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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 52.1901-1902

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Zwei-Brunnendenkmal-Konkurrenzen
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https://doi.org/10.11588/diglit.7007#0170

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Zwei Brmiiiendeilkmal-Konkurrenzen.

260. Brunnenmodell von Franz Drexler, München, ch

wie dies in unseren kleinen Landstädten oder in einer
alten Reichsstadt mit ihren reizvoll sich kreuzenden
Straßenzügen und ihren malerisch verschobenen Per-
spektiven der Fall zu sein pflegt. In der Stadt
Zweibrücken scheint sich kein geeigneterer Platz zu
finden als derjenige, von den: unsere Abb. 256
eine Anschauung gibt. Derselbe bildet ein gleich
schenkliges Dreieck, dessen Basis das alte Pfälzer
Fürstenschloß, das jetzige Iustizgebäude, bildet, ein
immerhin recht stattlicher Renaissancebau, während
die beiden längeren Schenkel durch eine etwas spär-
liche Allee und die reizlose Flucht kleinstädtischer
päuser begrenzt werden. An seiner Spitze öffnet
sich dieses Platzdreieck in Form einer breiten Straße.
Dadurch bestimmt sich die Orientierung des Denk-
mals: nicht gegenüber dem Schloßgebäude, wie man
dies aus plastischen Gründen wohl wünschen möchte,
sondern vor diesen: als den: gegebenen Hintergrund
findet es seine richtige Stelle, wenn es sich demjenigen,
der den Platz aus den: Pauptverkehrsweg betritt,
sogleich in seiner Gesamterscheinung präsentieren soll.
Ein schweres Bedenken ist dabei jedoch kaum zu
unterdrücken. Es besteht darin, daß sich auf den:
Platze, nächst der Dreieckspitze, bereits seit geraumer
Zeit ein Denkmal befindet, das bescheidene Monument
des letzten Zweibrückener psalzgrafen, des späteren
ersten Bayernkönigs Maximilian. Me die An-
sicht zeigt, ist das einfache Brunnendenkmal mit
seinem schlanken, von einer Bronzebüste bekrönten
Sandsteinsockel an sich so übel nicht und recht wohl
an seinem Platze, so daß künstlerische Gründe gegen
sein bescheidenes Dasein kaum geltend gemacht werden

können. Jedenfalls würden solche Gründe nicht so
schwer wiegen wie diejenigen, die man aus Er-
wägungen der Pietät gegen die geplante Dislocierung
des alten Denkmals zu gunsten des neuen in die
Magfchale werfen könnte. Doch das sind Fragen,
die den Kritiker weniger angehen als die Bürger-
schaft der Stadt und ihren wohlweisen Magistrat.

Bon den an der Konkurrenz beteiligten Künstlern,
deren Arbeiten wir hier in Abbildungen bringen und
kurz besprechen können, ist es einzig PH. Mi du:er,
der auf das vorhandene kleinere Denkmal Rück-
sicht nimmt und dessen Bestehen gewahrt wissen will
(Abb. 257). Sein Entwurf mit dem Kernwort
„Mittelsbach" vermeidet daher jede Konkurrenz zu
der schmal aufstrebenden Tendenz des älteren Monu-
ments und sucht vielmehr durch eine entschiedene
Entwickelung in die Breite sein Brunnendenkmal in
eine möglichst ei:ge, ideale Verbindung :::it dem da-
hinter liegenden Schloßgebäude zu bringen. Inner-
halb des umsstgen, breit gelagerten Beckens von
gradliniger Form erhebt sich auf vier gedrungenen
Pfeilern, die durch Bogen verbunden sind, ein Ge-
wölbe in Gestalt einer auf vier Seiten offenen Palle,
die als oberen Abschluß einen mächtigen Bronze-
Löwen von archaischen: Charakter trägt. Offenbar in
absichtlichem, aber, wie uns scheinen will, nicht eben
glücklichem Gegensatz zu der architektonischen Starrheit

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