ein guter Roman für Leihbibliotheken, wie dergleichen von
den Franzosen täglich Dutzende aus den Aermeln gebeutelt werden.
Der historische Hintergrund ist ziemlich Farben-verwischt, aber
in der Darstellung bemerken wir das rasche Fortschreiten, das
den meisten Roman-Erscheinungen französischen Ursprungs eigen
ist. Einige Scenen am Hof Ludwig XV. sind effektvoll ge-
schildert. A. Cosmar übersetzt in leichten sprachlichen Wendun-
gen. Die Ausstattung von Morin sehr elegant.

Unterhaltungen für die elegante Welt von
St. H. Schreiber. (Nicht Hofrath Schreiber).
1. u. 2. Band. Preßburg, gedruckt bei Edlen von
Schmid. (Doch nicht etwa auch verlegt?)
Eine sehr bedeutende Sammlung gedruckter Langweiligkeiten
für die elegante und unelegante Welt. Die humoristischen Auf-
sätze sind ganz im vergilbten Colorit Johann Langers gehalten.
Wir fürchten sehr, daß etwa auch noch ein dritter und vierter
Band nachfolgt.
Das Papier des Edlen von Schmid dürfte in Löschanstal-
ten sehr gut zu verwenden sein. — ft.

Znserateil'Rubrik.

Sämmtliche hier angezeigten Bücher rc. sind in der Buchhandlung von Joh. Wirth
in Mainz zu haben. _

Chemie, Technologie, Land: und
Haus Wirth schäft!
Unterzeichnete Buchhandlung, seit länger als 30 Jahren
mit Verlags-Unternehmungen vorzugsweise aus dem
Gebiete obengenannter Wissenschaften beschäftigt, beabsich-
tigt mit unveränderter Vorliebe und Thätigkeit darin fort-
zufahren , und dabei ihr Hauptaugenmerk besonders aus

solche Werke zu richten, welche die Beförderung und Ver-
vollkommnung der Künste, der Fabriken, der Manu-
fakturen, der technischen Gewerbe, der Land-
wirthschaft und der bürgerlichen Haushaltung
bezwecken.
Namhafte Verfasser, Herausgeber und Uebersetzer von
Schriften, welche die genannten wissenschaftlichen Fächer
zum Gegenstände haben, werden um geneigte Offerten
 
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