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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 52.1901-1902

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Chronik des Bayerischen Kunstgewerbevereins
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https://doi.org/10.11588/diglit.7007#0255

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Chronik des Bayer. Kunstgewerbevereins.

577. Siebenbürger Geschirr, Privatbesitz. ('/4 der wirkl. Gr.) Die Platte und die äußeren Kannen: trüb rahmgelber
Grund mit pastoser dunkelblauer Zeichnung; mittlere Kanne: grün, braun und dunkelgelb gezeichnet.

Dreizehnter Abend - den 25. Februar — Skizzenabend.
Lin schon früher einmal unternommener versuch, im Entstehen
begriffene Arbeiten, Entwürfe, Modelle oder auch Aufnahmen
architektonischer, kunstgewerblicher oder landschaftlicher Art den
Vereinsmitgliedern vorzustellen, wurde an diesem Abend wieder
unternommen; nur wenig mehr als ein Dutzend Aussteller |
hatten sich eingefunden mit Arbeiten verschiedener Güte, aber I
doch so, daß der versuch zu weiteren Veranstaltungen in ähn-
lichem Sinn ermutigte. Bildhauer Franz Ringer brachte
eine beträchtliche Zahl sehr anerkennenswerter Zeichnungen,
Aquarelle, Studien zu lvanddekorationen, geschnitzten Möbeln, >
Wandbildern ernsthafter und scherzhafter Natur, Entwürfe zu
Metallgeräten, zu Plakaten. Ihm zunächst an Vielseitigkeit |
kam Friede. Adler mit Tapeten, Buchdecken, Gefäßen sowie
besonders hübschen Landschaftsstudien in Bleistift, Feder und |
Aquarell. M« Mandl hatte Tapeten, Buchschmuck, Plakate,
Speisekarten gebracht, — Zenkert treffliche Landschaftsbildchen
und Pstanzenstudien. Das Gebiet der Dekorationsmalerei war |
ziemlich reichlich vertreten durch P. A l l w a n g, lheinr. Birk, !
Jakobs und Kainz, — das der Glasmalerei durch August
Schmidt. An Entwürfen für Raumausstattung hatte nur
w. Michael einige Blätter zur Schau gestellt, während einzelne
Entwürfe zu ganz brauchbaren modernen Möbeln aus der städtischen
Fortbildungsschule (Klaffe Stulberger) herrührten. Der
Graphiker Walter Ziegler zeigte in Naturkopien, Lichtpausen,
kleinen Flachmüsterchen u. ähnl. Proben seiner künstlerischen
Thätigkeit. Die Bildhauerei beschränkte sich auf wenige Modelle
von M. bseilmaier (Kirchenstuhl, lholzfignr, Wandbrunnen),
Jos. Köpf (kleine Modelle, Brunnen), M. Klöppel (Rähmchen),

- während Th. veill mit ein paar sehenswerten Skizzen-
büchern mit architektonischen Zeichnungen und Aquarellen als
einziger die Architektur repräsentierte.

vierzehnter Abend — den q. März. Dieser Ver-
sammlungsabend zeigte ein doppeltes Gesicht, indem die erste
lhälfte durch einen Vortrag von Bildhauer Ringer über

Goslar (mit Lichtbildern) ausgefüllt wurde, während die zweite
lhälfte einer kleinen Jubiläumsfeier gewidmet war. — (Da der
Berichterstatter wegen einer gleichzeitigen Ausstellungssitzung
leider den Vortrag nicht mit anhören konnte, folgt hier der
Auszug nach dem von den „M. N. N." erstatteten Bericht.)
Der Vortrag begann mit einem kurzen Rückblick auf die Ge>
schichte der Stadt seit ihrer Gründung durch Kaiser Heinrich I.
int Jahre 9(9; die durch Lichtbilder vorgeführten architektonischen
Schönheiten führten wohl manchen auf deu Gedanken, wie arm
an originalen Schöpfungen im Angesicht solcher Dinge unsere
Tage genannt werden müssen. Oer Vortragende geleitete die
Zuhörer in einem Spaziergange durch die ganze Stadt. Man
lernte wundervolle Kirchen und Kapellen kennen, ehrwürdige
Gildenhäuser, Straßen und Plätze mit den merkwürdigsten
Giebelbauten, mit grotesken Erkern und Türmen daran, mit
Skulpturen und ornamentaler Verzierung versehen — das
Rathaus, das aus dem Ende des Jahrhunderts stammt,
endlich das sog. „Kaiserhaus", das — wie man annimmt
älteste erhaltene rechtsrheinische Profangebäude, von Heinrich II.
um \o\o gegründet. Sämtliche genannten Gebäude wurden
von Ringer durch Erläuterungen mit Rücksicht auf ihre Ent-
stehuugszeit, Stilformen und geschichtlichen Schicksale näher
geschildert. Ein Gang in die landschaftlich prachtvolle Um-
gebung der Stadt beschloß diesen ganz ungewöhnlich anziehenden
Vortrag.

An den Vortrag schloß sich eine kleine Feier, wie sie in
den Annalen des Vereins nur selten vorkommt. Fräulein Anna
Le Feubure hatte am ;. März das 25. Jahr ihrer Stellung
als Buchhalterin der Vereins < Ausstellungshalle zurückgelegt.
Der Ausschuß hatte daher beschlossen, der verdienten Mitstreiterin
im Kampf um die Vereinsinteressen eine besondere Auszeichnung
zukommen zu lassen. An dem blumengeschmückten Mitteltisch
des Festsaals hatte die Jubilarin im Kreise des übrigen Hallen-
Personals den Ehrenplatz eingenommen, als der Vorsitzende
des Vereins, Prof. v. Thiersch, der stillen und unermüdlichen
I Thätigkeit der Gefeierten gedachte und ihr den Glückwunsch

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