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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 52.1901-1902

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vom Büchermarkt.

wenn das Auge durch das Studium
der Nächstliegenden Erscheinungen ge-
nügend vorgebildet ist, uin stilistische
Schönheit richtig aufzufassen. „Das
Kopieren," sagt sic, „kann den Schön-
heitssinn um gewisse formen ma-
teriell bereichern; aber es ist kein
Vergleichen, fein Urteilen, Ver-
werten der gewonnenen Begriffe,
kein Gestalten, kurz, keine Übung
und Stärkung des Organs, der Phan-
tasie selber. Verlangt inan etwa, wie
es oft geschieht, in den oberen Volks-
schulklast'en Abänderung solch eines
klassischen Ornaments, neue Grup-
pierung der Motive, so stellt inan
den Kindern Ausgaben, die nur von
einem mit historischem Gefühl be-
gabten Künstler gelöst werden können.

Die Resultate kommen an Schön-
heitswert etwa deii schlechten Ver-
zierungen gleich, die man aii jedem
billigeil Tand erblicken kann, und die ihre Ent-
stehung vagen und unverstandenen Renaissance- uild
Rokoko-Erinnerungen verdanken."

Brauchbare Koinpositionen, und seien sie von
der bescheidensten Art, werden eher aus formen zu
gewinnen sein, welche die Kinder in der Natur kennen,
durch deil Unterricht beobachten geleriit lind einmal
mit Verständnis wiedergegeben haben. Z. Pipps
Lehrweise ist höchst lebendig und aneifernd. Sie
verteilt genügend viele Exeinplare des zu behandeln-
den Blattes unter die Kinder, stellt durch Hrage
und Antwort das Wesentliche desselben fest, zeigt die
Unterschiede der einzelnen Exemplare; jedes Kind hat
die besonderen Längen und Breitenverhältnisse seines
Blattes selbst festzustellen. Die
Lehrerin zeichnet die Umrisse
fei eines solchen Blattes in ver-

einfachter Form an die Schul-
V tafel und die Kinder zeichnen

mit. 3ft die ^orm richtig be-
M! griffen, so folgt vielleicht eine

eiilfache Reihung der Blätter,
die Füllung eines Quadrats rc.,
die zuerst durch Auf-
stecken der wirklichen
Blätter auf einer wei-
ßen Fläche anschau-
lich geinacht wird.

Pier vermisse ich
nur eine kurze Er-
klärung des Begriffs

„stilisieren"; die Schüler sollen er-
fahren, warum wir von den Zu-
fälligkeiten des natürlichen Wuchses
absehen, — daß es sich bei der
Komposition einer Borte um den
Rythmus, das Ordnen unter eine
geistige Einheit handelt, und dies
muß ihnen an guten Beispielen ge-
zeigt werden.

Die Verfasserin betont von An-
fang an den Zusammenhang zwi-
schen Zeichnen und Landarbeit, der
in Mädchenschulen seit lange ange-
strebt und nur selten erreicht wird.
Auch hier gibt ihr Buch eine Hülle
praktischer Anregungen.

Den Erfolg ihrer seit mehreren
Zähren an einer Volksschule in Mül-
hausen erprobten Lehrmethode be-
weisen die vielen Abbildungen von
überraschend guten Schülerarbeiten
in dem sehr hübsch ausgestatteten
Werke, das im übrigen durch Zeichnungen und
Entwürfe der Verfasserin den Lehrgang reichlich und
gut illustriert.

Es wäre sehr zu wünschen, daß auch weitere
Anterrichtsbehörden von dem durchaus selbständigen,
praktischen Werke Kenntnis nehmen und ihm einen
Einfluß auf unseren Unterricht und die entsprechende
Vorbildung der Lehrerinnen einräumen inöchten.

Zrene Braun.

om alten und neuen Stil im Ruustgewerbe.

Ergebnisse der pariser Weltausstellung ssiOO;
von Architekt Hr. Drobny. Salzburg, Verlag der
Salzburger Pandels- und Gewerbekammer. — Eine
zutreffende Schilderung der Stilverhältnisse des Kunst-
gewerbes im letzten Drittel des fsi. Jahrhunderts —
und ein Wegweiser für stilgemäßes -= vernunft-
gemäßes Schaffen der Gegenwart und der Zukunft.

US der Wagnersehule. Supplementhest Nr. 6
zur Zeitschrift „Der Architekt". Anton Schroll,
Wien ssiOO. Preis \2 M.

Wer etwa noch nicht wissen sollte, wie die mo-
derne Wiener Architekturschule arbeitet, der hat in
dieser sehr interessanten Sammlung Gelegenheit, sich
darüber zu unterrichten. Ein gut geschriebenes Vor-
wort von Alfred Roller eröffnet den Reigen und ihm
folgt eine große Reihe von Bauentwürfen zu Wohn-
und Geschäftshäusern, sowie zu öffentlichen Bauten
verschiedener Art. Geistreiche Laune wechselt mit
tiefsinniger Grübelei, charaktervolles Steingebäu mit

88. Geschmiedeter Leuchter,
Entwurf von A. Petrasch, Aus-
führung von p. Kölbl & Sohn,
München. (Muster gesch.)

87. Schmiedeiserner handleuchter,
nach Entwurf von A. Pctrasch,
ausgef. von P. Uölbl 8c Sohn,
München. (Muster gesch).

SS
 
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