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Kritischer

Anzeiger kur Literatur und Rnnkt.

Beiblatt zu 143 der Zeitschrift:
„Das Rheinland wie es ernst nnd heiter ist."

22. Sonntag, LS. November 1840.

Literatur.
Leben des Sandwirths Andreas Hofer,
Oberanführers der Tyroler in ihren glorreichen
Kämpfen von 1809. Vom Vollender des „Mar-
schall Vorwärts". Leipzig, 1839. Verlag von
W. Langewiesche in Barmen.
Auch mit dem Collectiv - Titel:
Gallerte der Helden. Dritten Bandes zweite
Abtheilung. — (Pr. 18 gGr.)
Diese brav geschriebene Geschichte eines Heldenlebens, das
der ewige Ruhm des schönen Landes Tyrol sein wird, macht
der Feder des uns unbekannten Verfassers alle Ehre, und nicht
der bloßen Feder allein, die eine der heroischsten Zeiten würdige
Heldengestalt und eine der edelsten Popularitäten populär schil-
dert, sondern auch der höchst ehrenwerthen deutschen Gesin-
nung wegen, die sich durchweg in dieser für das Volk berech-
neten Schrift kund giebt. Wer Hofer's Geschichte, wie hier,
nach Glauben verdienenden Quellen dargestellt findet, wer die
Lieder unserer patriotischen Dichter (eines Rückert, Schenkendorf,
Körner, Mosen) kennt, wer in Jmmermann's „Trauerspiel in
Tyrol" Hofern auf den Brettern, die die Welt bedeuten, ver-
herrlicht sah, — der wird mit Abscheu von dem 1817 publi-
cirten Machwerke einer „Geschichte Andreas Hofers" sich weg-
wenden, die der öffentlichen Meinung zufolge einen gewissen
Baron, der ein Tyroler wie Raffel war, zum Verfertiger haben
sollte. Dieser Letztere, gewiß kein ex (Molo, aber eum ira
ei stuüio scribelnder Prachthistoriker, schämt sich nicht, mit der
neidgetränkten Behauptung über den jedenfalls etwas berühmtem
und Heldenherzigern Landsmann aufzutreten: „Hofer habe an
den großen Erfolgen von 1809 keinen thätigern und unmittel-
barer eingreifenden Antheil gehabt, als die Bundeslade bei den
Israeliten und der hölzerne St. Antonius bei den Portugiesen!"
Ja dieser Geschichtsverdreher entblödet sich nicht, Hofer einen
„Popanz" zu nennen, und einen „Schlauch", der „in sich selbst
zusammengefallen" sei, wenn der klassische Verfertiger der keinen
Hund vom Ofen lockenden Jmperial-Proclamationen nicht hinter
ihm gestanden hätte. Q Selbstsucht, o Eitelkeit! O des
unermeßlichen Verdienstes des Barons, -- das die Geschichte
verschweigen wird! Derselbe Baron war so edel, sogar den
letzten Wunsch des den Heroentod Sterbenden, der stehend
erschossen werden wollte, als eine Lächerlichkeit darzustellen, in-
dem er die nur den Schreiber entadelnde Floskel gebrauchte:
„Hofer war ja der Tyroler Heeresführer gewesen, und Impe-
ratoren! oportet 8tantem mori!"
Der Verf. der uns zur Anzeige vorliegenden Volksschrift
über Hofer hatte sehr wohl die Pflicht und das Recht, die
Heillose Ungerechtigkeit und die historische Pflichtvergessenheit eines
sein Gewissen so arg mit süffisanten Phrasen betäubenden Hofer-
Biographen überall, wo es am Orte war, mit der gebührenden
Schärfe zu notificiren.

Wir schließen die Anzeige mit dem Wunsche, daß obiges
treu und wahr erzählende Geschichtsbüchlein recht viele Leser bei
allem Volk erwerben möge. Und gewiß ist das Motto von
Tieck erwecklich:
„Wer da will Männer sehn,
Geh' in's Tyrolerland!" —

K rr n st.
Alle Kenner und Freunde der Kunst erlauben wir uns auf
ein Werk, welches die Poesie, Malerei und Musik verbindend
umfaßt, und in seiner Art noch nicht vorhanden ist, aufmerksam
zu machen. Es find dies nämlich
Zwölf Lieder
von Goethe, Herder, Uhland, Chamisso, Heine, Brentano rc>,
komponirt mit Begleitung des Pianoforte oder der Guitarre von
Edw. Hartenfels, nebst einem allegorischen Titelblatte und
zwölf den Inhalt dieser Lieder vergegenwärtigenden, von W.
Preine, L. und E. Clasen, Sey, Gretting, Grashoff, Haach,
Hasenklever, Heine, Mengelberg, Bausch und Zwecker, Künst-
lern der Düsseldorfer Maler-Akademie, entworfenen Zeichnungen.
Der Herausgeber derselben, Herr Hartenfels, zeigt ein
erfreuliches geistreiches Talent im Komponiren lyrischer Ge-
sänge. IN diesen Liedern weht ein eigener gemächlicher Geist,
welcher tief in das Innerste der Seele dringt, bald durch in-
nige Melancholie, bald durch erhabnen Ernst nnd zarte Fröh-
lichkeit bezaubert, und einen lieblich ergreifenden Eindruck au
den Zuhörer macht.
Die Zeichnungen beweisen eine in allen Theilen des Aesthe-
tischen wahrhaft künstlerische Meisterhand, und die Hauptmomente
der Gedichte sind von der ideellsten und wirksamsten Seite auf-
gefaßt worden.
So bildet diese in ihrer verzweigten Ausstattung noch ein-
zige Sammlung von Liedern eine Verbindung der verschiedenen
Künste: Poesie, Malerei und Musik.
Das Werk, welches in 3 Lieferungen erschienen ist, liegt
uns vor. Jede Lieferung enthält 4 Zeichnungen und 4 Lieder.
Sie kostet mit Zeichnungen auf weißem Papier 1 Thlr. 5 Sgr.
und mit solchen auf chinesischem oder farbigem Papier 1 Thlr.
20 Sgr. Da jede Lieferung 7—8 Bogen enthält, so bezahlte
der Subscribent nicht einmal den gewöhnlichen Ladenpreis der
Musikalien, und erhielt bei der ersten Lieferung einen mit Ara-
besken verzierten Umschlag und bei der 3ten Lieferung ein alle-
gorisches Titelblatt nebst einem Prolog des Herausgebers gratis.
Bei diesem billigen Subskriptionspreis ist das Werk sowohl
für den Musik- als auch für den Bildcrliebhaber empfehlungs-
werth. Denn so wie jener für den Musikalienpreis die Bilder
als Zugabe erhält, bekömmt dieser zu den Bildern die Musi-
kalien als Zugabe.
 
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