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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 52.1901-1902

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Vom Büchermarkt.

künstlerischen Persönlichkeit des Baseler Meisters".
Es liegt in der Art solcher Aufzeichnungen, daß sie
kein völlig ausgeglichenes, abgerundetes Bild ergeben,
dafür aber Einzelzüge mit größter Arische und Le-
bendigkeit hervortreten lassen. Manches Widerspruchs-
volle, das sich findet, braucht nicht nur auf Unzu-
verlässigkeit des Gedächtnisses oder Mißverstehen des
Niederschreibenden zurückgesührt zu werden. Eine so
regsame, warmblütige Rünstlernatur, wie die Böcklins,
sah und beurteilte eine Bache heute unter einem be-
stimmten Gesichtspunkt wohl ganz anders, als nach
Wochen oder fahren unter einem andern Gesichts-
punkt. War doch Böcklin bis an fein Ende ein
Buchender, Lernender! Breiten Raum nehmen in
dem Buche die Mitteilungen über Maltechnisches ein.
Man staunt über des Meisters rastlose Bemühungen,
die Geheimnisse der soliden Malverfahren der Alten
durch Beobachtung, Experimentieren und Btudieren
in noch erhaltenen Rezeptbüchern zu ergründen. Ge-
naue Angaben über das allmähliche Entstehen und
Ausreisen einzelner Bilder zeigen aufs neue, wie
falsch es ist, Böcklin mit dem einen Bchlagwort „Ro-
lorist" einschätzen zu wollen, wie sehr vielmehr bei
ihm die Romposition auf Linien und Massen, die
Wirkung im Raum (Rahmen), die mit seltenem Runst-
verstand verfolgte Perausarbeitung starken poetischen
Gehaltes eine Rolle spielen. Auch über des Rünstlers
bekannte Eigentümlichkeit, nicht vor der Natur zu
malen, sondern das draußen scharf Beobachtete frei
aus der Erinnerung wiederzugeben, finden sich in-
teressante Bemerkungen. Zn diesem Punkt kann das
Buch vielleicht für junge Rünstler gefährlich werden.
Möchten doch alle, die es lesen, — ihrer werden sicher
sehr viele sein — nicht vergessen, daß das, was für eines
Böcklin seltene Vollnatur eine der Bedingungen ihrer
eigenartigen Erfolge wurde, für tausend Andere ver-
derblich werden kann! R. St.

Johanna Hipp. Der Zeichenunterricht für dNad-
—chcn. Verlag von A. Bull in Btraßburg i. E.
Unter obigem Titel ist vor einigen Monaten ein Werk
erschienen, wichtig für alle, welchen der Unterricht in
diesem Aach am Perzen liegt. Es bezeichnet das
erste Eindringen des modernen Verwertens der
psianzenformen in die Bchule, und die Bchulbehörde
im Reichsland hat feine Vorzüge dadurch anerkannt,
daß es als Leitfaden für den Zeichenunterricht an
den elsässifchen Bchulen, und nicht nur für Mädchen,
eingeführt wurde.

Es fehlt ja nicht an Darstellungen der Methodik
des Zeichenunterrichts, und viel von dem, was Btuhl-
mann, Alinzer u. a. in diesem Aach festgelegt haben,
wird immer seine Geltung behalten. Die Verfasserin

86. Lüster aus Lchmiedeisen, von R. Airsch.
(Muster gesch.)

geht wie Jene von den geometrischen Grundformen
aus, die sie aber schon auf den untersten Btusen zu
einfachen Reihungen verwenden läßt. Ganz neu
aber ist die Art, wie sie die Rinder weiterhin zur
selbständigen Verwertung der Blatt- und Blumen-
formen anleitet.

Die Bchule soll gewiß nicht jeder Dekorations-
mode folgen, ebensowenig aber darf sie an ver-
steinerten Traditionen festhalten, wenn ringsum auf
neuen Wegen sichere, erfreuliche Resultate gewonnen
sind und täglich neu gewonnen werden, — wie man
sie unsrer modernen Behandlung der Pflanzenwelt
nicht mehr absprechen kann.

Die Verfasserin verkennt den Wert der Vor-
bilder nach klassischen Ornamenten nicht, verweist
aber das Rennenlernen derselben aus spätere Zeit,

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