Des Aunsthandwerks junge Mannschaft.
Meister gegangen sind, den Weg vom
Handwerk zur Kunst. Erst tüchtig in:
Handwerk werden, dann durch immer
weitere Vervollkommnung eine allmäh-
liche Annäherung an das, was man
gemeiniglich „Kunst" nennt!
Ernst Riegel, von dem wir schon
öfters einzelne Entwürfe gebracht haben,
ist diesen Weg gegangen; mit welchen:
Erfolge, das zeigen die diese Zeilen
begleitenden Abbildungen. Geboren zu
Müunerstadt bei Kissingen (s87s) machte
Riegel in Kempten eine dreijährige Lehre
als Eifeleur durch, wobei ein Lehrlings-
preis des Gewerbevereins in hohem Maße
aneiferud wirkte, besuchte dann von s8st0
bis \895 die Münchener Kunstgewerbe-
schule und war danach fünf Jahre lang
in der Werkstätte Prof. Fritz v. Millers
beschäftigt. Durch letzteren Umstand er-
rang er sich im Vorjahre in Paris die
goldene Mitarbeitermedaille.
Auch Riegel liefert, wie so manch
anderer Praktiker, den Beweis, daß die
Erziehung in der „alten Schule" kein
Hindernis für die moderne Weiterentwick-
lung ist. Wer das Wesentlichste bei den:
Studium der alten Arbeiten begriffen hat,
der weiß, daß dies weniger in den ge-
schichtlichen Stilsormen als vielmehr in
Erfüllung der in: Material begründeten
Etilbedingungen zu finden ist; insofern
neue Arbeiten diesen letzteren Bedingungen
in gleichen: Maße nachkon:n:en wie alte,
wird man leicht verwandte Züge zwischen
Alten: und Neuen: durchfühlen, wenn
auch die dekorativen Formeneleinente an-
derer Art sein mögen. Dem Zug der
Zeit nachgebend, nin:n:t Riegel z. B. bei
seinen Silberpokalen mit Vorliebe pfianz-
liche Motive zu Vorbildern, aber gerade
nur so weit, als dadurch die Zweckerfüllung
des Gerätes nicht beeinträchtigt wird und als es das
Material zuläßt.
Die beiden nach den ausgeführten Stücken ab-
gebildeten Pokale (Abb. 6H und 66) sind gewiß in
ihrer Gesamterscheinung durchaus modern; verfolgt
man aber die Einzelheiten z. B. an den: Daphne-
Pokal jAbb. 63 und 6H), so wird man zugeben
müssen, daß deren Ausführung keinen spezifisch
modernen Stempel trägt. Modern ist etwa die
Art, wie die Steine an den Gefäßsüßen zwischen das
Wurzelwerk eingekleinmt sind; aber die charakter-
66. Bilbcrbecher von <£. Riegel, München. Laubdekoration der Auppa
gemeißelt, die vergoldeten Apfel Herausgetrieben; zwischen beit Baum-
wurzeln Bpale. (s/4 der wirkl. Gr.)
volle Behandlung des Laubwerks auf den kugeligen
Kuppen mittels des Meißels wird niemand als eine
Errungenschaft der Gegenwart in Anspruch nehme::
wollen. Auch an den nur in Entwürfen vorgelegten
Pokalen enthält sich Riegel jeglichen, für den Nicht
techniker so naheliegenden Verstoßes gegen die durch
Technik und Material festgelegten Stilbedingungen:
alle bei den natürlichen Blatt- und Blumenformen
so häufigen Spitzen, Ausladungen, Unterschnei-
dungen u. s. w. sind glücklich vermieden, und es ist
nur das aus der Naturforn: in die Kunstforn:
Meister gegangen sind, den Weg vom
Handwerk zur Kunst. Erst tüchtig in:
Handwerk werden, dann durch immer
weitere Vervollkommnung eine allmäh-
liche Annäherung an das, was man
gemeiniglich „Kunst" nennt!
Ernst Riegel, von dem wir schon
öfters einzelne Entwürfe gebracht haben,
ist diesen Weg gegangen; mit welchen:
Erfolge, das zeigen die diese Zeilen
begleitenden Abbildungen. Geboren zu
Müunerstadt bei Kissingen (s87s) machte
Riegel in Kempten eine dreijährige Lehre
als Eifeleur durch, wobei ein Lehrlings-
preis des Gewerbevereins in hohem Maße
aneiferud wirkte, besuchte dann von s8st0
bis \895 die Münchener Kunstgewerbe-
schule und war danach fünf Jahre lang
in der Werkstätte Prof. Fritz v. Millers
beschäftigt. Durch letzteren Umstand er-
rang er sich im Vorjahre in Paris die
goldene Mitarbeitermedaille.
Auch Riegel liefert, wie so manch
anderer Praktiker, den Beweis, daß die
Erziehung in der „alten Schule" kein
Hindernis für die moderne Weiterentwick-
lung ist. Wer das Wesentlichste bei den:
Studium der alten Arbeiten begriffen hat,
der weiß, daß dies weniger in den ge-
schichtlichen Stilsormen als vielmehr in
Erfüllung der in: Material begründeten
Etilbedingungen zu finden ist; insofern
neue Arbeiten diesen letzteren Bedingungen
in gleichen: Maße nachkon:n:en wie alte,
wird man leicht verwandte Züge zwischen
Alten: und Neuen: durchfühlen, wenn
auch die dekorativen Formeneleinente an-
derer Art sein mögen. Dem Zug der
Zeit nachgebend, nin:n:t Riegel z. B. bei
seinen Silberpokalen mit Vorliebe pfianz-
liche Motive zu Vorbildern, aber gerade
nur so weit, als dadurch die Zweckerfüllung
des Gerätes nicht beeinträchtigt wird und als es das
Material zuläßt.
Die beiden nach den ausgeführten Stücken ab-
gebildeten Pokale (Abb. 6H und 66) sind gewiß in
ihrer Gesamterscheinung durchaus modern; verfolgt
man aber die Einzelheiten z. B. an den: Daphne-
Pokal jAbb. 63 und 6H), so wird man zugeben
müssen, daß deren Ausführung keinen spezifisch
modernen Stempel trägt. Modern ist etwa die
Art, wie die Steine an den Gefäßsüßen zwischen das
Wurzelwerk eingekleinmt sind; aber die charakter-
66. Bilbcrbecher von <£. Riegel, München. Laubdekoration der Auppa
gemeißelt, die vergoldeten Apfel Herausgetrieben; zwischen beit Baum-
wurzeln Bpale. (s/4 der wirkl. Gr.)
volle Behandlung des Laubwerks auf den kugeligen
Kuppen mittels des Meißels wird niemand als eine
Errungenschaft der Gegenwart in Anspruch nehme::
wollen. Auch an den nur in Entwürfen vorgelegten
Pokalen enthält sich Riegel jeglichen, für den Nicht
techniker so naheliegenden Verstoßes gegen die durch
Technik und Material festgelegten Stilbedingungen:
alle bei den natürlichen Blatt- und Blumenformen
so häufigen Spitzen, Ausladungen, Unterschnei-
dungen u. s. w. sind glücklich vermieden, und es ist
nur das aus der Naturforn: in die Kunstforn: